wörtliche Übernahmen fremder Texte (34 Stellen), Quellen nicht eindeutig zugeordnet (35), unsaubere Arbeit anderer Art (40): Das ist der Befund der Freien Universität Berlin zur Doktorarbeit von Franziska Giffey. Der Doktorgrad wurde der Berliner SPD-Spitzenkandidatin am Donnerstag entzogen. Die FU sieht eine „Täuschung über die Eigenständigkeit ihrer wissenschaftlichen Leistung“ mit „mindestens bedingtem Vorsatz“. Plagiate würden die Arbeit „prägen“. Regierende Bürgermeisterin möchte Giffey weiterhin werden. Ist ein Plagiat, der „Diebstahl geistigen Eigentums“ (Duden), vereinbar mit einer Kandidatin, die für Recht, Ordnung und Aufrichtigkeit stehen will? Lassen wir Giffeys Co-Fraktionsvorsitzenden Raed Saleh sprechen: „Nur die Berlinerinnen und Berliner werden entscheiden, wem sie das Rote Rathaus zutrauen.“
Vor allem für Doktorand:innen, die sich jahrelang abmühen und den Wissenschaftsstandort Berlin zu dem machen, was er ist, dürfte es ein Schlag ins Gesicht sein, dass Giffey an der Kandidatur festhält. Adrian Grasse, forschungspolitischer Sprecher der Berliner CDU-Fraktion, sprach vom „größten Skandal in der deutschen Wissenschaft“, die FU habe zunächst eine „Verschleierung der Vorgänge“ betrieben. Andere wenden sich gegen Giffey: Sie wolle „ihren Fehler kleinreden und herunterspielen“ statt „sich ernsthaft zu entschuldigen“, sagte Grünen-Landesvorsitzende Nina Stahr.