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Warum Kai Wegner CDU-Chef Merz ständig piesacktRückgang selbst am Stadtrand: Zahl privater Autos in Berlin sinktRückforderung der Corona-Hilfen kostet Berlin etliche MillionenParkscheinkontrolleure in der City West 105 Tage im Jahr krank

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wie hält die CDU es mit BSW, Linke – und AfD? Es wird eine der entscheidenden Fragen der kommenden Wochen. Schon fordert mit der Thüringer Abgeordneten Martina Schweinsburg die erste CDU-Politikerin vor Ort, Gespräche mit den Rechtsextremen aufzunehmen. In der Partei wird das als Einzelmeinung abgekanzelt, doch die Frage nach der Brandmauer wird die CDU begleiten. Auch in Bezug zur Linken. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Mario Czaja will den Unvereinbarkeitsbeschluss mit der Linken aufheben. Ansonsten kamen aus der Berliner CDU am Montag keine Ratschläge Richtung Bundespartei. „An der Beschlusslage hat sich nichts geändert“, sagte Berlins CDU-Generalsekretärin Ottilie Klein. „Entscheidungen über eine Regierungsbildung trifft der jeweilige Landesverband.“

Kai Wegner hingegen hielt sich nach der Watschn vom Wahlabend gegen die eigene Partei diesmal ganz zurück. Die Frage ist aber nur: wie lange? Mit seinen ständigen Spitzen gegen Friedrich Merz hat sich Berlins Regierender Bürgermeister längst zum Quälgeist des CDU-Chefs entwickelt. In Wegners Umfeld wird man nicht müde zu betonen, dass die CDU mit einem anderen Parteivorsitzenden in der Wählergunst besser dastünde. Doch es geht wohl auch um Persönliches: Merz‘ Versuch, Wegner noch kurz vor der erfolgreichen Berlin-Wahl auszutauschen. „Wegner verzeiht nicht“, sagt ein CDUler. Ob am Ende Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst, oder Bayerns Regierungschef Markus Söder anstelle von Merz Kanzlerkandidat werden, scheint ihm da schon fast egal. Etwas verbindet die drei ohnehin: Sie alle waren zwischen 2000 und 2003 in ihrem Bundesland Vorsitzende der Jungen Union. Posten, auf denen viel gemeinsam genetzwerkt – und getrunken wird. Das verbindet, auch Jahre später. Die ganze Analyse zu Wegners Sticheleien gegen Merz von Kollege Robert Kiesel lesen Sie hier.

Bei der Meldung müssen wir vor Überraschung zweimal in den Rückspiegel gucken: Die Zahl privater Pkw in Berlin sinkt. Zwischen 2021 und 2023 ging die gesamte private Auto-Flotte in der Hauptstadt von 1.098.637 auf 1.078.259 Pkw zurück – und dass, obwohl die Bevölkerung in Berlin stetig wächst (Q: schriftliche Anfrage Antje Kapek, Grüne). Je 1000 Einwohner sank die Pkw-Anzahl damit berlinweit von 291 auf 278. Und das sogar am Stadtrand: In allen Außenbezirken gibt es trotz mehr Bewohnern heute weniger private Autos als noch 2021. Ob der Schwund am Ausbau von ÖPNV und Radverkehr liegt, oder weil den Menschen das Autofahren in Berlin zu teuer und stressig wird, geht aus den Daten nicht hervor. Deshalb die Frage: Haben Sie in den vergangenen Jahren Ihr Auto abgeschafft? Dann schreiben Sie uns, wieso an checkpoint@tagesspiegel.de.

Opinary: Braucht man in Berlin ein Auto?

Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) rührte am Montagabend in Paris beim zweiten vom Land finanzierten „Berliner Abend“ die Werbetrommel für Olympia in Berlin. „Ich möchte, dass Berlin Inklusionshauptstadt wird”, verlautete Spranger. Am Ende ihrer Rede sorgte sie jedoch für Schmunzeln im Publikum, als sie Paris‘ „inklusives Verkehrskonzept“ lobte und für Berlin zum Vorbild erklärte. Dass in Frankreichs Hauptstadt nur eine einzige Metrolinie für Rollstuhlfahrer zugänglich ist, muss ihr wohl entgangen sein. Mit dabei bei Sprangers Auftritt war unser junger Reporter Vincent Busche vom Team der Tagesspiegel Paralympics Zeitung. Alle Artikel davon finden Sie hier.

Nur wo würden die Athleten antreten, wenn Olympia nach Berlin käme? Der Deutsche Olympische Sportbund hat dazu einige Berliner Sportstätten – und ungewöhnliche Orte – untersucht. Die ganze Liste gibt es exklusiv für Abonnenten der Checkpoint-Vollversion. Hier geht es zum Angebot.

Und das ist längst nicht alles, was Sie heute ohne Abonnement verpassen. Neben der DOSB-Liste, welche Berliner Sportstätten für Olympia in Frage kommen, lesen Sie in der Vollversion auch noch:

+ Welche „10 Gebote“ Verkehrssenatorin Ute Bonde als Vorgaben an ihre Mitarbeiter schreibt

+ Welche Millionen-Summen Berlin die Rückforderung der Corona-Hilfen kostet

+ Wie es um die Wartezeiten für Wohngeld-Anträge in Berlin steht

+ Was sich Berliner Schüler und Schul-Mitarbeiter von der Bildungssenatorin wünschen

+ Und unsere tägliche Verlosung: Zu gewinnen gibt es heute ein Set Cobra Ölfarben von Royal Talens

Warum da noch warten, am besten gleich ein Abo abschließen und die Checkpoint-Vollversion, alle Bezirks-Newsletter und alle Artikel von Tagesspiegel-Plus für 8,25 Euro im Monat lesen. Zum Angebot geht es hier.

Telegramm

Seit Montag sollte es mit dem Notfall-Fahrplan der BVG besser werden, zunächst auf der U-Bahnlinie U9. Statt Vier- ein Fünf-Minutentakt übern Tag, dafür sollen die Züge aber auch verlässlich pünktlich kommen, so das Versprechen. Die Realität am Montagmittag: Nächster Zug in zehn Minuten. Auch die BVG bestätigt, dass es „sehr vereinzelt zu längeren Takten“ gekommen sei. „Die Abläufe spielen sich aktuell ein“, sagte Sprecher Stefan Volovinis. „Wir konnten mit dem neuen Ablauf auf der U9 im Gesamtsystem der U-Bahnlinien U6 bis U9 feststellen, dass der angepasste Fahrzeugeinsatz wie geplant funktioniert und stabilisierend auf die Linien wirkt.“

Obs an den vielen Krankheitsausfällen liegt, dass in der Verwaltung manchmal wenig vorangeht? Im Durchschnitt jedenfalls war jeder Beschäftigte der Berliner Verwaltung im vergangenen Jahr 39 Kalendertage krank (nicht nur Arbeitstage, sondern auch Feiertage und Wochenenden mitgezählt). Immerhin besser als 2022, aber trotzdem der zweithöchste Wert aller Zeiten. Einsame Ausfall-Spitzenreiter: Die Parkscheinkontrolleure in Charlottenburg-Wilmersdorf. Jeder Beschäftigte der Abteilung ist im Durchschnitt sage und schreibe 105 Tage im Jahr krank.

Sie brauchen einen guten Anwalt? Dann aufgepasst! Das unabhängige wirtschaftswissenschaftliche Forschungsinstitut Handelsblatt Research Institute (HRI) hat im Auftrag des Tagesspiegels „Berlins Beste Rechtsanwälte“ ermittelt. Befragt wurden dafür mehr als 3700 Anwälte und Anwältinnen – denn die müssen es schließlich am besten wissen. Eigenbewertungen und Absprachen untereinander wurden natürlich grundsätzlich ausgeschlossen. Welche 139 Personen und 146 Kanzleien sich nun als „Berlins Beste“ bezeichnen dürfen, lesen Sie hier.

Berlins Beauftragten-Liste ist um eine weitere Person reicher. Seit Montag amtiert Sinja H. Meyer-Rötz als erste Berliner Pflegebeauftragte. Ihr Büro soll ab nun Anlaufstelle für Anliegen und Beschwerden von pflegebedürftigen Menschen und ihren Angehörigen sein. Zu erreichen ist die Stelle dienstags, mittwochs und donnerstags unter (030) 9028-2345.

Auch für Berlins Ex-Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) gings gestern im neuen Job los. Nach einem Intermezzo als ehrenamtliche Schwimmlehrerin ist sie nun Geschäftsführerin beim Paritätischen Gesamtverband.

Sie wollen dafür sorgen, dass die Beschäftigten in der Berliner Verwaltung wohl genährt und gut gestärkt ihren Aufgaben nachgehen können? Dann kümmern sie sich doch um deren Verpflegung! Das Rathaus Neukölln und der Verwaltungsstandort Fehrbelliner Platz suchen neue Kantinenbetreiber. „Gewünscht ist ein ansprechendes Angebot an abwechslungsreichen, frischen, ernährungsphysiologisch ausgewogenen, mit Anteilen an ökologischen und nachhaltigen Lebensmitteln, preiswerten und schmackhaften, der jeweiligen Saison und Marktlage angepassten Speisen und Getränken“, heißt es aus Neukölln. Der Verkauf von Bier und Wein allerdings ist „nicht gestattet“.

Noch ein paar Anforderungen mehr haben die Beamten am Fehrbelliner Platz. Unter anderem muss es immer ein vegetarisches Mittagsgericht und ein „qualitativ gutes Kaffeeangebot mit diversen Auswahlmöglichkeiten (Kaffee, Cappuccino, Espresso usw.)“ geben. Falls Sie Interesse haben: Zur Ausschreibung geht es hier und hier entlang. Aber bitte nicht in die Suppe spucken.

Berlins Fahrraddiebe machen trotz der Sommertemperaturen gerade keine Ferien. Vergangene Woche wurden laut unserer Fahrrad-Klau-Auswertung in Berlin 299 Fahrräder im Wert von 407.734 Euro als gestohlen gemeldet. Die meisten Diebstähle gab es im Heinrich-Heine-Viertel Ost in Mitte, rund um den Garbátyplatz in Pankow und der Bötzowstraße in Prenzlauer Berg. Höchster Diebstahlwert diese Woche: 7750 Euro. 2024 klauten Diebe bisher 13.974 Räder im Wert von 17.532.265 Euro. Auf unserer Fahrraddiebstahl-Karte sehen Sie, wie die Lage in Ihrem Kiez ist.

Politisch läuft es für die Grünen gerade nicht rund. Dafür aber sportlich. Treptow-Köpenicks Verkehrsstadträtin Claudia Leistner (Grüne) hat am Samstag gemeinsam mit ihren Teamkollegen Frank Lietzmann und Leon Forche die 13. Bürgermeisterregatta gewonnen. Auf dem zweiten Platz landete das Team von Zeuthens Bürgermeister Philipp Martens (Linke). Der dritte Rang die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin von Spandau Carola Brückner (SPD).

Zitat

„Für mich ist Ministerpräsident das schönste Amt. Aber ich würde mich nicht drücken, Verantwortung für unser Land zu übernehmen.“

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) lässt keinen Zweifel an seinen Ambitionen für die Kanzlerkandidatur der Union aufkommen. Aber will ihn die CDU überhaupt bitten?

 

Kiekste

Fehlen eigentlich nur noch die Sättel, für den Dienstagsritt zur Arbeit. Dank an Leserin Tanja Dückers-Landgraf! Weitere Bilder gern an checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.

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Berliner Gesellschaft

GeburtstagDaniel Call (58), Dramatiger und Regisseur / Jérôme Boateng (36), Fußballspieler / Karl Wilhelm Fricke (95), Journalist und Publizist, langjähriger Vorsitzender des Beirats der Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, 2017 erhielt er den von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Berlin erstmals vergebenen Karl-Wilhelm-Fricke-Preis/ Peter Fox, bürgerlich Pierre Baigorry, (53), Reggae- und Hip-Hop-Musiker und einer der Frontmänner der Band Seeed / Gerd Gigerenzer (77), Psychologe, seit 2020 Direktor des Harding-Zentrums für Risikokompetenz an der Universität Potsdam, Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg / „Evi Loebel, immer noch aktive Mitstreiterin von Neuland 1: Wir gratulieren herzlich zum 80. Geburtstag und wünschen Dir ganz viel Gesundheit, Glück und weiter so viel Energie“ / Angela Marquardt (53),Politikerin (SPD),seit Juni 2020 Mitglied des zweiten Betroffenenrates beim unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) / Herbert Olschok (74), Schauspieler, bis 2013 als künstlerischer Leiter am Berliner Theater im Palais / Thomas Ostermeier (56), Theaterregisseur, seit 1999 künstlerischer Leiter und Regisseur an der Schaubühne Berlin. Seit 2019 Mitglied der Akademie der Künste / Simone von Zglinicki (73), Schauspielerin, seit 1974 Mitglied des Deutschen Theaters Berlin. Sie arbeitet kontinuierlich für TV-Produktionen, sowie für den Hörfunk und für Hörbücher.
Nachträglich: „Lieber Otto, nachträglich noch herzlichste Glückwünsche zu Deinem Geburtstag, alles Gute und viele gesunde Jahre wünschen Dir Kurt + Sibyl“

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben – Prof. Dr. Meinolf Dierkes, * 24. September 1941, verstorben am 18. August 2024 / Rothraut Hauff (geb. Wilm), * 20. März 1928, verstorben am 7. August 2024 / Gert Läßker, * 6. Juli 1948, verstorben am 18. August 2024 / Kurt B. Landsberger, * 27. Mai 1922, verstorben am 22. August 2024 / Georg Schäfer, * 5. April 1936, verstorben am 18. August 2024

Stolperstein – Abraham Horowicz wurde am 3. April 1900 im damals russischen Widawa geboren. Als 19-Jähriger floh er nach Berlin, um nicht von der polnischen Armee eingezogen zu werden. Hier heiratete er seine Frau Gutcha, mit der er zwei Kinder bekam. Als die Diskriminierung und Gewalt gegenüber der jüdischen Bevölkerung ab 1938 massiv zunahm, floh er nach Antwerpen. Am 31. Juli 1944 wurde die Familie im SS-Sammellager Mechelen inhaftiert. Von dort aus wurde Abraham mit dem 26. und gleichzeitig letzten Transport aus Belgien in einem Güterwaggon nach Auschwitz deportiert. Unmittelbar nach der Ankunft wurde er am 3. September 1944 in der Gaskammer ermordet. Heute erinnert ein virtueller Stolperstein in der Mendelssohnstraße 10 in Prenzlauer Berg an Abraham Horowicz. 

Wer in Berlin über die Gedenktafeln stolpert und mehr wissen will: Mit einem Klick gelangt man über die App „Stolpersteine – Die Schicksale“ zu den Biografien der Verfolgten.

Encore

Die IFA startet am Freitag und wir werfen schon vorab einen Blick auf die Geschichten hinter den Messeständen. Unser Chronist auch heute wieder: Rainer Bücken, ehemals freier Tagesspiegel-Autor, der die Funkausstellung seit 53 Jahren begleitet:

„Auf Funkausstellungen wird geklaut, was das Zeug hält. Deshalb hat Peter Hoenisch, einst Pressemann von Sony Deutschland, 1983 die GSG 9 auf die Messe geholt. Damals hatte Sony einen Prototyp der Fotokamera Mavica auf dem Stand. Das Ding galt es zu schützen. In seinem Handballverein freundete Hoenisch sich mit GSG 9-Mitgliedern an und fragte sie, ob sie in Berlin Wachdienst schieben wollten. Sechs GSG 9ler nahmen Urlaub und bewachten den Sony-Stand.“

Nochmal zur Erinnerung: Mit dem Tagesspiegel kommen Sie am Samstag kostenlos auf die Ifa, egal ob mit der Kiosk-Ausgabe, ePaper oder T-Plus-Abo.

Heißbegehrte Ware für diesen Checkpoint lieferten heute Isabella Klose, Alexander Fröhlich und Tobias Langley-Hunt (Stadtleben). Für die Produktion sorgte Lea-Marie Henn. Morgen behält hier Lorenz Maroldt trotz Hitze einen kühlen Kopf. Einen schönen Spätsommertag wünscht Ihnen

Ihr Christian Latz

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