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Knapp 2000 Coronavirus-Infizierte in BerlinWie Unternehmen jetzt geholfen werden kannDie Zahl der Straftaten sinkt

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„Wir brauchen in diesen Zeiten nicht mehr, sondern weniger Ängste“, hat Regiermeister Michael Müller gestern im Abgeordnetenhaus gesagt. Ausweislich seiner Regierungserklärung scheint die Koalition nach anfänglichem Gerumpel inzwischen den Ton und Takt gefunden zu haben, der der Lage und der ins künstliche Koma versetzten Fast-Viermillionenstadt Berlin angemessen ist. Also keine Kriegsrhetorik und kein Aktionismus etwa in Gestalt von Ausgangssperren, die zwar erleichtern würden, die wenigen Unbelehrbaren zu bestrafen, aber neben dem wirtschaftlichen auch das soziale Drama noch vergrößern würden. Stattdessen so viel Freiheit wie noch möglich – und demonstrative Wertschätzung für die vielen, die helfend zur Stelle sind.

1937 Menschen in Berlin sind – Stand Donnerstagabend – nachweislich infiziert, also fast 300 mehr als tags zuvor. 235 liegen im Krankenhaus, 46 auf Intensivstationen. Damit wächst die Zahl der Betroffenen zwar momentan nicht mehr exponentiell, aber weiter in bedrohlichem Tempo, während zugleich mehr als 100 Hausarztpraxen geschlossen sind. Die Zahl derer, die in Berlin an Covid-19 gestorben sind, stieg auf acht. Aber: Fast 400 Infizierte sind laut Gesundheitsverwaltung bereits genesen und dürfen ihre häusliche Quarantäne wieder verlassen. Der Anteil der Infizierten ist unter den 25- bis 39-Jährigen am höchsten und die City ist stärker betroffen als die Außenbezirke.

Der mit dem Coronavirus infizierte AfD-Abgeordnete Martin Trefzer widerspricht der Darstellung im CP von gestern, wonach er leichtfertig an einer Ausschusssitzung teilgenommen und dadurch andere Abgeordnete gefährdet habe, statt in häuslicher Quarantäne auf sein (letztlich positives) Testergebnis zu warten: Nachdem er an einer Veranstaltung mit dem (coronainfizierten) israelischen Botschafter teilgenommen habe, sei er zum Test eingeladen worden, aber bereits eine Stunde später habe die Verwaltung des Abgeordnetenhauses unter Berufung auf „die Amtsärzte“ Entwarnung für die Teilnehmer dieser Veranstaltung gegeben. Daraufhin habe er – ebenso wie andere Abgeordnete, die bei der Veranstaltung waren – weitergearbeitet und fünf Tage später im Ausschuss gesessen. Erst danach habe er zu seiner großen Überraschung von dem positiven Testergebnis erfahren. Sein Fall liege also ebenso wie der der anderen Abgeordneten.

Trefzers Darstellung endet mit ein paar Absätzen Empörung („unkollegial“ / „verlogen“ / „infam“ / „schäbig“). Allerdings passt sie nicht zu den Schilderungen dreier von Trefzer namentlich genannter anderer Abgeordneter. Die waren – im Unterschied zu Trefzer und dessen ins cc der Beschwerdemail gesetztem Pressesprecher – erstens für den Tagesspiegel zwecks Rückfragen zu sprechen und versicherten zweitens übereinstimmend, sie seien gar nicht zum Coronatest eingeladen worden. Demzufolge war Trefzer der einzige, der bei der Ausschusssitzung am Dienstag aufs Ergebnis seines Tests wartete. Und die Parlamentsverwaltung widerspricht auf Twitter der Behauptung der AfD-Fraktion („AGH-Verwaltung hatte keine Bedenken an Trefzers Ausschussteilnahme“): „Uns ist nicht bekannt, dass am Montag oder Dienstag nach unserer Einschätzung gefragt wurde.“

Die Wirtschaftsprofessorin Birgit Felden mahnt im Tsp-Interview, die beschlossenen Soforthilfen für kleine Unternehmen nicht als „geschenktes Geld“ zu bezeichnen, weil das nach Wohltat und einem Glücksfall klinge. Tatsächlich gehe es für viele darum, die nächsten Wochen zu überstehen und später nicht unverschuldet völlig ruiniert zu sein. Die Fachfrau von der Hochschule für Wirtschaft und Recht nennt eine Reihe von Instrumenten, die der kleinteiligen Berliner Wirtschaft wieder auf die Beine helfen können. Und die IHK hat eine Seite Unternehmer helfen Unternehmern online gestellt, auf der gleich nach dem Start schon einige Angebote von Lieferservice über Umzugshilfe bis Textbearbeitung eingegangen sind.

Die BVG hat in ihrem unverwüstlichen Social-Media-Humor sogar die Buchstaben auf dem Logo-Herz auseinandergerückt und nach massiver Kritik von Fahrgästen wieder ein paar mehr U-Bahnen auf die Strecke geschickt. Jetzt berichtet Tsp-Leser Peter R. von einer S-Bahn-Fahrt, auf der die Fahrgäste ohne Not zur Clusterbildung neigten. R. brachte sich nahe einer Tür in Sicherheit und studierte die Aufkleber mit dem Corona-Knigge: gründlich Händewaschen, niemanden anniesen, nicht Händeschütteln, nicht ins Gesicht fassen und bei Fieber nicht die Bahn nehmen, sondern das Telefon in die Hand zwecks ärztlichen Rates. Aber ausgerechnet von Abstandhalten steht da nichts.

Gestern hieß es im CP unter Berufung auf vermeintlich zuverlässige Quellen, dass der heimische Pharmakonzern Bayer – potenzieller Lieferant lebensrettender medizinischer Ausstattung in Zeiten des täglich deutlicher werdenden Mangels – noch nichts von der Gesundheitsverwaltung gehört habe. Dieser Darstellung widersprechen beide Seiten. Bayer stehe sowohl mit Senatorin Kalayci als auch mit dem Covid-Krisenstab „in engem Kontakt“, teilte das Unternehmen mit.

Für alle, die sich im Wahnsinn dieser Wochen mal in Ruhe darüber klar werden wollen, wie das Virus aus einem Markt in Zentralchina heraus seine verheerende Welttournee antreten konnte, hat das Tagesspiegel-Datenteam eine interaktive Kartenserie mit den wesentlichen Meilensteinen erarbeitet. Es lohnt sich, um dieses Jahrhundertdrama zu verstehen.

Die Polizei war am Mittwoch wieder mit 300 und in der Nacht zu Donnerstag mit 350 Leuten unterwegs, um die Einhaltung der Abstandsregeln zu kontrollieren. Bilanz: 58 überprüfte Objekte und Treffs, 72 Kontrollen im Freien, dabei 83 dokumentierte Verstöße (44 Ordnungswidrigkeiten, 39 Strafanzeigen). In den zwei Wochen seit Inkrafttreten der ersten Beschränkungen hat die Polizei 255 Treffs im Freien und 1710 Objekte kontrolliert, von denen 774 sofort schließen mussten. Hinzu kamen auch gestern wieder viele Ermahnungen vor allem an Besucher von stark frequentierten Parks. Die Grünanlagen dürften heute und morgen erst recht zu Problemzonen werden, da es sonnig und mild werden soll, bevor das Wetter am Sonntag wieder auf Spätwinter umschaltet.

Die Polizei hat wegen der Coronakrise laut ihrer Präsidentin Barbara Slowik nicht mehr zu tun als sonst, weil zwar einerseits viele zusätzliche Kontrolltouren anstehen, aber andererseits beispielsweise Demos wegfallen. Die Zahl der angezeigten Straftaten liege im März bisher gut fünf Prozent unter Vorjahresniveau – aber die Zahlen sind vorläufig und die Dunkelziffer wohl noch schwerer zu schätzen als in normalen Zeiten. 468 Beamte seien aktuell in Quarantäne, 22 nachweislich infiziert. Laut einem internen Rundschreiben von Slowik können sich Beamte, bei denen nachweislich ein schwerer Krankheitsverlauf zu befürchten ist, von ihren Vorgesetzten vorerst vom Dienst befreien oder möglichst ins Homeoffice versetzen lassen.

Umfrage zur häuslichen Isolation

Es sei jetzt wichtig, auf die Schlauen zu hören und nicht auf die Schlaumeier, hat Michael Müller in seiner Regierungserklärung gesagt. Letztere haben erwartungsgemäß zahlreich von „gesundem Menschenverstand“, Parapsychologie, Ausländerrecht etc. auf Corona-Abwehrberatung umgesattelt und füllen nun das Internet mit klugen Ratschlägen zur Wunderwirkung von Knoblauch, Kügelchen und kalten Duschen, um drei eher harmlose Beispiele zu nennen. Mein Kollege Richard Friebe aus unserer Wissenschaftsredaktion hat ein Dutzend gängige Empfehlungen einem Faktencheck unterzogen. Das wichtigste Resultat sei hier vorab verraten: Vermeiden Sie, sich anzustecken – in Ihrem eigenen Interesse und dem Ihrer Mitmenschen!

Während Gebärdensprachdolmetscher in vielen Ländern zum Standardprogramm von TV-Sendern gehören, ist es für Gehörlose in Deutschland immer noch Glücksache, ob sie live in ihrer Muttersprache informiert werden. Der Sender Phönix und das Robert-Koch-Institut gehen mit gutem Beispiel voran, aber die Bundesregierung selbst bietet keine Live-Übersetzung an, hat mein Kollege Julius Betschka in Erfahrung gebracht. Die ARD habe dem Gehörlosenverband mitgeteilt, dass sie wegen der Krisensituation keine Übersetzung mehr garantieren könne. Die Behindertenrechtsaktivistin Julia Probst fordert nun Jens Spahn in einer Petition auf, Corona-Infos auch in Gebärdensprache anzubieten. Fast 30.000 Menschen haben schon unterschrieben.

Viele Deutsche sind aus gegebenem Anlass völlig von der Rolle. Aber jetzt kommt Entwarnung: Bei Ebay dürfen laut RBB nur noch gewerbliche Anbieter Toilettenpapier, Schutzmasken und Desinfektionsmittel anbieten. Dasselbe gelte seit Dienstag für Babynahrung und Milch – und seit gestern auch für Tampons, Babytücher und Windeln. Und die Logistikverbände haben mit dem Bundesverkehrsministerium einen „Gütertransportpakt für Deutschland“ geschlossen, demzufolge sie u.a. „die Funktionsfähigkeit der Lieferketten flächendeckend und zu jeder Zeit“ sicherstellen. Kann man zu viel gekauftes Klopapier eigentlich zurückgeben?

An diesem Freitag fallen für polnische Berufspendler die Ausnahmeregelungen weg, wenn sie in ihre Heimat zurückkehren. Das Brandenburger Wirtschaftsministerium hat die hier arbeitenden Polen deshalb aufgerufen, in Deutschland zu bleiben – und zahlt ihnen eine Aufwandsentschädigung von 65 Euro am Tag, damit sie beispielsweise im Hotel wohnen können. Der Handelsverband zeigt sich dankbar für diese schnelle Lösung, weil von dem polnischen Grenzregime allein mehr als 1000 Beschäftigte der eigenen Logistik betroffen seien. Und: „Wir hoffen sehr, dass auch für die Logistikstandorte in Berlin eine vergleichbare Lösung gefunden wird.“

Telegramm

Kaum hatte die CP-Kinogruppe im Yorck so schön ihre Premiere gefeiert, mussten alle einzeln nach Hause aufs Sofa. Ärgerlich für die Gruppe, existenzbedrohend fürs Yorck und all die anderen Berliner Programmkinos. Auf Startnext haben sie eine gemeinsame Unterstützungskampagne initiiert, die sie über die nächste Zeit retten soll. Mit dabei sind neben den Yorck-Kinos unter anderem das Central, die Filmkunst 66, das Hackesche Höfe Kino, das City Kino Wedding, Eva Lichtspiele und das Bundesplatz-Kino. Es geht um Vielfalt auf insgesamt 73 Leinwänden. 3800 Euro sind bisher - Stand Freitagmittag - zusammengekommen und 130 Menschen haben mitgemacht. In den nächsten 89 Tagen sollen insgesamt 730.000 Euro eingesammelt werden - das entspricht 10.000 Euro für jede Leinwand. „Fortsetzung folgt“, heißt das Motto der Aktion. Und niemand weiß, ob es ein Happy End geben wird.

Damit das erzwungene Zuhausebleiben möglichst erträglich und im besten Fall vielleicht sogar produktiv und/oder einfach schön wird, startet der Tagesspiegel eine neue Sonderseite – online und gedruckt. Verbunden ist das Projekt mit der Aktion „Kiezhelfer“, mit der liebgewonnene Anlaufstellen in der Nachbarschaft unterstützt werden sollen. Und weil wir dafür auf die Ortskenntnis und das Engagement unserer Leserschaft angewiesen sind, freuen wir uns über Ihre Empfehlungen und Geschichten!

Sollte Ihre Lavalampe kaputt sein und der Gemischtwarenladenladen Ihres Vertrauens geschlossen, müssen Sie auf ein entspannendes Abendprogramm nicht verzichten – dank einem Tipp aus unserem Xhain-Bezirksnewsetter: Versuchen Sie es mal mit der Livecam des Riesenquallen-Aquariums von Monterey Bay, täglich ab 17 Uhr.

Sensationelle drei Tage hat es gedauert, am Schöneberger Ufer einen provisorischen Radweg anzulegen (CP von gestern). Nach wenigen Stunden war er zugeparkt. Es gibt also noch Dinge in Berlin, die sind wie immer.

Die weithin beliebte „eßkultur“-Kantine im Tagesspiegel-Haus fehlt der Redaktion – und die hungrigen Tagesspiegler fehlen der Kantine. Nachdem Chefin Birgitt Clauß ihrem Personal die verderblichen Waren mitgegeben hat, verbäckt sie jetzt Eier und Butter zu Keksen und Tartes. Mit einer Schneiderin aus ihrem Team näht sie außerdem schicke, kochwäschefeste Mundschutzmasken, die zum Soli-Preis verkauft werden. Heute ab 12 geht’s los in der Takustraße 38 in Dahlem. Bestellungen für Käsekuchen und vegetarische Quiche sind noch bis 10 Uhr möglich.

Da ist keine Musike mehr drin: Erst hat der beim Amtsgericht Charlottenburg registrierte „Club Berliner Heimorgelfreunde e.V.“ seine Auflösung beschlossen, dann der Verein „Freunde der elektronischen Musik e.V.“ (Q: Amtsblatt). Gläubiger werden aufgefordert, ihre Ansprüche anzumelden. Oder für immer zu schweigen

Heute ist Viagra-Tag, denn am 27. März 1998 kam das Präparat auf den Markt. Das lassen wir jetzt mal so stehen.

Checkpoint-Abonnenten lesen heute außerdem:

+ Soliküche:
So unterstützen Sie Obachlose und eine familienbetriebene Gastronomie zugleich.

+ Fitness für Zuhause: Diese Kurse, die Sie aus dem Fitnessstudio kennen, gibt es jetzt im Stream.

+ Urban Gardening: Diese Blumen und Gewächse kann man schon im März und April pflanzen.

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BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:

3073

Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.

Zitat

Es ist doch wohl klar, dass Erzieherinnen nicht mit Mundschutz oder Gesichtsmaske die Kinder trösten können.

Kita-Pragmatismus in Zeiten der Notbetreuung, wenn die Eltern an systemrelevanten Stellen arbeiten. Wie die Betreuung praktisch funktioniert, schildert Susanne Vieth-Entus.

 

Tweet des Tages

Dialog gerade im Supermarkt – Verkäufer: „Ich mach mir erst Sorgen, wenn das Trockenobst alle ist.“ Verkäuferin: „Aber dann kaufen die Leute nicht mehr so viel Toilettenpapier.“

@AlexanderDinger

Stadtleben

Soliküche – Das Speisekombinat in Mitte kocht für Menschen ohne Obdach – und Sie können spenden. Funktioniert ganz einfach: Auf der Website des Restaurants können Gutscheine je 7 Euro gekauft werden. Ein Gutschein entspricht einer abgepackten Mahlzeit, die an lokale Initiativen für Wohnungslose und Bedürftige geht. Damit unterstützen Spender*innen gleichzeitig auch das familienbetriebene Lokal, das seit 25 Jahren in der Chausseestraße 116 italienische Klassiker kocht.

Corona-Küche, die Süßspeisen-Edition: Kaiserschmarrn. Präsentiert wird diese von Tagesspiegel-Kollegin Susanne Leimstoll, oder besser gesagt ihrer Mutter. „Denn sie hatte den Dreh raus, den Teig in der Pfanne zum richtigen Zeitpunkt in mundgerechte Fetzen zu zerpflücken und sie – innen weich und außen mit einer klasse karamellbraunen Kruste – zuckerbestäubt zu servieren.“ Unsere Autorin verspricht, nie wieder werden Sie Kaiserschmarrn anders essen wollen als so – nach Neureuth-Art nämlich.

Zutaten (4 Personen): 12 große Eier, 800 g Mehl, 800 ml Milch, kleine Prise Salz, 50 g Mandelblättchen, 100 g Rumrosinen, 125 g Butter, 250 g Zucker, 100 ml Rum und Maraschino zu gleichen Teilen und Puderzucker zum Bestäuben. (Klingt schon vielversprechend!)

Zubereitung: Backofen auf 180 Grad vorheizen. 4 Eier trennen und das Eiweiß zu einem festen Schnee schlagen. Restliche Eier, Mehl, Milch und Salz vermengen und einen klumpenfreien, homogenen Teig rühren. Den Eischnee vorsichtig unterheben. Die Masse in eine gut vorgeheizte, gefettete Pfanne geben. Mandeln und Rosinen unterheben. Wenn die Teig-Unterseite goldgelb ist, Pfanne im vorgeheizten Backrohr fertigbacken. Gebackenen Teig in mundgerechte Stücke zerpflücken. Mit Butter und Zucker karamellisieren und mit der Rum-Marascino-Mischung flambieren. Nicht an Zucker und Butter sparen! Am Schluss mit Puderzucker bestäubt servieren.

Die heutigen Heimtipps von: Maria Kotsev

Berlins heimliche HeldInnen

Torsten Melcher ist Betriebsleiter im Heizkraftwerk Marzahn, von wo aus der Osten Berlins mit Wärme versorgt wird. Als Familienvater stellt auch ihn die aktuelle Situation vor besondere Herausforderungen. „Im Moment bin ich vor allem vormittags am Standort und nachmittags im Homeoffice, damit ich das Kind übernehme und meine Frau zur Arbeit kann“, erzählt Melcher. Ihm ist es wichtig, gerade jetzt Präsenz im Betrieb zu zeigen. „Als Führungskraft will ich für das Personal da sein.“ Viele hätten Nöte und Ängste, berichtet Melcher. Alle Angestellten, für die es möglich ist, wurden ins Homeoffice geschickt, für Vattenfall in Deutschland sind das insgesamt rund 4000 Personen. Die Stimmung unter denen, die täglich in den Betrieb kommen, sei sehr solidarisch. „Es wird mehr zusammengerückt. Öfter hört man mal ein ‚Bleib gesund!‘. Auch erkundigen sich die Leute immer wieder nach dem Befinden der anderen, oder wie sie mit ihren Kindern gerade zurechtkommen. Der Ton ist dabei manchmal flapsig, aber dahinter steckt Fürsorge.“ Dass viele Leute jetzt daheim sitzen und ihre Wohnungen heizen, merkt man im Heizkraftwerk übrigens kaum. „Wir hatten einen leichten Anstieg, aber das lag wohl an den Minusgraden in den letzten Nächten.“ Zudem würden durch die vielen Unternehmen, die ihren Betrieb und Heizbedarf gerade runterfahren, Kapazitäten frei. Für die Zukunft sei man im Heizkraftwerk auch gewappnet. „Wir haben für die nächsten vier Monate definitiv genug Hilfs- und Gebrauchsstoffe. Das haben wir gerade überprüft.“ Er und seine Kolleg*innen seien sich zudem ihrer Verantwortung bewusst. „Wir nehmen unseren Versorgungsauftrag ernst. Wir haben das Gefühl, dass wir mit der Sicherstellung der Stadtwärme einen wichtigen Dienst für die Bevölkerung leisten. Das merkt man auch in Gesprächen mit den Kollegen.“ (Text: Paul Lufter; Foto: privat)

In den kommenden Tagen wollen wir an dieser Stelle Menschen vorstellen, die Berlin aktuell am Laufen halten. Wem wollen Sie danke sagen? Schreiben Sie uns gerne: checkpoint@tagesspiegel.de 

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Berlin heute

VerkehrTegeler Weg (Charlottenburg): In Richtung Jakob-Kaiser-Platz gibt’s ab 9 Uhr hinter der Max-Dohm-Straße nur eine Spur.
S-Bahn: Auf folgenden Linien ist der Zugverkehr zwischen 22 Uhr und Montagmorgen, 1.30 Uhr, unterbrochen: S47 (Schöneweide – Hermannstraße), S45 (Flughafen Schönefeld – Südkreuz), S25 (Schönholz – Hennigsdorf, es fährt SEV), S8 (Grünau – Treptower Park / Ostkreuz), S2 (Pankow-Heinersdorf – Bernau, es fährt SEV)

Gericht – Der Prozess gegen einen Justizvollzugsbeamten wegen Verdachts der schweren Bestechlichkeit wird voraussichtlich fortgesetzt. Der 45-Jährige soll für Inhaftierte gegen Geld Mobiltelefone und andere Gegenstände in die Jugendstrafanstalt geschmuggelt haben. Ihm wird zudem vorgeworfen, bei dienstlichen Gelegenheiten rechtsgerichtete Tätowierungen auf seinen Unterarmen zur Schau gestellt zu haben (9.15 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 618).

Heimuniversität – Zwei Podcast-Tipps für Politik-, Soziologie und Philosophiestudierende: Einerseits der Soziopod. Nils Köbel und Patrick Breitenbach behandeln darin soziologische Themenkomplexe oder einzelne Autoren und scheuen sich nicht davor, auch mal ins Zwiegespräch zu gehen. Zwar auf Englisch, aber mindestens genauso informativ ist der Podcast Philosophize This! von Stephen West. Man hört ihm einfach gerne zu, wie er erklärt, was Gramsci genau unter kultureller Hegemonie versteht, und er detailliert in Kant oder die Kritische Theorie der Frankfurter Schule einführt.

Berliner Gesellschaft

GeburtstagSabine Arnhold (60), Schauspielerin / Ulrike Bortfeldt (71), „ist jung und schön wie eh und jeh“ / Ilona Brokowski (41), Synchronsprecherin / „Marietta D. im besten Alter - Eine Heldin des Tages. Danke für deinen Einsatz in der Altenpflege und alles erdenklich Gute zum Geburtstag. Bleib gesund! LG S.+J.“ / Luís Greco (42), Rechtswissenschaftler und Professor für Strafrecht an der HU / Heiderose Knüfermann (70), „herzlichen Glückwunsch zu Deinem besonderen Geburtstag mein Hasi“ / „Herzlichen Glückwunsch an Dr. Rüdiger Koppe (Teddy) zum Geburtstag am 27. März - und nicht nur zum Geburtstag!!“ / Liane Ollech (63), ehem. für die SPD im AGH / Ulrich Schellenberg (60), „Rechtsanwalt, Notar, langjähriger Vorsitzender des Berliner Anwaltsvereins und ehemaliger Präsident des Deutschen Anwaltvereins“ / Tobias Schenke (39), Schauspieler / Heiko Schmitz (50), „Lieber Schnuffibär, alles Liebe und wir feiern ordentlich, wenn das Leben wieder „normal“ geworden ist!“ / Manon Straché (60), Schauspielerin

SonnabendKlaus Ahlheim (78), Erziehungswissenschaftler / Stephan-Andreas Casdorff (61), publizistischer Herausgeber des Tagesspiegels, ehem. Chefredakteur / Tal Drieschner-Shacham (44), „Bühne und Kostüm“ / Detlev Ganten (79), Mediziner / Clara Herrmann (35), Stadträtin in Friedrichshain-Kreuzberg (Grüne) / Peter Hladik (79), Schauspieler / Justus Kalita (2), „Alles Gute, wir freuen uns jeden Tag, dass du bei uns bist! Und heute besonders.“ / Volker Lüdecke (59), Theaterautor und Schauspieler / Stephan L. (53), „Er lebt seit Jahren außerhalb Berlins und vermisst seine Heimat sehr. Alle Liebe von Nici“ / „Liebe Ute, alles Gute zum Geburtstag von Regina“

SonntagMarius Bülter (27), Fußballer bei Union, ausgeliehen vom 1. FC Magdeburg / Alexander Fehling (39), Theater- und Filmschauspieler / Werner Fischer (70), Bürgerrechtler und Oppositioneller in der DDR / Karlo Imhoff (1), „Lebemann, Lieber Karlo! Wir freuen uns jeden Tag so sehr, dass es dich gibt!“ / Madlen Mertens (39), „Süße, ich wünsche Dir alles erdenklich Gute. Bleib tapfer und gesund.“ / Hans-Jürgen Misselwitz (70), Gründungsmitglied des Friedenskreises Pankow in der DDR / Johanna Möhring (69), „faszinierende Frau, warmherzige Freundin und Lütte-Popp voller Potential bis heute - herzliche Glückwünsche und eine virtuelle Umarmung von Carola und Lisa.“ / Ernst Reinhard Piper (68), Verleger und Historiker / Eric Walz (54), Schriftsteller

Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.

Gestorben Rosemarie Bothe, * 11. Februar 1942 / Jutta Prochnow, * 24. Januar 1928 / Tjwan Hwie Sie, * 1933, „Seine Tanzschule in Indonesien musste er schließen. Drum ließ er in Berlin weiter tanzen. Ein Nachruf von Karl Grünberg“

StolpersteinFriedrich-Wilhelm-Platz 6, Friedenau: Hier lebte Isidor Reinberg (Jhg. 1869) zusammen mit seiner Ehefrau Martha Drauschke (Jhg. 1898) und den zwei Töchtern Liselotte (Jhg. 1921) und Gisela (Jhg. 1924). Am 9. September 1942 wurde er mit einem Alterstransport vom Anhalter Bahnhof aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert und dort heute vor 77 Jahren von den Nazis ermordet. Martha Drauschke war bereits am 20. März 1941 in der Heilanstalt Eberswalde im Rahmen der sogenannten Euthanasie getötet worden. Die Tochter Liselotte wurde am 3. Februar 1943 mit ihrem Mann und ihrem dreijährigen Sohn nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Die zweite Tochter, Gisela, überlebte und zog nach Kriegsende in die Niederlande.

Encore

Am Dienstag stand hier der Hinweis von Psychologen, dass Gespräche mit dem heimischen Inventar erst dann bedenklich seien, wenn dieses antworte. Das hat CP-Leser Christa und Jürgen Z. animiert, die Coronakrise aus Sicht eines real existierenden Hundes zu schildern (hier leicht gekürzt).

„Plötzlich geht mein Frauchen mit mir schon morgens aufs Feld und ich darf sogar immer Bällchen mitnehmen, aber nicht jedes Bällchen. Frauchen meint, wir haben morgens Zeit. Sören braucht nicht in die Schule, Herrchen macht größtenteils Homeoffice. Rehe halten den Mindestabstand freiwillig ein. Normalerweise ist es so, dass abends mein Herrchen mit mir geht. Das ist ja auch ganz schön. Aber bei ihm weiß ich, ich muss beim ersten Wort hören. Bei Frauchen vielleicht beim fünften. Also ich seit 17.30 Uhr mit meinem süßen Hundeblick und Bällchen in der Schnauze mein Frauchen animiert, mit mir rauszugehen. Hat geklappt! Wir waren auf dem Feld, ich durfte im Bach baden, danach Löcher buddeln, sehe aus wie Sau. Bin aber sehr glücklich. Und freue mich des Lebens.“
Bello, Bello impossibile! 

Morgen spürt Lorenz Maroldt hier alles auf, was wichtig ist. Bleiben Sie gesund!

Ihr Stefan Jacobs

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