eine Kerze steht am Reifen des Fahrrads, eine Rose steckt im zerbeulten Rahmen. Zur Mahnwache der 44-jährigen Radfahrerin, die am vergangenen Montag von einem Betonmischer überrollt wurde, sind 400 Personen an die Bundesallee gekommen – unter ihnen Berlins Verkehrssenatorin Bettina Jarasch. Am Unfallort stellen sie ein weißes Geisterrad auf: das achte in diesem Jahr.
Zwei Tage zuvor entlasteten die Aussagen einer Notärztin die Demonstrierenden der „Letzten Generation“, die mit einer Blockade einen Stau verursacht hatten, in dem auch ein Spezialfahrzeug der Feuerwehr stecken geblieben war. Laut der Notärztin, die die Bergung der Radfahrerin leitete, hatte der Stau keinen Einfluss auf die Versorgung des Opfers. Die Ärztin habe ohnehin entschieden, bei der Rettung auf das Spezialfahrzeug zu verzichten. „Ein Anheben wurde kurz erwogen, hätte aber wohl länger gedauert, wie auch die medizinische Situation verschlechtert“. Auf Seiten derer, die die Demonstrierenden kurz zuvor als „Mörder“ bezeichneten, ist es seit Freitag auffällig still.
Zynischer könnte eine Nachricht kaum sein: Ausgerechnet in der Sonnenallee 7 scheint seit dem 1. November die Sonne nicht mehr. Ein haushohes Werbeplakat nimmt den Wohnungen Licht und Luft. Auf einer umspannenden, undurchlässigen Plane wirbt das Tech-Unternehmen „Back Market“ für ein Handy – das belegen Fotos, die dem Checkpoint vorliegen. Tagsüber ist es seitdem stockfinster im Haus, nachts simulieren 20 Scheinwerfer die Mittagssonne. „I have a 4 year old child who is asking me every morning where the light has gone“, sagt Mieterin Sadie Weis dem Tagesspiegel.
Vor einigen Wochen hing im Flur ein verdächtiger Aushang, der die Bewohner:innen über „Instandsetzungsmaßnahmen an der Frontseite“ informiert hat – obwohl die Fassade erst vor vier Jahren renoviert wurde.