In einem Interview mit der „taz" sagte Roger Willemsen im März 2006: „Hitler hat einmal in einem merkwürdig klarsichtigen Satz, über den ich mich immer gewundert habe, gesagt: Ich habe die Demokratie mit ihren eigenen Regeln zur Strecke gebracht. Von dieser Einsicht aus lohnt es sich, in allen Staaten, ganz egal, wie human sie verfasst sind, auf die Stellen zu schauen, an denen sie sozusagen umkippen können.“
In Thüringen sind am Mittwoch FDP und CDU umgekippt. Und auch der angekündigte Rücktritt des neuen FDP-Ministerpräsidenten Kemmerich kann das nicht rückgängig machen. Man kann Angela Merkel gar nicht genug danken, dass sie – so machtlos sie seit Monaten auch wirkt – die richtigen, weil eindeutigen Worte für das gefunden hat, was in Erfurt passiert ist. Die Wahl mit den Stimmen der AfD sei „unverzeihlich“, sagte die Kanzlerin in Südafrika.
Gespalten ist die CDU nicht nur zwischen Bund und thüringischem Landesverband. Auch in der Berliner CDU gibt es einige, die die Wahl Kemmerichs – und damit den Coup der AfD – super finden. „Ramelow abgewählt! Großartig!, schreibt Frank Henkel, früherer Innensenator und jetzt Abgeordneter, in einem internen Chat der CDU-Fraktion. Dazu vier Daumen nach oben. „Gut, dass der Kommunist weg ist“, befand Sven Rissmann, Kreischef in Mitte. „Genau!!!“, pflichtete ihm die ehemalige Staatssekretärin Emine Demirbüken-Wegner bei.
CDU-Fraktionschef Burkard Dregger sagte am Mittwoch: „Das ist eine demokratische Entscheidung, die nicht zu kritisieren ist.“ Die Abwahl des Regierungschefs Ramelow sei zu begrüßen.