Mehr als 60.000 Menschen waren gestern Abend beim Konzert in Chemnitz – die meisten nicht nur wegen der Musik. Nachdem man sich eine Woche lang die bauliche Trennung Sachsens vom Rest Deutschlands wünschen mochte, schienen die Mehrheitsverhältnisse wieder zu stimmen, zumindest einen Abend lang. Das Konzert begann mit einer Schweigeminute für den getöteten Daniel Hillig. Eine Geste, auf die zuerst nur die Falschen kamen. Wieder gut ist nun noch lange nichts. Aber vielleicht war das gestern ein Anfang.
Kaum ist Michael Müller umwerfend gut gelaunt und tatendurstig aus dem Sommerurlaub zurück, rutscht er in der Beliebtheitsskala weiter ab. Ob es trotz oder wegen seiner neuen Tatkraft (prominentestes Thema: Stopp von Bodenspekulation durch ausländische Investoren und rigorose Vorgaben für Vermieter) passiert ist, vermag auch die „Berliner Zeitung“ nicht zu sagen, die die Umfrage bei Forsa bestellt hat. Müller steht jetzt auf Beliebtheitsplatz 7 der 11 Senatsmitglieder. Wobei sich die Noten für niemanden verbessert haben.
Am besten steht mit +0,6 wie üblich Klaus Lederer da, gefolgt von Matthias Kollatz und Dilek Kolat. Wenn am Sonntag Abgeordnetenhauswahl wäre, könnte Lederer sich Montag als Regierender Bürgermeister fühlen, denn die Linken liegen mit 21 Prozent vorn. Die SPD rutscht mit 17 Prozent auch hinter die Grünen (18), sodass aus R2G RGR würde. Die CDU mit ihren 19 Prozent läuft mangels Partner quasi außer Konkurrenz. Das alles wäre halb so wild, wenn nicht 15 Prozent der Berliner die AfD in den Bundestag wählen würden – aber nur 12 Prozent ins Abgeordnetenhaus.