um 18:01 Uhr trudelte die politische Bankrotterklärung der Berliner Bildungssenatorin ein. „Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie hat ihre Regelungen zum Schulbetrieb im Januar überarbeitet“, hieß es diplomatisch in einer hastig verschickten Erklärung mit Stichpunkten. Die Kernaussage: Es wird in Berlins Schulen ab der kommenden Woche nun doch keine Präsenzpflicht geben. Stattdessen Präsenzangebot für die Abschlussklassen 10, 12 und 13 mit maximal halben Klassen bis zum 25. Januar. Außerdem wird eine digitale Notbetreuung angeboten. Am 19. Januar wird es eine Neubewertung der Lage geben, ob auch die Klasse 1 bis 6 zusammen am 25. starten oder erst nach den Winterferien am 8. Februar. „Wir gehen damit auf die vielfach geäußerten Sorgen an Schulen ein“, sagte Senatorin Sandra Scheeres (SPD).
Eine Vollbremsung samt 180 Grad Wendung, der eine mehrtägige politische Achterbahn vorausging. Am Montag sprach sich der Hygienebeirat, dem auch LehrerInnen, Schülerschaft, WissenschaftlerInnen und Gewerkschaften angehören, für eine weitergehende Schulöffnung aus. Am Dienstagabend erklärt der Regierende Michael Müller (SPD) dagegen im ZDF: „So ein Abenteuer will ja im Moment auch kein Ministerpräsident eingehen, dass alle Erfolge, die wir uns nun mühsam erarbeitet haben in den letzten Wochen, wieder in Frage gestellt werden durch ein zu frühes Öffnen der Schulen.“ Nicht einmal 24 Stunden später, nach der Sondersitzung des Senats, verkündete er dann genau das Gegenteil.
Es folgte der große Aufstand: Brandbriefe von Schulen und Eltern, eine Onlinepetition gegen Präsenzunterricht mit mehr als 30.000 Unterschriften und Schulleitungen, die angekündigten, trotz Senatsbeschluss beim Onlineunterricht zu bleiben. Doch die Senatorin zeigte sich unbeeindruckt. Noch am Freitagmittag lehnte sie die Eilanträge mehrere Schulen ab, um 17:23 Uhr werden Details zum Präsenzunterricht an Schulleitungen verschickt, wenige Minuten später dann doch die Kehrtwende. Eine desaströse Kommunikation. Am Ende war es wohl nicht nur der öffentliche, sondern vor allem der politische Druck, der Scheeres zum Einlenken zwang. Die Berliner SPD-Vorsitzenden Franziska Giffey und Raed Saleh intervenierten, mehrere SPD-Kreisverbände und die Jusos stellten sich öffentlich gegen Scheeres. Nun wird die Verantwortung, ob die Abschlussklassen in die Schulen kommen, abgeschoben an die SchulleiterInnen. Ein Offenbarungseid. Verantwortung? Nein, danke. Warum es da eigentlich noch eine Schulsenatorin braucht, ist unklar.
In Berlin wächst die zweite Corona-Welle immer höher. Innerhalb von nur zwei Tagen stieg die Inzidenz von 130 auf 171,3. 1479 Neuinfektionen und 60 weitere Tote meldete die Gesundheitsverwaltung am Freitag. Damit stieg die Zahl der Corona-Toten in Berlin auf 1547 – vor einem Monat hatte es mit 732 Toten noch nicht einmal halb so viele Todesfälle gegeben. Die Übersterblichkeit lässt sich statistisch nachweisen. Um 23 Prozent sei diese Mitte Dezember bundesweit gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt mit. Das deckt sich mit den Aussagen von Carsten Pohle. Der Geschäftsführer von Otto Berg Bestattungen, einem Unternehmen mit neun Filialen in Berlin, sagt auf Anfrage: „Die Auftragszahl in unserem Haus im Dezember lag mehr als ein Viertel über dem Jahresdurchschnitt.“ Die Auslastung sei hoch, aber noch habe man Kapazitäten. Bei kleineren Bestattern in der Stadt sind die Kühlräume dagegen voll – dort ist man froh über die kalten Temperaturen momentan, wodurch Leichen in anderen Räumen gelagert werden können.
Doch warum gelingt es eigentlich trotz geschlossener Schulen, Kitas, Konzerthäuser, Kinos, Kneipen, Geschäfte (...) nicht, die Fallzahlen zu drücken? Eine Erklärung könnte Virus-Mutante B.1.1.7 sein, auch bekannt als UK-Variante des Coronavirus. Das wurde am Freitag erstmals in Berlin festgestellt. Der Fall liegt bereits zwei Wochen zurück, erst jetzt gab es die Bestätigung des Labors. Bei dem Erkrankten handelt es sich um einen Student, der auf Weihnachtsbesuch seine Familie in Steglitz-Zehlendorf besuchte. Die ganze Familie infizierte sich, nach nur einem Tag waren alle krank, berichtete die Gesundheitsstadträtin meinem Kollegen Boris Buchholz. „Hat es einer, haben es alle“, sagt sie. Das beobachten auch besorgte Forscher, die nun appellieren, man müsse die „Zahlen runterbringen, mit allem, was wir haben“.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieser Meldung stand, dass der Student aus London gekommen sei. Das ist jedoch nicht eindeutig klar. Wir bitten Sie, dies zu entschuldigen.
Und noch eine schlechte Nachricht: Nach Corona bekommen wir es nun offenbar mit der nächsten Seuche zu tun: Die Afrikanische Schweinepest hat Berlin, beziehungsweise Spandau, erreicht. Ein Wildschweinkadaver wurde kurz vor der Stadtgrenze entdeckt. Die Krankheit ist für den Menschen ungefährlich, für Tiere endet sie fast immer tödlich. In einem Radius von vier Kilometer rund um die Fundstelle werden nun mitten durch Kladow Zäune aufgestellt. Damit sollen mögliche weitere infizierte Tiere in der Kernzone verbleiben. Wir wissen leider nicht, wie lange das dauert und wie lange sie stehen bleiben müssen“, sagte der Stadtrat Stephan Machulik (SPD). Immerhin: Checkpoint-Lieblings-Sau Kevin tobt weiter durch Berlin. Seine Tipps lesen Sie weiter unten.
Damit die Langstrecke wenigstens mit einer guten Meldung endet, wollen wir an dieser Stelle die Geburtstage nachholen, die wir in der gestrigen Ausgabe vergessen haben. Team Checkpoint gratuliert von Herzen und singt heute mit Abstand und Maske ein Ständchen für:
Monika Grütters (59), Staatsministerin für Kultur und MdB (CDU) / Markus Hesselmann, Chef der „Leute“-Bezirksnewsletter, „Team Checkpoint gratuliert von Herzen und wünscht nur das Beste“ / Manfred Wolff (80), Kulturpublizist und Autor, „Lieber Manfred, bleib weiter jung, kreativ und heiter – Urszula Usakowska-Wolff“ / Martin Kluger (73), Schriftsteller / Marie Rövekamp, Wirtschafts-Redakteurin im Tagesspiegel / Grischa Prömel (26), Mittelfeldspieler bei Union / Monika Oels, „als VHS-Direktorin im Ruhestand, als Gewerkschafterin unermüdlich in Aktion“ / Ralf Zacherl (50), Fernsehkoch
Geburtstage Sonntag: Friederike Aust (78), Schauspielerin und Synchronsprecherin / Emma Maroldt (16), weltallerbeste Tochter / Özcan Mutlu (53), Grünen-Politiker, ehem. MdB, Präsident des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbandes Berlin / Ulrike Pilarczyk (65), „Alle guten Wünsche für Gesundheit und Erfolg von Deinen Kindern, Deinen Enkeln und Deiner Lony“ / Winfried Schäfer (71), Ex-Trainer von Tennis Borussia / Carsten Schatz (51), für die Linke im AGH / Anette Schmeling (60), „Chefärztin in Bad Steben, begeisterte Teilzeitberlinerin und beste Schwester“ / Karl Philipp Pohle (14), „Eishockeyspieler und bester Schüler“
Telegramm
Am Freitagabend haben sich Norbert Röttgen, Friedrich Merz und Armin Laschet in einer zweiten und letzten Vorstellungsrunde vor dem CDU-Parteitag für den Vorsitz duelliert. Gesundheitsminister Jens Spahn will derlei Pöstchen offenbar überspringen und sondiert seit Tagen in der Partei seine Chancen als Kanzlerkandidat. Die hängen aber maßgeblich vom Impferfolg ab.
Egal, wer am 26. September für Bundestag, Abgeordnetenhaus oder Bezirksverordnetenversammlung antritt, ohne die vielen freiwilligen WahlhelferInnen kommt niemand ins Parlament. Doch davon fehlen noch viele, allein der Bezirk Pankow sucht 4000 HelferInnen. Ein Dienst für die Demokratie.
Beim Thema Impfen gibt es eine gute Nachricht: Ab Dienstag soll auch das Serum von Moderna in Berlin gespritzt werden. Bis Ende Februar werden rund 45.000 Dosen des US-Herstellers in der Stadt erwartet. Ein Piks-Ass im Poker gegen die Pandemie.
„Das war wie ein Messerstich.“ Drei Wochen nach dem Corona-Tod ihres Vaters hat Gabriele D. Post von der Berliner Gesundheitsverwaltung bekommen. Darin die Impfbenachrichtigungen für ihren Vater. „Nutzen Sie die Chance, sich mit der Impfung vor einer Covid-19-Erkrankung zu schützen“, schreibt Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD). Für D. klingt es wie Hohn, schildert sie Maris Hubschmid. Die Geschichte können Sie mit Ihrem TPlus-Abo lesen.
Die Pandemie hat auch ihre guten Seiten: Für die Digitalisierung der Berliner Behörde wirkt Corona wie ein Katalysator. Ok, Ironie off. Von 2550 Beschäftigten des Bezirksamts Mitte haben in Monat zehn der Pandemie 285 einen festen Telearbeitsplatz oder einen Laptop, mit dem sie aus dem Home Office arbeiten können. Damit die anderen nicht weiter zuhause Däumchen drehen, wurden die Beschäftigten jetzt zurück ins Büro beordert. Covid-19 gefällt das.
Dass Homeschooling auch eine Chance sein und manchmal Leben retten sogar kann, weiß Lina Wegener (Name geändert). Sie ist eine von 1700 SchülerInnen, die wegen RisikopatientInnen im familiären Umfeld seit Monaten zu Hause bleibt. Marian Schuth hat sie porträtiert – kostenfrei lesen mit Tagesspiegel Plus.
2020 kam es bei der Berliner Polizei zu deutlich mehr Schusswaffeneinsätzen als noch 2019. 127 Fälle (2019: 73) zählt die Behörde (Q: Parlamentarische Anfrage Paul Fresdorf, MdA FDP). Dabei kam es laut Innenverwaltung in einem Fall zu einem tödlichen Schuss. In 19 Fällen war die Schussabgabe 2020 dagegen unabsichtlich. Besonders gefährlich werden die Beamte meist nur Tieren, davon erschossen sie 44 Füchse, 16 Waschbären, zwölf Wildschweine, zehn Rehe, drei Hunde, eine Katze, einen Dachs und einen Hasen. Die Berliner Polizei kann nicht nur Hauptstadt, sondern auch Förster.
Polizeimeldungen, wie es sie auch nur aus Berlin gibt: Am Donnerstagabend hat sich ein 31-Jähriger von Friedrichshain nach Marzahn eine kilometerlange Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert, ehe er in eine Bushaltestelle krachte. Schwer verletzt flüchtete er zu Fuß und wehrte sich renitent gegen die Festnahme. Im Auto fand die Polizei Drogen, mehrere tausend Euro und ein Messer. Was fehlt? Ein Führerschein, den hatte der Mann natürlich nicht.
Falls Sie es noch nicht wussten: Heute ist Spiele-Gott-Tag. Wenn Sie meinen, Sie könnten jetzt mal schnell die Pandemie beenden, Hertha BSC zum Meister küren und die Finanzen am BER in Ordnung bringen, muss ich Sie leider enttäuschen. Spiele-Gott-Tag findet leider nur in den USA statt. Oh Lord!
Für Donald Trump endet nicht nur seine Präsidentschaft, sondern auch seine Zeit auf Twitter. @realDonaldTrump wurde von der Plattform impeached – aus Sorge, vor weiterer „Anstiftung zur Gewalt“. Cancel Culture, aber in sinnvoll.
Berlin bekommt laut Amtsblatt mehr als 700 Naturdenkmäler, bestehend aus 643 Bäumen und 70 Findlingen. Der Versuch für nachhaltigen Tourismus in der Partyhauptstadt?
In Neukölln geht die Angst um. An diesem Samstag könnte der erfolgreichste Fußballverein des Bezirks einen Rekord verlieren, der für die Ewigkeit gemacht schien. 31 Bundesliga-Spiele am Stück blieb Tasmania Berlin 1965/66 ohne Sieg. Nun könnte Schalke 04 den Berlinern den Rekord streitig machen. Die letzte Hoffnung für Tasmania heißt nun Hoffenheim.
Urs Fischer, Trainer von Union Berlin, will bei den Eiseren bleiben. Berlin sei für ihn ein Abenteuer, sagte der Schweizer und konkretisierte: „Vor allem, wenn es um den Verkehr geht.“
Letzter Aufruf im Amtsblatt an alle Gläubiger der „Hells Angels MC Oder City“. Bei wem der verbotene Rockerverein noch Schulden hat, soll sich bis zum 10. Februar schriftlich unter Angabe des Betrags beim Brandenburger Innenministerium melden. Ablassbrief, aber andersrum.

Wochniks Wochenende
Die besten Berlin-Tipps für drinnen, draußen und drumherum.
48h Berlin
Samstagmorgen bricht klassisch die Zeit an, in der sich Herren zunehmend ihrem Modelleisenbahner-Hobbie zuwenden, Glühbirnen wechseln, Rohre verlegen oder das Auto waschen. Wie so vieles, kann sich auch die Männlichkeit als unbequemes Klischeekorsett erweisen, das zudem die vielen tatsächlichen Formen, die da gar nicht hineinpassen wollen, ausdünnt. Wer es einmal ablegen, sich darüber ärgern, amüsieren oder etwas über die kulturellen und geschichtlichen Hintergründe der vielen verschiedenen Männlichkeiten erfahren möchte, schaue sich die online-Foto-Ausstellung zum Thema, Masculinities, im Gropiusbau an, die dieses Wochenende endet.
Samstagmittag – Wenn wir schon beim Hinterfragen normativer Korsette sind, ist der Schritt zum Theater nicht weit. Wer die realen Bühnen vermisst, besuche doch ihre virtuellen Auftritte. Volksbühne und Schaubühne etwa haben umfangreiche Mediatheken aufgebaut, auf denen Aufführungen abgerufen, aber auch Blicke hinter die Kulissen des Theaterbetriebs gewährt werden. Um 18 Uhr findet heute zudem eine digitale Premiere auf der Schaubühnen-Seite statt: Die Anderen von Anne-Cécile Vandalem thematisiert das Kommen des Neuen und Fremden in ein solide wirkendes, aber vor inneren Spannungen strotzendes Dorfgefüge.
Samstagabend – Spricht man die Städtenamen Detroit, London und Berlin einfach so hintereinander aus, geraten manche Leute in helle Aufregung. Verbindendes Element ist die elektronische Tanzmusik, der jede der drei Städte einen eigenen, typischen Sound hinzugefügt hat. Ab 19 Uhr strömen bei Junction 2: Connections die Sets prägnanter Vertreter:innen ihrer lokalen Stile in den globalen Netzraum, schon um 15 Uhr beginnt die Übertragung des Vorprogramms, das ein wenig Kontext liefert. Das Ganze ist übrigens als Festival angelegt, über dessen virtuelles Gelände man von Bühne zu Bühne schreiten und so die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Musiken erkunden kann.
Sonntagmorgen – Apropos Erkunden: Im Stadtbild sichtbare Spuren hinterlässt vieles Geschichtliche eigentlich kaum und selbst an den Stolpersteinen im Bezirk Köpenick ist es kaum zu erkennen: Zwischen dem 21. und 26. Juni 1933 verhafteten und folterten dort Nazis an die 500 Gegner:innen des Nationalsozialismus, von denen einige ermordet wurden oder an den Folgen der Folter verstarben. Ein Audiowalk durch die Siedlung Elsengrund und die Dammvorstadt erinnert an dieKöpenicker Blutwoche, erzählt Schicksale von Opfern und beleuchtet Tatorte und Täter. Auf den Spuren der Geschichte wandelt, wer die App Radio Aporee auf sein smartes Telefon installiert und vor Ort startet. GPS-Ortung sorgt dafür, dass automatisch die richtige Audiodatei am richtigen Ort abgespielt wird.
Sonntagmittag – Tänzerin Judith Förster und Filmemacherin Stella Horta wollen den Lockdown zum Showdown machen, die Grenzen zwischen Duett und Duell verschwimmen und die für die beiden viel zu kleine Bühne zur Wildwest-Kulisse werden lassen. Statt einer abgefilmten Bühnenperformance handelt es sich beim Showdown-AV um einen Tanzfilm, getanzten Film, filmischen Tanz – um ein getanztes Format jedenfalls, das bewusst für Bildschirm und Leinwand gestaltet wurde und auf die Live-Bühne getrost verzichten können will.
Sonntagabend – Wer keine Lust hat, an dunklen Frühjahrs-Wochenenden in trister Einsamkeit für sich allein zu kochen, kann sich über grouking.de lauter fremde Köche in die eigene Küche holen. Die verderben auch nicht den Brei, denn alle kochen zwar das gleiche Gericht, aber alle für sich, in der eigenen Küche, über einen Videochat verbunden und unter mutmaßlich kompetenter Anleitung von Küchenprofis. Gerade wer in der Küche auf seine eigenen Methoden besteht, etwa die Sahne zu schlagen oder Gemüse zu schneiden, darf hier entspannen. Gegen 100 Euro erhält man nicht nur den Online-Kochkurs nebst Gruppen-Erlebnis, sondern auch einen Korb mit allen für das Drei-Gänge-Menü benötigten Zutaten. Gespeist wird anschließend natürlich auch gemeinsam einsam.
Mein Wochenende mit

Kevin, unser liebstes Wildschwein in der Rotte, kennt jeden Flecken Land in Berlin und Brandenburg. An dieser Stelle gibt er wöchentlich Ausflugstipps ins Umland.
„Hach, gerne erinnere ich mich an meine Studienzeit. An die unzähligen Nachmittage, die ich im Thielpark verbrachte, bei schlechtem Wetter Gedichte verfasste, meine landschaftsarchitektonische Fachkompetenz und meine Hauer an dortigem Geäst schärfend, bevor ich, im unweiten Grunewald zu Hause, ebenda bei Dämmerung wieder einkehrte. Noch heute gehe ich gerne über den für seine Jugend ganz schön altehrwürdigen Campus der FU spazieren, der in etwa zwischen Mäusebunker und Schmargendorf viele Spazierpfade mit hübschen, ruhigen Straßen, Grünanlagen und interessanter Architektur bietet – ganz zu schweigen vom Gefühl, irgendwie in einer ganz anderen Stadt als Berlin zu sein. Es sei denn natürlich, man lebt sowieso schon in diesem Villen-Viertel, in dem an fast jeder Einfahrt ein Universitäts-Klingelschild prangt – schon schön. Es empfiehlt sich, eigenen Proviant mitzubringen, auf vielen der vielen Wege hier gibt es nämlich keinerlei Einkaufsmöglichkeiten – auch das trägt zur Entspannung bei.“
Leseempfehlungen
Stadtflucht – Berliner:innen zieht es vermehrt in die Uckermark, was nicht immer ganz problemlos vonstatten geht. Wieso, weshalb, warum, haben André Schlüter und Reinhard Bünger hier (Abo) aufgeschrieben.
Wie stellt man sich einen Krisengewinner vor? Wahrscheinlich nicht, wie Patrick Hesse. Der Saxophonist hat mit der Talkshow auf Rädern schon einige Kiez-Aufmerksamkeit auf sich gezogen, Madlen Haarbach hat ihn hier porträtiert.
Hinterlässt 2020 eigentlich auch topografisch sichtbare Spuren? Auch im ersten Pandemiejahr hat der Fotograf Dirk Laubner Berlin aus Vogelperspektive festgehalten, wie er es im Übrigen schon seit 1994 tut. Stephan Wiehler hat sich das hier (Abo) angesehen.
Wochenrätsel
Zu Ehren welches Defa-Klassikers werden derzeit neue Straßen benannt?
a) Berlin – Ecke Schönhauser…
b) Die Legende von Paul und Paula
c) Irgendwo in Berlin
Schicken Sie uns die richtige Lösung und gewinnen Sie einen Checkpott.
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Die zweite Kalenderwoche beginnt in Berlin laut tosend. Schließlich stellen die Landesmusikräte Berlin und Brandenburg am Montag das Instrument des Jahres 2021 vor: Als Nachfolgerin der Geige wurde die Orgel gewählt. Die Pressekonferenz mit den Bischöfen der Landeskirchen und den Kulturministern aus Brandenburg und Berlin wird jedoch nur gestreamt – eine gute Soundanlage im Home Office empfiehlt sich. Ordentlich Musik dürfte auch in einem Termin sein, der zeitgleich stattfindet: Familienministerin Franziska Giffey und Bildungssenatorin Sandra Scheeres (siehe oben) wollen das Programm zum Kita-Ausbau vorstellen – in einer Schule. Ob der Senatorin dort vielleicht jemand die Meinung geigt?
Orchestriert mit einer super Recherche hat diesen Checkpoint Thomas Lippold. Florenz Gilly hat heute in aller Früh bereits in die Pauke gehauen und die Ausgabe in Ihr Postfach befördert. Am Montag tanzt hier wieder alles nach der Pfeife von Julius Betschka, wenn er die heißesten Nachrichten für Berlin ausposaunt.
Kommen Sie gut durch das graue Wochenende – am besten mit Abstand auf der eigenen Couch. Bleiben Sie gesund!
