bewölkt, Regen möglich, 10 bis 14°C

„Wenn ich schiebe, passt keiner mehr auf den Fußweg“ – die dreistesten Ausreden der GehwegradlerInnenhof oder Tempelhof? Beides!Verwahrlosung am Mehringplatz in Kreuzberg

von Anke Myrrhe
und Lotte Buschenhagen
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der Sommer ist vorbei. Gestern Nachmittag zogen schon die frischen Windböen über die Stadt, in der Nacht kam der Regen und heute ist es mindestens zehn Grad kälter als gestern. Also lassen Sie die kurzen Hosen erstmal wieder in der Schublade und gönnen Sie der Übergangsjacke ihren großen Auftritt. Und jetzt sage noch mal jemand, früher war mehr April…

… und damit sind wir schon bei den luftigen Nachrichten aus dem Berliner Senat, diesmal featuring Brandenburger Kabinett. Mit großem Bahnhof (Grüße an den VBB!) haben die beiden Landesregierungen gestern gemeinsam getagt und dabei vor allem eins erreicht: die Frage nach dem Sinn solcher symbolischen Sitzungen. Um 15.09 Uhr wurde eine Pressemitteilung mit dem wichtigsten Ergebnis verschickt: „Zukunft der ILA bis 2030 gesichert“.

Stand die denn infrage, fragen Sie sich jetzt vielleicht, aber Sie sollen doch nicht immer so kritisch sein! Diese Meldung, so spektakulär wie eine Spatzen-Flugshow, wurde zugleich genutzt, um die anstehende Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung vom 5.-9. Juli am BER zu bewerben (bitteschön!) – und vor allem allen Anwesenden Raum für ausführliche Statements zur Unterzeichnung des Rahmenvertrags zu geben, Kurzzusammenfassung von Woidke, Wegner, Giffey bis BER-Chefin Massenbach und Messe-Chef Tobias: „Die ILA ist das wichtigste Schaufenster der Branche, jetzt kann verlässlich geplant werden. Das ist ein wichtiges Signal.“ Hoffentlich hebt da jetzt niemand ab.  

Warum man vielleicht lieber über einen neuen Anlauf für die Länderfusion gesprochen hätte, hat mein Kollege Kevin P. Hoffmann hier aufgeschrieben.

Zumindest hat sich der Berliner Senat nebenbei auch noch mit anderen Themen beschäftigt und will noch vor der Sommerpause das Schneller-Bauen-Gesetz beschließen. Der Entwurf, der dem Checkpoint-Kollegen Daniel Böldt vorliegt, enthält neben der Giffey’schen Namensgebung unter anderem mehr Zuständigkeit fürs Land (und weniger für die Bezirke), kürzere Fristen und weniger Naturschutz. Die Umweltorganisationen sind wenig überraschend auf dem Baum – solange er noch steht.

Aber die große Frage unserer Zeit ist ja nicht, ob gebaut werden soll, sondern: wo? Der Regierende will bekanntlich das Tempelhofer Feld freigeben – und greift dabei schon mal etwas zu tief in die Populismus-Kiste. In seiner Gesprächsreihe „Wegner vor Ort“ sagte Wegner Ende Februar: „Ich kann den Berlinerinnen und Berlinern nicht erklären, dass ich Innenhöfe bebauen muss, aber eine Riesenfläche freihalte.“ Würden also die Innenhöfe freibleiben, wenn das Feld bebaut würde?

Die Antwort lesen Sie heute im Checkpoint für Abonnenten (hier 6 Wochen für 1 € testen).

Was sagen Sie dazu – Innenhof oder Tempelhof? Oder mittig = beides? Hier geht’s zur Abstimmung:

Umfrage/Opinary Bebauung Innenhöfe

Was Sie sonst noch verpassen, wenn Sie noch kein Abo haben? Eine exklusive Verlosung (5x2 Karten!) für den Film „Amsel im Brombeerstrauch“ in Anwesenheit der Regisseurin Eka Chavleishvili heute Abend in der Kulturbrauerei (regulär 11,50 Euro), moderiert von Knut Elstermann.

Außerdem:
+ „Wenn ich schiebe, passt keiner mehr auf den Fußweg“ – die dreistesten Ausreden der Gehwegradler

+ Ekel-Alarm am Mehringplatz: Verwahrlosung nicht allein durch Tauben verursacht

+ Grillfest bei Peter Kurth, Kontakte zu einem NS-Verharmloser und selbst AfD-Mitglied? Der Vorsitzende der Jungen Union, Harald Burkart, gerät immer mehr unter Druck

+ Den wie immer grandiosen Comic von Naomi Fearn

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Zum Thema Gehwegparken (und ihren Jägern) empfehle ich Ihnen unseren letzten Podcast, hier zu hören – oder überall wo es Podcasts gibt.

Apropos Podcast: In dieser Woche sind wir endlich aus der Osterpause zurück und beschäftigen uns mit der SPD (damit die sich nicht immer nur mit sich selbst beschäftigt). Sollten Sie diesbezüglich noch etwas loswerden wollen: Sie wissen, wie Sie uns erreichen.

Wie „tief gespalten, vor allem bezogen auf symbolische Personal- und Koalitionsfragen“, die Partei ist (Q: externe Wahlkampfanalyse, Checkpoint vom 6.3.), spiegelt sich auch im Ergebnis unserer gestrigen Umfrage wider: Ob Schwarz-Rot der SPD gutgetan hat, beantworteten 47 % mit „Ja, das ist besser als Rot-Grün-Rot“, 49 % finden „Nein, als CDU-Anhängsel wird die SPD nicht gebraucht“, 4 % befinden sich irgendwo dazwischen (Opposition?).

Zeit für Aussprache gibt es am Donnerstag: Dann findet das zweite Mitgliederforum für die Wahl der neuen Parteispitze statt. Die Abstimmung läuft, das Quorum von 20 Prozent der Mitglieder wurde bereits erreicht. Und die nächste Staffel „Vampire Diaries“ folgt bestimmt.

Und noch ein paar Leseempfehlungen:
+ Die modularen Ergänzungsbauten sind der Stolz der Schulverwaltung. Doch Dagmar Kürbis, Lehrerin an einer Gemeinschaftsschule im Osten Berlins, ist nicht ganz so begeistert. Sie fragt sich: Wer plant so etwas?

+ Mietwagenbetrug bei Uber & Co: Berliner Kontrollbehörde stoppte 2873 illegale Fahrzeuge.

+ „Fasten klappt auch mit drei kleinen Mahlzeiten“, sagt der Nürnberger Ernährungsmediziner Bernd Kleine-Gunk. Warum es nicht immer der komplette Nahrungsverzicht sein muss – und warum das nebenbei auch noch jung hält.

Telegramm

Lenken wir uns schnell ab mit einem Blick ins Vergabeportal des Landes Berlin:

+ Die Feuerwehr sucht zur Ausrüstung für die nächsten drei Jahre 4500 Langarm- sowie 3700 Kurzarmhemden und -blusen (waschbar bis 60°C, bügelleichte Ausführung).

+ Die Sportverwaltung bräuchte jemanden, der ihr während der Fußball-EM die „Mini Fan Zone“ auf dem Washingtonplatz plant und umsetzt, als Verbindung zwischen Fanmeile und Weiterfahrt zum Olympiastadion (Moment – geht das nicht in drei Monaten los?!). Kleiner Anreiz: „Die beiden UEFA-Sponsoren Coca-Cola und Bitburger sind gewillt, Ausschankwagen zu Verfügung zu stellen.“ Na denn: Prost.  

+ Und sonst? Scheint man auf der Vergabeplattform gerade fleißig neue Mitarbeiter einzuarbeiten. Das könnte jedenfalls die vielen Testausschreibungen erklären, u.a. für Haustierfutter und Schokoriegel („superwichtige Vergabe“). Wobei letztere bestimmt jedes Betriebsklima verbessern.

Apropos BSR: Die soll in Zukunft mehr Spielplätze reinigen (verrückte Idee!). Franziska Giffey, Manja Schreiner und Stephanie Otto (BSR-Chefin) informieren darüber, natürlich: auf einem Spielplatz. Der liegt zwar in Gesundbrunnen und nicht in „Berlin-Wedding“, wie es in der Einladung heißt (Altbezirk; seit 2001 nur noch ein Ortsteil nebenan), aber darüber schütten wir einfach schnell ein Schäufelchen Sand.

Wann arbeiten die Kinder endlich?! Das fragt sich nicht nur Christian Lindner, sondern auch Eike Arnold von der Marzahner SPD. Zugegeben, etwas zugespitzt: Welche Berufsschnuppertage es eigentlich an Marzahner Grundschulen gibt und welche Branchen dort im Fokus stehen, wollte Arnold vom Bezirk wissen. Antwort des CDU-Schulstadtrats Stefan Bley, auch bekannt als BzStR SchulSportWeiKultFM (Q:Bezirkswebsite): „Grundsätzlich ist festzuhalten, dass Grundschülerinnen und Grundschüler sich nicht in dem Alter befinden, um eine Entscheidung zu einem Beruf treffen zu müssen.“

Womit wir wieder bei den Schokoriegeln wären: Heute endet der Ramadan, gestern Abend war auf der Sonnenallee bereits ordentlich Remmidemmi mit Schawarma, Gebeten und fröhlichem Gedränge. An vielen Schulen haben muslimische Schüler heute frei, um das Zuckerfest zu feiern.

Neues Jobcenter mit Baum im Raum“ lautet heute eine Überschrift in der Morgenpost. Unterzeile: „Die Reinickendorfer Behörde will digitaler werden. Dafür hat sie einen besonders kundenfreundlichen Ort geschaffen.“ Ob jemand den Baum im Raum entdeckt?

Zitat

„Palmen könnten eine Möglichkeit sein, aber nur ganz wenige“

Norbert Kühn, Experte für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung an der TU Berlin, über klimaresistente Bepflanzung in der Hasenheide. (Q: rbb Abendschau)
 

 

Kiekste

Hundstage oder: Eindrücke aus der immer härter werdenden Arbeitswelt Berliner Kurierdienste. Unser Leser Ulf Berge hat draufgehalten. Danke! Weitere  verrückte Fotos aus der Hauptstadt erreichen uns per checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.

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Berliner Gesellschaft

Geburtstag – „Unsere Freundin Astrid feiert heute ihren 13. (Quersumme) Geburtstag und wir freuen uns auf die Party am Freitag“ / Pauline-Marie Bremer (28), Fußballprofi, bis 2015 bei Turbine Potsdam, jetzt beim britischen Verein Brighton & Hove Albion / „Liebe Frieda, zu Deinem heutigen 11. Geburtstag gratulieren Dir ganz herzlich mit einem dicken Kuss Omi und Opi“ / „Liebe Irene, zu Deinem runden Geburtstag wünschen wir Dir alles Liebe. Bleibe weiter so offen für Neues, voller Tatendrang, Neugier und Humor. Deine Eltern, Kinder, Enkel, Geschwister und Ehemann.“ / „Lieber Mads, alles Gute zum Geburtstag und gutes Gelingen bei Deinen kommenden Prüfungen. Liebe Grüße Papa“ / Karl Ulrich Mayer (79), Soziologe, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft (2010-2014), ehemaliger Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin / Ulrich Nußbaum (67), Jurist und Politiker (parteilos); Senator für Finanzen (2009-2014), von 2018 bis 2021 Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie / Sabina Šurjan (24), serbische Tischtennisspielerin, spielt für TTC Eastside Berlin in der 1. Bundesliga und der Champions League

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben  Werner Leckebusch, verstorben am 15. März 2024 / Prof. Dr. Harald Meinhold,* 15. Mai 1938 / Regina Mery, * 9. Dezember 1940 / Dipl. Ing. Horst Schwaderer, * 25. April 1935 / Dipl.-Psych. Uschi Teigeler, geb. Nagel, * 11. Juni 1936

StolpersteinJenny Loewenheim, geb. Ruben, wurde am 15. Juli 1864 geboren. Als Jüdin durfte sie keiner Tätigkeit nachgehen und erhielt von einem Verwandten monatlich 200 Reichsmark, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Sie wurde am 17. März 1943 von den Nazis nach Theresienstadt deportiert und kurz darauf, am 10. April, dort ermordet. An Jenny Loewenheim erinnert ein Stolperstein in der Westfälischen Straße 85 in Wilmersdorf.

Encore

Die FDP wirbt für Überstunden, die US-Botschaft in Berlin mit zusätzlichen Feiertagen. Kein Witz: Per Plakat (gesehen in der S2) sucht die Botschaft Personal, knalliger Slogan: „Am ’Fourth of Julei’ hast du frei! Lust auf neun zusätzliche Feiertage im Jahr?“

Gesucht werden unter anderem Kältetechniker, Mechaniker und Gebäudemanager, Gehalt für letzteren: 57,277 Euro/Jahr. Und die Feiertage kommen laut Ausschreibung auf die deutschen obendrauf.
Und plötzlich ist Amerika wieder das Land der Träume.

Gar nicht verträumt an diesem Checkpoint mitgearbeitet haben Florian Schwabe (Recherche), Antje Scherer (Stadtleben) und Lea-Marie Henn (Produktion). Morgen weckt Sie hier Daniel Böldt.

Ihre Anke Myrrhe

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