aller guten Dinge sind drei, wird sich Kai Wegner (CDU) denken. Doch in der Geschichte Berlins ist noch kein Regierender Bürgermeister derart desaströs in sein Amt gestolpert. Erst im dritten Wahlgang kam der CDU-Chef am Donnerstag im Abgeordnetenhaus auf eine Mehrheit. Nachdem ihm im ersten Wahlgang ganze 15 Stimmen aus seiner schwarz-roten Koalition fehlten, reichte es auch im zweiten Anlauf nur zum Patt. Als wäre die Schmach nicht groß genug, liegt auch über Wegners erfolgreichem, dritten Wahlanlauf der Schatten, dass die Mehrheit womöglich nur mit Hilfe der AfD zustande kam.
Aufklären lässt es sich nicht. Auf 86 Stimmen kam Wegner. Genauso viele hat seine Koalition. Laut AfD-Chefin Kristin Brinker habe aber „die Hälfte“ ihrer Fraktion für Wegner gestimmt. Brinker hatte zuvor gespielt generös per Pressemitteilung erklärt, wegen der „gesamtstädtischen Verantwortung“, Wegner ins Amt verhelfen zu wollen. Ein bitterer Hohn für die ganze Stadt. Und ein absoluter Fehlstart für Wegner und Schwarz-Rot.
Wer also ist schuld am Wahldebakel? Die CDU zeigte sofort auf die SPD. Die SPD wiederum auf die CDU. Vertrauen in den Partner klingt anders. Die frisch getraute „Vernunftehe“ (Kai Wegner) geht nach der Hochzeit am besten gleich in Paartherapie.
Die Wahrheit dürfte ohnehin irgendwo dazwischen liegen. Nach dem heftigen Streit in der SPD um den Eintritt in die Koalition galt schon zuvor als sicher, dass mehrere Gegner von Schwarz-Rot ihre Stimme zunächst verweigern würden.