Schon dran gedacht? Heute ist die Mauer genauso viel Jahre weg wie sie gestanden hat. 28 Jahre trennte sie Deutschland, zerriss nicht nur Berlin, sondern auch ganze Familien. Am Abend des 9. November 1989 öffnete sich auf Druck von Hunderten Ost-Berlinern der Schlagbaum am Grenzübergang Bornholmer Straße, und mit einem Mal war nichts mehr so wie es einmal war - oder einfach nur „Wahnsinn“. Daran, und dass der 9. November ein ambivalentes Datum ist, erinnert der Tagesspiegel in seiner Donnerstagausgabe: Kolleginnen und Kollegen schreiben übers Leben mit und ohne Mauer - und auf 48 Seiten steht „The List“; die Künstlerin Banu Cennetoglu hat darin die Daten von 33.293 Menschen zusammengetragen (CP von gestern), die seit 1993 bei der Flucht nach Europa ums Leben kamen.
Immer Ärger mit dem Berliner Personal: Die Polizei hat bekanntlich einen an der Backe, und die hauptstädtische SPD steht ihr darin in nichts nach. Fielen vor gut zehn Tagen zunächst zwei Abgeordnete über Parteichef Michael Müller her, dem sie den verlorenen Tegel-Volksentscheid und schlechte Wahlergebnisse ankreideten, so knöpfen sich jetzt gleich 14 ihren eigenen Fraktionschef Raed Saleh vor. Auch sie haben das schriftlich gemacht, fassen sich mit aber mit fünf statt elf Seiten etwas kürzer als die Müller-Kritiker. Die Unterzeichner sind nicht irgendwer, sondern es gehören Salehs Stellvertreter und vier Vorstandsmitglieder dazu.
Worüber die schimpfen, klingt ein wenig nach DDR kurz vor dem Mauerfall: In der Fraktion gebe es kaum noch Diskussionskultur und Willensbildung, und überhaupt: Saleh solle seine Führungsaufgaben als Vorsitzender wahrnehmen, sich besser mit der Partei abstimmen.