Washington. Was für eine Nacht. Trump-Anhänger stürmen das Kapitol, vier Menschen sterben, der Mob wird angeheizt vom Präsidenten selbst. Polizisten und Putschisten stehen sich bewaffnet im Plenarsaal gegenüber, das Herz der amerikanischen Demokratie wird überrannt.
Während Schwarze Menschen bei Verkehrskontrollen fürchten müssen, erschossen zu werden, schießen die weißen Trumpisten im Kongress Selfies mit Polizisten und entwenden grinsend das Inventar des Hauses als Trophäen dessen, was sich letztlich als Dilettanten-Aufstand herausstellt.
Schockierend ist die Gelassenheit anzusehen, mit der sich die Männer im Parlament bewegen. Schockierend sind die Worte der GOP-Abgeordneten, die (angeblich) entsetzt sind, und deren Opportunismus genauso schuldig an der Revolte ist wie der scheidende Präsident selbst.
Nein, es ist nicht nur sein Werk. CNN-Moderator Van Jones fragte irgendwann: „Ist das hier das Ende von etwas oder der Anfang?“ Diese Frage bleibt – auch für Deutschland.
Wir berichten im Liveblog von den Vorgängen in Washington, dort können Sie die dramatischen Ereignisse der Nacht (MEZ) detailliert nachlesen. Unsere Korrespondentin Juliane Schäuble ist für Sie in den USA vor Ort.
Zurück nach Berlin, zurück in den Alltag der Pandemie. „So ein Abenteuer will ja im Moment auch kein Ministerpräsident eingehen, dass alle Erfolge, die wir uns mühsam erarbeitet haben in den letzten Wochen, wieder in Frage gestellt werden durch ein zu frühes Öffnen der Schulen.“ Das hat Michael Müller, der ja auch im Roten Rathaus regiert, am Dienstag im ZDF gesagt.
Am Mittwochmorgen sagte er in der ARD: „Unsere Zahlen geben das noch nicht her, dass wir wieder in den Präsenzunterricht gehen können.“ Nur wenige Stunden später waren die Aussagen… anscheinend vergessen.