Stark bewölkt, leicht verregnet und mäßige Temperaturen bei bis zu 9°C

Eine Studie des Innenministeriums zeigt: 84 Prozent der Ukraine-Geflüchteten sind Frauen Der Organisator des Russen-Autokorsos gibt Interview, ohne Fragen zu beantworten Der Wissenschaftliche Parlamentsdienst warnt vor neuer Autobahn durch Berlin

wie jeden Tag schauen wir zuerst auf die aktuellen Entwicklungen in Putins Krieg gegen die Ukraine.

+++ Russland will dem UN-Sicherheitsrat „empirische Beweise“ vorlegen, wonach es nicht für die Massaker in Butscha und anderswo verantwortlich sei. Die „New York Times“ hat die russische Darstellung allerdings anhand von Satellitenbildern bereits widerlegt. Demnach wurden viele der Menschen, die auf den Straßen von Butscha lagen, bereits Mitte März umgebracht, als die Russen den Ort okkupiert hatten.

+++ Nach Angaben ukrainischer und US-Sicherheitsexperten bereiten Putins Truppen massive Angriffe auf die Region Luhansk im Osten der Ukraine vor, um dort Gelände zu gewinnen und Erfolgsnachrichten fürs Inland zu generieren. Parallel sei mit weiteren Luftangriffen auf andere Regionen zu rechnen, um das Land insgesamt zu terrorisieren.

+++ Der frühere russische Präsident, Dmitri Medwedew, kündigt eine harte Reaktion auf die Ausweisung russischer Diplomaten aus westlichen Ländern an. „Es wird symmetrisch und destruktiv für die bilateralen Beziehungen sein“, schrieb er in seinem Telegram-Kanal.

In unserem Live-Ticker halten wir Sie wie gewohnt auf dem aktuellen Stand zum Krieg. Nicht alle Bilder können und sollen gezeigt werden. Eines, das sehr viel sagt, ist ein Foto des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei seinem Besuch in Butscha.

Laut einer Studie des Bundesinnenministeriums handelt es sich bei den aus der Ukraine nach Deutschland Geflüchteten zu 84 Prozent um Frauen, durchschnittlich 38 Jahre alt. Mehr als die Hälfte von ihnen sei mit ihren Kindern geflohen. Knapp die Hälfte von ihnen halten sich in den größten deutschen Städten auf, Berlin liegt mit 14 Prozent weit vorn. Jede/r Dritte rechnet damit, bald in die Ukraine zurückkehren zu können, 19 Prozent haben keinerlei Pläne.

Der „Korso der Schande“, wie der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk die russisch beflaggte Autoparade vom Sonntag bezeichnete, war laut Polizei und der Regierenden Bürgermeisterin von der Demonstrationsfreiheit gedeckt. Die Frage, ob man die vereinzelt pöbelnden Putin-Fans nicht wenigstens vom Hauptbahnhof als zentraler Anlaufstelle für die ukrainischen Kriegsflüchtlinge fernhalten konnte, wurde am Montag nicht weiter thematisiert. Die „Berliner Zeitung“ hat nach eigenen Angaben mit dem Organisator gesprochen, der anonym bleiben wolle, „aus der Sowjetunion“ stamme. Statt die Fragen der Kollegen zu beantworten, stellt der Mann Behauptungen über angebliche Diskriminierung russischsprachiger Menschen und eine Todesdrohung des ukrainischen Botschafters auf. Konkret wird er auch auf mehrfache Nachfrage nicht.

Wenn am morgigen Mittwoch der Bundestag an den Jahrestag des Kriegsbeginns in Bosnien-Herzegowina erinnert, wollen Ukrainer und ihre Unterstützer im Regierungsviertel demonstrieren. Unter dem Motto „Lasst eure Versprechen, handelt jetzt!“ wollen sie von Bundesregierung und Bundestag ein sofortiges Embargo für Kohle, Öl und Gas aus Russland fordern. Ein „Menschenteppich“ soll daran erinnern, dass die Zahl der unschuldigen Opfer mit jeder Stunde des Krieges steigt.

Umfrage Energie-Embargo

Telegramm

Während ein garstiger Wind den ersten Regen nach fünf Wochen um die Ecken blies, dachten Fachleute gestern Abend in der Diskussionsreihe „Wasser bewegt Berlin“ der Stiftung Zukunft lauter denn je über mögliche Rationierungen des Trinkwasserverbrauchs in Trockenzeiten nach. Die Maßnahme dürfte sich im „Masterplan Wasser“ wiederfinden, der zurzeit erarbeitet wird. Sie beträfe zunächst wohl vor allem jene, die ihren Rasen in der Mittagssonne wässern. Auch das Stichwort „Fernwasserversorgung“ hat mein Kollege Christian Latz gehört. Es wäre ein Paradigmenwechsel der bisherigen Selbstversorgerstadt.

Dass man die FDP in der Ampel niemals unbeaufsichtigt lassen sollte, zeigte sich zuletzt in der Ankündigung, eine Autobahn von Treptow nach Prenzlauer Berg durch die City zu fräsen, die eher zwei Milliarden Euro als eine kosten dürfte. Die Ankündigung von Wissings Staatssekretärin Kluckert widerspricht nicht nur der politischen Beschlusslage in Land und Bund, sondern auch einem Gutachten der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages, die angesichts der bisher komplett verfehlten Klimaschutzziele des Verkehrs eine „kritische Überprüfung“ und ggf. Korrektur veralteter Pläne anmahnen (T+).

Laut dem am Montagabend vorgestellten Bericht des Weltklimarates sind ohne massiv verstärkten Klimaschutz mehr als drei Grad Erderwärmung zu befürchten, was für weite Teile der Welt katastrophale Folgen hätte. Und nein, die Bundesregierung plant immer noch kein Tempolimit, mit dem sie gratis ein paar Millionen Tonnen CO2 vermeiden könnte und ein paar Milliarden Liter weniger Öl bei Putin kaufen müsste.

Franziska Giffey und Raed Saleh kandidieren erwartungsgemäß wieder für den Landesvorsitz der Berliner SPD, aber im Landesvorstand stehen mehrere Wechsel an. CP-Kollege Julius Betschka ist das Personaltableau für den Landesparteitag im Juni durchgegangen.

Im Tierpark Friedrichsfelde wohnen Schneeleopard, Roter Panda (das ist der mit dem Knuddelfaktor 10 hoch 99) und 20 weitere Tierarten jetzt da, wo sie hingehören: im Himalaya. So heißt der zur Hochgebirgslandschaft aufgemöbelte Schuttberg, auf dem sich Besucher und Tiere in spektakulärer Umgebung begucken können. Es lohnt sich sehr nach allem, man liest.

Falls Sie nahe dem Kaiserdamm wohnen und diesen CP sehr früh lesen, können wir Ihnen vielleicht einen Schreck in der Morgenstunde ersparen: In der BMW-Niederlassung findet heute „die vom Gesetzgeber vorgeschriebene Prüfung der Sirenenanlage“ statt – und zwar zwischen 6.00 und 7.30 Uhr. Wann auch sonst?

Wer oder was ist „mittelfein, hochvolumig, naturfarben“? Bevor Sie jetzt jemanden Falsches verdächtigen: Es waren die 1.079.744 Rollen zweilagiges Toilettenpapier, die das Landesverwaltungsamt im vergangenen Jahr beschafft hat. Hinzu kamen 85.184 einlagige Rollen. Klingt nach erweiterten Durchgriffsmöglichkeiten für die Verwaltung. Oder nach einem Trend zum papierlosen Klo, wenn’s schon mit dem Büro nicht klappen will. Aber wenn Trend, dann nicht akut: Die aktuelle Ausschreibung orientiert sich an den Vorjahreswerten.

Zitat

Wir sind am Samstag von Lwiw nach Kyjiw gefahren. Die zweite Hälfte der Strecke sah aus wie in einem Horrorfilm. (…) Es ist ein grausames Bild, das man für die Leute zu Hause nicht in Worte fassen möchte.

Der Berliner Kriegsreporter Enno Lenze berichtet im Checkpoint-Premierenpodcast aus der Ukraine. Falls auch Sie etwas zu erzählen haben – gern auch Erfreuliches: Die Pfannkuchen-Berliner-Podcast-Nummer für Whatsapp-Sprachnachrichten lautet 0172 9939576.

 

Tweet des Tages

Man muss immer das Positive sehen! Bereits heute tragen in den Läden viele Leute eine Maske – schon lange vor dem Inkrafttreten der Maskenpflicht in zwei bis drei Wochen.

@Sillium

Stadtleben

Essen – Der Winter scheint zurück zu sein, warum nicht also indisch essen, schließlich wärmt weniges die Seele so ordentlich wie Dal, Samosas und frisch gebackenes Naan. Schon von außen riecht es wunderbar würzig, innen ist das Restaurant „Zaika“ angenehm un-hip und gemütlich. Hier gibt es authentische indische Küche abseits dessen, was man von den XXL-Cocktail-anbietenden Mitbewerbern so kennt. Das heißt: Pakoras, hausgemachten Rahmkäse (Paneer), diverse Currys mit Huhn, Lamm oder Gemüse. Unbedingt bestellen: Bhatura, herrlich buttriges, frittiertes Brot, oder ein Naan für alle, die es weniger mächtig mögen. Mo-So 12-24 Uhr, Wichertstraße 57, S-Bhf Prenzlauer Allee

Berliner Gesellschaft

Geburtstag – Bora Ćosić (90), serbischer Schriftsteller / Andreas Gram (67), Rechtsanwalt, Notar, früherer Vizepräsident des Berliner Abgeordnetenhauses (CDU) „Lieber Andreas, die üblichen Verdächtigen gratulieren dir sehr herzlich zum Geburtstag und wünschen dir trotz schwieriger Lage ein gesundes, sorgenfreies und glückliches neues Lebensjahr mit vielen vergnüglichen Erlebnissen. Bleib fröhlich und zuversichtlich!“ / „Für Carola, Sterneköchin, natur- und kulturbegeisterte beste Freundin, ALLES Gute zum B-day von M.G.“ / Jurgen Ekkelenkamp (22), niederländischer Fußballspieler, bei Hertha BSC unter Vertrag /  „Wir wollen unserer wundervollen Freundin und Patentante Carmen Fernandez zu ihrem 70igsten gratulieren: wir wünschen Ihr alles erdenklich Gute zum Geburtstag!“ /„Liebe Hanna, innigste Grüße u. einen Kuss zum heurigen Geburtstag von deinem ausdauernden Wegbegleiter. Ich hoffe, du errötest nicht ob der Publizität“ / Peter Kurth (62) deutscher Jurist und CDU-Politiker, ehem. Senator in Berlin (1999-2001) / „Meiner großherzigen, wunderbaren Freundin Carola Pinnow: alles Liebe zum 66. Wünsche Dir ein allegres, genußvolles und solarenergetisch aufgeladenes neues Lebensjahr! Johanna“ / Irmgrad Schwaetzer (80) deutsche Politikerin (FDP) / Franziska van Almsick (44) deutsche Schwimmerin / Rainer Voss, „Ahoi Matrose und einen wunderschönen Geburtstag mit Blick aufs Wasser. Alles Gute von deiner Lieblingstochter!“

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben Hans Gansert, * 23. März 1932, Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande / Prof. Dr. Klaus Peter Steiger,* 29. Juni 1936 / Priv.-Doz. Dr. Gisela Ulmann, * 23. April 1941, Psychologin / Christoph Cornelius Witt, * 10. Dezember 1949, Architekt

StolpersteinLeonor Leonhard wurde als Sohn von Erna Leonhard (geb. Hirschfeld) am 5. April 1923, heute vor 99 Jahren,in Wernigerode geboren. Seine Mutter wollte Schauspielerin werden, zur Nazizeit durfte sie nur noch bei Veranstaltungen des Jüdischen Kulturbundes auftreten und arbeitete dann als Sekretärin unter anderem in der Jüdischen Reichsvereinigung. Sie war alleinerziehend. Leonor war 20 Jahre alt, als er und seine Mutter am 12. März 1943 von der Großen Hamburger Straße aus mit dem „36. Osttransport“ ins KZ Auschwitz deportiert und sehr wahrscheinlich bereits am Ankunftstag in der Gaskammer des KZ ermordet wurden. Seit 2012 erinnert an der Alten Allee 17 in Charlottenburg-Wilmersdorf ein Stolperstein an Leonor Leonhard.

Encore

In Ermangelung sonstiger Heiterkeiten wird diese Rubrik heute zum Ratgeber mit selbst erprobten Zutaten umfunktioniert; alle frisch aus den vergangenen Tagen.

+ Wenn Sie bei der Bahn eine Fahrt im ICE mit Fahrradtransport buchen und der Verlockung des „Reisen Sie für nur 10 Euro mehr komfortabler in der 1. Praktische Klasse“-Kästchens erliegen, kann das Buchungssystem Sie und ihr Fahrrad zehn Wagen voneinander entfernt platzieren. Und nein, Sie können den Sitzplatz nicht wählen, wenn in der Buchung ein Fahrrad vorkommt.

+ Vegane „Salami“ auf selbst belegter Pizza schwimmt beim Backen als rostrote Masse auf, nähert sich aber nach dem Abkühlen wieder ihrer ursprünglichen Form und Konsistenz an.

+ Wenn Sie einen Termin in der Augenambulanz des Benjamin-Franklin haben, werden Sie dort durchweg ausgesprochen freundliches Personal treffen. Sie sollten sich für den Tag allerdings nichts anderes mehr vornehmen; die einzuplanenden „mindestens 4 bis 6 Stunden“ stehen nicht zum Spaß in der Terminbestätigung.

+ Falls die allgemeine Impfpflicht tatsächlich nicht nur an Söder, Kubicki, Wagenknecht & Co. zu scheitern droht, sondern auch an Papiermangel wie von der GKV behauptet: Mein Rewe hat mehr als genug, entnehme ich dem 41 Zentimeter langen Kassenbon für neun gekaufte Artikel.

+ Die in Berliner S-Bahnen älterer Bauart beworbene Ausstellung „Farbwunder Tropen“ in der Biosphäre Potsdam endete am 13. Dezember 2020.

Keine Ursache, gern geschehen.

Ebenso nützlich wie aktuell war die Recherche von Thomas Lippold für diesen CP. Das gilt erst recht fürs Stadtleben von Sarah Borufka und umso mehr für die Frühproduktion von Lionel Kreglinger. Machen Sie das Bestmögliche aus diesem Tag!

Bis morgen,

Ihr Stefan Jacobs

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