Leichte Regenschauer und windig bei frischen 18°C

Brandbrief der Bezirke wegen fehlender MittelKai Wegner holt Partner seiner Ex-Frau in die SenatskanzleiBelüftungsschiff für Berlins Gewässer darf wegen Formfehler erst ab Freitag fahren

Anzeige

mit Blitzen, Sturm und lautem Grollen zog gestern Abend das angekündigte Gewitter über Berlin herauf, ehe der Starkregen über der Stadt niederprasselte. Doch die Unwetterwarnungen bewahrheiteten sich zum Glück nicht. Berlin blieb vom Schlimmsten verschont. Anders in anderen Teilen Deutschlands, wo der Regen Keller oder wie in Kassel ganze Straßenzüge unter Wasser setze. Bei uns waren es eher ein paar weitere wichtige Tropfen gegen das riesige Trockenheits-Defizit.

Weiter stürmisch geht es auch im Streit um den Planungsstopp für neue Radwegprojekte zu. Nun hat sich der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) eingeschaltet. „Das ist kein Stopp, sondern eine Prüfung und Priorisierung. Und das ganze Thema wird zu Unrecht aufgebauscht“, wiegelt er im Spiegel-Interview ab. Auch er wolle mehr Raum für Radfahrer in der Stadt – nur um dann doch zu sagen, dass die eine oder andere geplante Strecke auf der Strecke bleiben dürfte, damit das Auto weiterhin mehr Strecke hat: „Was ich nicht will, sind Radwege, mit denen man Autos mutwillig ausbremst.“ Was mutwillig ist oder einfach nur die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer erhöht, liegt allerdings immer in der Sicht des Betrachters. Und die ist hinterm Steuer eine andere als auf dem Sattel am Fahrbahnrand.
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg will sich vom schwarz-roten Senat noch kein Stopp-Schild vor die Nase stellen lassen. Ob das sofortige Außer-Kraft-Setzen aller Finanzierungszusagen durch die Verkehrsverwaltung trotz laufenden Haushalts erlaubt ist, lässt Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) jetzt durch ihr Rechtsamt prüfen. „Es stellt sich die Frage, auf welcher rechtlichen Grundlage das passieren sollte.“ Die nun entstandene Situation sei „ein heilloses Chaos“.
Ein Beispiel für die chaotische Lage gibt’s an der Schönhauser Allee zu bestaunen. Der Umbau der Straße wurde offenbar bereits an eine Baufirma vergeben, berichtet die „Morgenpost“. Der geplante Radweg würde damit nicht mehr gestoppt werden können, obwohl Verkehrsstadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) genau das zu Wochenbeginn noch angekündigt hatte. Zumindest jedenfalls, wenn man die bislang letzte Ansage aus dem Haus von Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) zugrunde legt. Aber wer weiß, wie lange die dieses Mal gilt.

Chaotisch geht’s in der Berliner Verwaltung zu. Jetzt droht wegen der schlechten Haushaltslage alles noch viel schlimmer zu werden. „Sämtliche und berechtigte Ansprüche an eine funktionierende Stadt werden damit ausgehöhlt. Wünsche nach 14-Tages-Zielen, Verwaltungsreformen und Zielvereinbarungen werden damit obsolet“, dröhnt es in einem Brandbrief von Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) im Namen aller Bezirksbürgermeister an den Regierenden Kai Wegner und Finanzsenator Stefan Evers (beide CDU). Weil Evers Haushaltspläne zu wenig Geld für die Bezirke vorsähen, müssten die im Zweifel am Personal sparen. Selbst die Schließung von Bürgerämtern sei „nicht ausgeschlossen“. Ob’s zumindest für dieses Problem eine Lösung innerhalb von 14 Tagen gibt? Zweifelhaft.

Einen Zuwachs bei seinem eigenen Personal kann immerhin Kai Wegner vermelden. Patrick Axel Sellerie ist seit 21. Juni neuer persönlicher Referent des Regierenden Bürgermeisters, wie Sellerie selbst auf Facebook gepostet hat. Damit findet ein langjähriger Vertrauter Wegners den Weg in den Leitungsstab der Senatskanzlei. Die beiden kennen sich – natürlich – aus Spandau. Dort war Sellerie zuletzt Leiter der Wirtschaftsförderung im Bezirksamt. Doch die Freunde verbindet noch mehr: die gleiche Frau. Wegners Ex-Ehefrau Ina ist heute die Lebensgefährtin von Sellerie. Bleibt eben alles in der Familie.

Um frische Luft in Berlins sauerstoffarme Gewässer zu pusten, ist ab Freitagabend wieder das Belüftungsschiff „Rudolf Kloos“ auf Landwehrkanal und Neuköllner Schifffahrtskanal unterwegs. Warum es jetzt erst losgeht? Wohl wegen eines Formfehlers der Berliner Verwaltung hat das Schiff früher keine Zulassung bekommen, berichtet Checkpoint-Kollege Stefan Jacobs. Immerhin ist an Bord flüssiger Sauerstoff, der als Gefahrgut eingestuft wird. Nun schippert das Schiff mit einer Sondergenehmigung durch Berlin. Zeit wird’s! Bis Donnerstagfrüh wurden stadtweit bereits fünf Kubikmeter tote Fische eingesammelt.

Telegramm

Nach der Randale dutzender Jugendlicher in den Sommerbädern Neukölln und Pankow schließen die Berliner Bäderbetriebe die Großrutschen und Sprungtürme der beiden Anlagen. Es seien „ganz offenbar diese Attraktionen, die immer wieder Randalierer anziehen“, so die BBB.

Wo wir schon beim Rutschen sind: Es geht runter mit Berlin – zumindest im Ranking der lebenswertesten Städte des „Economist“. Von Platz 13 auf Platz 17 rutscht die Hauptstadt. An die Lebensqualität von Dauersieger Wien kommen wir an der Spree nicht ran. Es reicht aber immer noch locker, um (gemeinsam mit Frankfurt) die lebenswerteste Stadt Deutschlands zu sein.

Schaffe, schaffe: Die Zahl der Erwerbstätigen in Berlin ist weiter gestiegen. Im 1. Quartal 2023 waren gegenüber dem Vorjahr 47.800 Personen mehr in Lohn und Brot. Insgesamt sind 2.176.900 Berliner erwerbstätig, teilt das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg mit.

Alarm? „Am @berlinairport brennt‘s”, twitterte Kai Diekmann am Donnerstag. Stimmt zwar, aber trotzdem alles unter Kontrolle. Zumindest diese eine Katastrophe am BER war geplant und nur eine Übung der Flughafenfeuerwehr, wie die Flughafengesellschaft auf Twitter mitteilte.

Ein besonderes Erlebnis machte ein Tagesspiegel-Leser im Finanzamt Schilda – pardon, Tempelhof. Mit Krücken humpelte er ins offene Foyer, um sich dort ein (eigentlich) frei zugängliches Formular abzuholen, das nicht im Internet verfügbar war. Aber nichts da! Der Pförtner schritt ein. Begründung: Man dürfe keine Formulare abholen, wenn das Finanzamt geschlossen sei, auch wenn sie frei herumliegen. „Anordnung von ganz oben“, hieß es. Frage nach ganz oben: Stimmt das? „Eine entsprechende Weisung der Senatsverwaltung für Finanzen besteht nicht“, teilte eine Sprecherin der Senatsfinanzverwaltung mit. Zu spät für unseren Leser. Er humpelte unverrichteter Dinge wieder nach Hause.

Am Samstag wird's geschichtsträchtig. Morgen findet vor dem Rathaus Schöneberg das „Ich bin ein Berliner“-Bürgerfest statt. Anlass ist das Doppeljubiläum zum 75. Jahrestag des Beginns der Berliner Luftbrücke und der 60. Jahrestag von John F. Kennedys berühmter Berlin-Rede. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner wird dort sein, ebenso wie US-Botschafterin Amy Gutmann. Falls Ihnen das als Redner nicht reicht: Auch die originale Kennedy-Rede wird in voller Länge nochmals ausgestrahlt.

Eigentlich wartete eine Fahrradstreife am Mittwoch auf dem Ku’damm nur auf einen Abschlepper für ein Auto mit abgelaufenen Kurzzeitkennzeichen. Dann fuhr jedoch eine E-Scooter-Fahrerin voller Hochprozentigem an ihnen vorbei – ebenfalls mit abgelaufenem Kennzeichen. „Die Fahrerin pustete stolze 3,61 ‰“, twitterte die Polizei Berlin zusammen mit dem Hashtag #wartenlohntsich.

Wenn Sie schon immer den Verdacht hatten, dass im Bundestag nicht alles sauber zugeht, hat unser Kollege Felix Hackenbruch hier einen Beweis direkt von der Parlamentstoilette für Sie (keine Sorge, nicht, was Sie jetzt vielleicht vermuten).

Kurze Nachlese von der Fête de la Musique: Da soll zwar eigentlich die Musik gefeiert werden, aber am Ende bleibts manchmal ein Fest der Ordnungsliebhaber, wie die Berliner Rockband „Lost Idols“ erfahren musste. Sie spielte am Mittwochabend am Paul-Lincke-Ufer, Ecke Glogauer Straße. „Viele nette Leute, gute Stimmung“, schrieb uns Lost Idols-Drummer Patrick Zinke. Doch nach einer Viertelstunde kam die Polizei und löste das Konzert auf, da keine Genehmigung vorlag. „Eine Liste mit Veranstaltungs-Genehmigungen führten die netten Herren offenbar mit sich und kontrollierten sie akribisch – genau wie unsere Ausweise“, so Zinke. Eher Fête de la Police.

Warum aber auch bei der Fête de la Musique Ordnung wichtig sein kann, erlebte Lydia Krüger. Sie wich mit dem Rad vor einer musikhörenden Menschenmenge aus und blieb dabei in der Straßenbahnschiene hängen. Ergebnis: Ein verstauchter Fuß. Immerhin hätten sich von den Umstehenden viele um sie gekümmert. „Sogar ein Glas Wein wurde mir angeboten, hab dann aber lieber Wasser genommen“, schrieb sie auf Twitter. Appell von Frau Krüger: „Bitte haltet die Radwege frei!“

Zitat

„Ich rede nicht mit Erpressern, mit Menschen, die Berlinerinnen und Berliner in Geiselhaft nehmen.“

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner im Spiegel-Interview auf die Frage, ob er sich mit Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ treffen würde.

 

Tweet des Tages

Ich wähle aus strategischen Gründen keine Rechtsradikalen.

@katjaberlin

Stadtleben

Essen – Wer sich im Anschluss an einen ausgedehnten Spaziergang entlang der Havel nach einer Stärkung in Form von einer aufgebrezelten Proteinbombe sehnt, der hat mit der Quark-Bar den richtigen Anlaufpunkt auserkoren. Hier löffeln die Gäste zwischen 15 und 20 verschiedene Frozen-Quark- und Quark-Alternativen von der Bar. Das Familienunternehmen setzt dabei auf eigene Rezepturen. Wie die Kirsche auf der Sahne gibt’s neben frischem Obst der Saison, u.a. auch Rote Grütze, Knuspermüsli, Sonnenblumenkerne oder bunte Schokolinsen on top. Mo 9.30-16, Mi 11-18, Do/Fr 9.30-17 Uhr. Franzstraße 22, Spandau, Bushaltestelle: Götelstraße

Kiekste

Endlich! Das doch arg in Verruf geratene Wörtchen „Corona“ erfährt mit diesem Leserbild von Margit Fruböse eine erste vorsichtige Rehabilitierung. Danke schön! In doppeltem Sinne! Sie haben ähnlich glänzende Schätze in Ihrem Fotofundus? Checkpoint@tagesspiegel.de lautet unsere Adresse. Wir sind gespannt.

>

Berliner Gesellschaft

Geburtstag – Boris Aljinovic (56), Theater- und Filmschauspieler / „Petra Gehrmann – zum runden Geburtstag brausebunte Glückwünsche der allerbesten Schwester und tollsten Tata ever!“ / „Hallo Katrin K., zu deinem Geburtstag heute gratulieren wir dir aus der Ferne und wünschen dir einen wunderschönen Tag. Feier ein bissel mit Björn, Milla, Zitrone und ... Wir denken doll an dich. Tschüss, deine Heidi und Schwiegervater Ingolf“ /„Sophie Luna (22) auguri patatell`!“ / Jonas Michelbrink (22), Fußballspieler bei MSV Duisburg / Bilkay Öney (53), Politikerin (SPD) / „Unserem junggebliebenem Freund Arno Schwed weiterhin beherztes Carpe Diem und viel ‚na bitte‘! Axel und viele andere sagen Santé!“ / Christoph Singelnstein (68), Journalist und ehem. Chefredakteur des Rundfunks Berlin-Brandenburg / Yann Tiersen (53), Komponist und Multiinstrumentalist / „Lieber PETER TOMASCHEK, ich wünsche Dir für Dein neues Lebensjahr vor allen Dingen Gesundheit und viele schöne Erlebnisse. Genieße den Tag, viele Grüße Brigitte“ / Hannes Wader (81), Musiker und Liedermacher / „Viel Glück und viel Segen auf all [s]einen Wegen‘! Ganz eigennützig wünschen wir für uns selbst, er möge so charmant, charismatisch und liebenswert bleiben – ihm hingegen versprechen wir, unser Allerbestes zu geben beim Jubiläumskonzert der Singakademie am 25.6. im Konzerthaus. Auf dein Wohl, lieber Achim!“ 

Sonnabend – Alexander Beyer (50), Schauspieler / Michael Kessler (56), Schauspieler, Komiker und Autor / Annika Klose (31), SPD-Bundestagsabgeordnete für Berlin-Mitte / „Wendy Marshall-Kochanke wird 65 und wir wollen das feiern! Alles Liebe und ein langes Leben! Egon, Philip & Alex“ / Eugen Ruge (69), Schriftsteller / Hans-Jürgen Schult (84), Aktionskünstler / „Liebe Soon-Ja, die allerliebsten Geburtstagsgrüße sendet Dir Deine Familie.“ / Saralisa Volm (37), Schauspielerin, Bloggerin, Filmproduzentin und Autorin

Sonntag – Jutta Brückner (82), Regisseurin und Drehbuchautorin / Pegah Ferydoni (40), Schauspielerin und Synchronsprecherin / „Holger Haericke (51) großer Sohn und Bruder mit viel Verständnis für Hund und Katz“ / „Liebe Hannelore, zum 70. ganz herzliche Glückwünsche nach Mahlow. Viel Glück und bleib gesund. LG Christa & Michael aus Charlottenburg.“ / Kirsten Harms (67), Theaterregisseurin / „Liebe Inge, ich wünsche dir weiterhin ein schönes aktives Leben, vielleicht ein wenig ruhiger. Hans-Joachim Melchior“ / „Charlotte Rother: Zu deinem Geburtstag 3 G +: Gesundheit, Glück, Geschenke und alles Gute wünscht dir deine Familie“ / Thomas Scharff (53), Schauspieler

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben – „Rudi Beskau, verstorben am 17. Juni 2023“ / Anita Döhler, geb. Haas, * 9. Dezember 1930 / Dr. Michael Glahn, * 21. Oktober 1939 / Bettina Hoffmann, * 13. Mai 1946 / Marlene Nordmeyer-Marxen, verstorben am 28. Mai 2023 / Dietrich Schnepel, * 23. Dezember 1944 / Christa Spyropoulos, geb. Müller, * 19. Juli 1942

Stolperstein – Rebecka Knopf (geb. Beck, Jg. 1870) verdiente ihren Lebensunterhalt mit den Mieteinnahmen ihres Zweifamilienhauses. Nachdem ihr Mann Sally Knopf 1925 verstarb und ihr Sohn 1938 in die USA floh, zog sie zu einer ihrer Schwestern. 1942 wurde Rebecka Knopf vom Jüdischen Altersheim ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie heute vor 79 Jahren ermordet wurde. In der Sybelstraße 32 in Charlottenburg erinnert ein Stolperstein an sie.

Encore

Einmal wenigstens liegt Hertha in diesem Jahr vor Union – wenn auch nur beim veganen Stadion-Ranking der Tierschutzorganisation Peta. Dank veganer Würstchen und Burrito mit Sojageschnetzeltem und Gemüse geht’s auf Champions-League-Platz vier. Quasi spiegelverkehrt zum sportlichen Betrieb landet Union auf dem letzten Platz. Einschätzung aus der Checkpoint-Kommentatorenkabine: Internationale Klasse ist das noch nicht.

Erstklassig war dafür heute die Arbeit der Kollegen Stefan Jacobs und Sophie Rosenfeld (Stadtleben). Im Frühdienst hob Florian Schwabe alles auf internationales Niveau. Team Checkpoint ist halt wirklich ein Big City Club.
Machen Sie es gut!

Ihr Christian Latz

Berlin braucht guten Journalismus!

Finden Sie auch? Unterstützen Sie uns!
JETZT GRATISMONAT STARTEN

Seit 2014 berichten wir exklusiv aus Berlins Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Wir stellten Berlins marode Schulen vor, bis die Politik reagierte. Wir standen vor dem Bürgeramt, bis es wieder Termine gab. Wir recherchieren hartnäckig und gründlich.

Das finden Sie gut? Dann unterstützen Sie uns mit dem neuen Tagesspiegel Plus-Abo! Für 14,99 € im Monat erhalten Sie den ungekürzten Checkpoint-Newsletter, den Checkpoint am Wochenende und das Beste vom Tagesspiegel im Web und in der App. Und Sie ermöglichen uns, auch weiterhin vor Ort zu sein, genau hinzuschauen und unabhängig zu bleiben. Die Anmeldung dauert nur eine Minute. Wir würden uns freuen!