Die Berlinale fällt sonst in die wettertechnisch garstigste Woche des Jahres, aber 2021 beginnt sie eben heute, und die Sonne scheint einfach weiter. Im Vorprogramm gab’s gestern den obligatorischen Serverkollaps am Kopf der (virtuellen) Ticketschalterschlange, und CP-Berlinalekönig Robert Ide befand den leibhaftigen Marlene-Dietrich-Platz bei einem Kontrollgang für mausetot. Aber die RBB-Abendschau und auch die Stadt waren voll von enthusiastischen Freiluftkinobetreibern und erwartungsfrohen Gästen, die die ungewohnte Freiheit genießen. Dass gestern Abend im Freiluftkino am Schloss Charlottenburg die Premiere von „Rausch“ schon nach einer Minute beendet war, weil der Beamer wohl „Rauch“ verstanden und sich in selbigen aufgelöst hatte, ist ärgerlich, ändert aber nichts an dem Gefühl, dass es gerade wieder aufwärts geht.
Die Ausnahme vom Aufwärtsgang sind nach eigenem Bekunden die Schausteller der Stadt. Deren Interessengemeinschaft wirft dem Senat vor, ihnen als einziger Branche – und anders als alle anderen Bundesländer – weiterhin die Ausübung ihres Berufs zu verbieten: Floh- und Kunstmärkte seien wieder erlaubt, nur „Jahrmärkte und Volksfeste“ nicht. „Wie kann es sein, dass der Berliner Senat darüber nachdenkt, wie wieder in geschlossenen Räumen getanzt und gefeiert werden kann oder wie man einen Berlin-Marathon mit 35.000 Besuchern aus aller Welt organisieren könne, aber den hier Steuer zahlenden Schaustellerbetrieben die Existenzgrundlage unter den Füßen wegzieht?“, fragen die Betroffenen.