Der Regierende Bürgermeister spielt am Dienstag mal wieder die Glücksfee: Als Vorsitzender des Stiftungsrats der Lottostiftung verteilt er gemeinsam mit Franziska Giffey, Raed Saleh, Dirk Stettner, Felor Badenberg und Silke Gebel etliche Millionen Euro an gemeinnützige Projekte, Vereine und Institutionen – ganz nach Gusto und ohne lästige Fragen im Parlament. Wünschen wir ihm dabei eine glücklichere Hand als bei der vorherigen Sitzung.
Denn auf der Liste vom Juli findet sich u.a. ein „Zuschuss zur Mitfinanzierung einer Konzert- und Performance-Nacht im intersektionalen, dekolonialen und Queeren Kulturzentrum Oyoun“ (10.000 Euro). Und was dort in Neukölln gerade so abgeht, schauen wir uns jetzt mal genauer an:
Für den 4. November ist hier eine „Trauer- und Hoffnungsfeier“ des Vereins „Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden im Nahen Osten“ angekündigt. Am 10. Oktober, also gerade mal drei Tage nach dem Angriff auf Israel, bei dem Terroristen der Hamas Feiernde und Familien überfielen, Babys enthaupteten, Schwangeren den Bauch aufschlitzen, Kinder in Anwesenheit ihrer gefesselten Eltern folterten, jungen Frauen die Knochen brachen und sie entführten, Fliehende massakrierten und selbst Tote noch bis zur Unkenntlichkeit malträtierten, veröffentlichte der Verein eine Erklärung, die auf der Website von Oyoun („Unsere Arbeit“) verlinkt ist. Darin heißt es:
„Wir sind auch wütend, wütend auf die Unterstützer des 75-jährigen israelischen Kolonialregimes und die Blockade des Gazastreifens, die zu diesen Ereignissen geführt hat. (…) Was nun geschehen ist, glich einem Gefängnisausbruch, nachdem die Insassen zur lebenslangen Haft verurteilt wurden, nur weil sie Palästinenser:innen sind.“
„Ereignisse“, wie sie bei einem „Gefängnisausbruch“ eben vorkommen – menschenverachtender lässt sich über zivile Opfer eines bestialischen Terrorangriffs kaum sprechen.
Und bereits am 1. November auf dem Programm im Oyoun: Ein Podium über „Staatliche Repression und Polizeigewalt“, organisiert von der Revolutionären Linken. In der Ankündigung heißt es:
„Die staatliche Reaktion auf die Solidarität mit den Palästinenserinnen und Palästinensern hat es gezeigt: Die Maske der parlamentarischen Republik fiel und zur Schau kam die hässliche Fratze des repressiven Polizeistaats.“ Diskutiert werden soll darüber, „wie Opposition und Widerstand auch unter diesen extremen Bedingungen gelebt werden können“.
Dass solche Veranstaltungen in einer pluralistischen, demokratischen Gesellschaft stattfinden können und dürfen: eine Selbstverständlichkeit. Dass ein Kulturzentrum mit dem Anspruch, „künstlerisch-kulturelle Projekte“ aus einem anderen Blickwinkel zu präsentieren, so wenig sensibel ist: problematisch. Dass der Regierende Bürgermeister und sein Senat in einem solchen Umfeld Projekte fördern: sehr fragwürdig.
Denn neben der Förderung durch die Lottostiftung für die „Konzert- und Performance-Nacht“ einer GbR im Oyoun erhielt das Kulturzentrum im vergangenen Jahr auch einen Zuschuss der Kulturverwaltung: Für das Projekt „Liberating Cultural Production Design“ gab es 71.343 Euro aus öffentlichen Mitteln.
Kein Wort über die Gräueltaten der Hamas findet sich auch auf den Flyern, mit denen die „Palästina Kampagne“ für eine Demonstration am 4. November mobilisiert – im Gegenteil: Der 7. Oktober wird dort als Beginn eines Massenmords an Palästinensern dargestellt, gefordert wird die „Befreiung Palästinas“, worunter die Auslöschung Israels zu verstehen ist („From the river to the sea“).
Ausgelegt wurden die Flugblätter u.a. an der FU und im Fitness-Studio „John Reed“ in der Prenzlauer Allee, das auch von jüdischen Berlinern besucht wird. Auf die Flyer angesprochen, reagierte das Management zunächst verhalten: Da wolle man sich nicht einmischen, „das ist nicht mein Thema“. Einen Tag später, am Freitag, wies das Studio auf einem Aushang dann doch darauf hin, dass das Verteilen von Flyern untersagt ist.
„Wir haben alle Angst“, sagt eine jüdische Bekannte über die Stimmung in der Stadt – niemand traue sich noch, sein Gesicht oder seinen Namen zu zeigen. „Was mich fertig macht, das ist die Haltung vieler Deutscher, sich lieber rauszuhalten. Wer schützt denn noch uns und unsere Meinungsfreiheit?“ Ein Freund schreibt mir: „Wir sind alle ziemlich angefasst, weil sich das erste Mal Unsicherheit breiter macht, auch, wie es hier weitergeht.“
Die Pressestelle der Berliner CDU ist ohnehin nicht sehr auskunftsfreudig, aber bei einer Anfrage zur jüngsten Eskalationserklärung des Parteivorsitzenden Friedrich Merz („Deutschland kann nicht noch mehr Flüchtlinge aufnehmen, wir haben genug antisemitische junge Männer im Land“) verschlug es ihr tagelang komplett die Sprache. Schließlich sprang die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Stefanie Bung in die Bresche und sprach das doch eigentlich Selbstverständliche aus: „Nicht alle Palästinenser sind Antisemiten.“
Und weiter: Der Berliner Landesverband der CDU differenziere klar zwischen den Menschen, die auf die Lage der Zivilisten in Gaza aufmerksam machen wollen und denjenigen, die antisemitische Parolen rufen, denn: „Nicht alle Palästinenser stehen hinter der Hamas.“ Nur leider zeigen sie das so selten. (Q: Berlin live)
Mit dem Spruch „Heiraten im Herzen der Hauptstadt“ wirbt das chronisch überforderte Standesamt Mitte um Kundschaft – und lässt die Heiratswilligen dann ziemlich allein. Wer online das erforderliche Antragsformular einreicht, bekommt erstmal nur diesen Hinweis: „Es folgt keine gesonderte Bestätigung per E-Mail!“ (Berliner Behördenpost ist nur echt mit dem Ausrufezeichen).
Danach belehrt ein unvollständig dahin gestolperter Satz zur Vorgangsdauer („Die Bearbeitung Ihres Anliegens einige Zeit in Anspruch nehmen“), und was diese zusätzlich verzögert („Nachfragen zum Bearbeitungsstand, telefonisch als auch per E-Mail“).
Ein Checkpoint-Leser, der uns seinen Fall geschildert hat, wartet jetzt seit mehr als zehn Wochen auf irgendeine Reaktion vom Amt – er sagt: „Diese Probleme beeinträchtigen meine Rechte als EU-Bürger, der in Berlin lebt und Steuern zahlt. Das ist inakzeptabel, insbesondere in einer Stadt, die sich angeblich besonders um Familien und Bürgerrechte kümmert.“ In dem automatisch erstellten Hinweis bedankt sich die Heiratsstelle dann noch für etwas, das Heiratswillige in Mitte schon seit langem nicht mehr haben, nämlich: „für Ihr Verständnis“.
So, Zeit für einen Blick in die Leserpost … hier, das ist ja interessant:
„Sehr geehrter Herr Maroldt, ich werfe Ihnen vor, in diktatorischer Weise Ihre Machtstellung in Sachen Medien zu missbrauchen. Ja, Sie sind dabei, eine Gendersprachdiktatur zu errichten. Sich in dieser penetranten Art über den Mehrheitswillen der Bevölkerung hinwegzusetzen, kann man leider nicht anders nennen. Sie sind ein Diktator. Mit freundlichem Gruß, Dr. Axel-Peter Moers.“
Hm, was hatte Herrn Moers bloß so erregt? Es war, ganz konkret, wie er schreibt, der Satzteil „Jüdinnen und Juden“, verfasst vor dem Hintergrund des Terroranschlags auf Mädchen und Jungen, auf Frauen und Männer in Israel.
So so, ein Diktator – ich fühle mich des Anlasses wegen geehrt und in eine Reihe mit weiteren berühmten Berliner Gendersprachdiktatoren gestellt:
Zum Beispiel Ernst Reuter – der Oberbürgermeister sprach am 9.9.1948 in seiner berühmten Rede „Völker der Welt, schaut auf diese Stadt“ die „Berlinerinnen und Berliner“ an: „Und sie werden auf unseren kümmerlichen, elenden, zertrümmerten, alten, ruinierten Bahnhöfen wieder die zweiten Gleise aufmontieren, die das Symbol unserer wiedergewonnenen Freiheit sein werden, die wir uns, Berlinerinnen und Berliner, in den Kämpfen, die hinter uns liegen, und in den Nöten, die vor uns liegen, erkämpfen müssen und erkämpfen werden.“
Oder auch Willy Brandt – als der spätere Bundeskanzler noch Regierender Bürgermeister war, wandte er sich am 23.11.1963 an „Meine Mitbürgerinnen und Mitbürger“. Anlass war seine Ansprache zum Gedenken an den ermordeten John F. Kennedy: „Ich habe die Berlinerinnen und Berliner gebeten, heute Abend zwischen 19 und 20 Uhr die Kerzen in die Fenster zu stellen als Zeichen des Gedenkens an diesen idealistischen, der Zukunft zugewandten großen Präsidenten der Vereinigten Staaten.“
Es gibt eben Wichtigkeiten und Nichtigkeiten, manche Menschen können sie sogar unterscheiden. Der Brief von Dr. Moers, hier leicht gekürzt und korrigiert wiedergegeben, enthielt im Original übrigens auf zwölf Zeilen dreizehn orthografische und grammatikalische Fehler. Das schafft nicht mal der Checkpoint.
Berliner Schnuppen

Telegramm
„Der Senat sieht klappernde Schachtdeckel als störend an“, stellt Staatssekretär Severin Fischer klar (DS 19/16880, Anfrage MdA Bocian). Tja, so ändern sich die Zeiten: Früher wurden solche Geräusche lustvoll aufgenommen, mit dem Lärm quietschender S-Bahnschienen gemixt, auf die Bühne gebracht – und von „Visit Berlin“ als „Sound of Berlin“ vermarktet.
Sensation: Kurz vor dem Aus für das Bargeld bekommt Mahlsdorf-Süd doch tatsächlich einen Sparkassenautomat – der Senat teilt mit: „Nach übereinstimmender Auskunft der Berliner Sparkasse und des Bezirksamtes Marzahn-Hellersdorf haben die Beteiligten letzte Details geklärt und sich auf das weitere Vorgehen verständigt.“ (DS 19/16892, Anfrage MdA Ronneburg). Aber, liebe Süd-Mahlsdorfer, freuen Sie sich nicht zu früh: So ähnlich hat sich das auch angehört, als 1997 der Bau eines neuen Großflughafens angekündigt wurde.
„Gen-Z-Influencerin bricht nach 8-Stunden-Arbeitstag komplett in Tränen aus“, meldet der „Focus“ – in einem herzzerreißenden TikTok-Video hatte die US-Amerikanerin Brielle ihren Followern schniefend mitgeteilt, es sei „unmöglich, nach so einem langen Arbeitstag zu funktionieren, geschweige denn, Bedeutungsvolles zu tun – zum Beispiel zu daten, Sport zu treiben oder Freundschaften aufrechtzuerhalten“. Ihre Schlussfolgerung: „8-Stunden-Tage im Allgemeinen sind einfach verrückt.“ Team Checkpoint hat vollstes Verständnis und fügt begeistert hinzu: 8-Stunden-Nächte auch.
Immer nur im Büro herumsitzen, das macht doch keinen Spaß! Bloß gut, dass wir einen Finanzsenator mit einer Leidenschaft für Open-Air-Politik haben: Zur Verlesung eines „Statements“ zu den Reinigungsmaßnahmen und deren Kosten am Brandenburger Tor lädt Stefan Evers deshalb für heute um 11.30 Uhr gleich mal an den Tatort ein, und zwar „herzlich“. („Wir freuen uns auf Sie“). Treffpunkt: die Mittelinsel am Pariser Platz. Wir gehen davon aus, dass bei diesem Setting ein bunter Berliner Aperitif gereicht wird (also Schulli mit Schirmchen) – das sollte trotz Haushaltsnot ja wohl noch drin sein.
Die Bilanz von Eisern Union der letzten 10 Spiele: 10 Niederlagen, 5:22 Tore, ein verletzter Analyst – und ein umgeschubster Bremer Balljunge.
Na, spüren Sie's nicht auch, diese leichten Entzugserscheinungen? Tja, für Berliner Verhältnisse haben wir lange nicht mehr gewählt! Aber es sieht so aus, als könnten wir schon bald wieder ran, und zwar noch vor der Europawahl im kommenden Juni: Die sehr wahrscheinliche Wiederholung der Bundestagswahl rückt näher. Und aus Erfahrung wissen wir: Da gilt es, sich gut vorzubereiten. Die Bezirke suchen jetzt schon Wahlhelfer, und die Lücken werden wieder mit Personal aus den Bürgerämtern gestopft. Wer dort noch einen Termin braucht, sollte sich also jetzt ans Telefon hängen (115, Warteschleifentext: „Wir lieben Fragen“), denn online … („Leider sind aktuell keine Termine für ihre Auswahl verfügbar.“)
Was macht eigentlich Katja Kipping? Das haben wir uns in den vergangenen Tagen gefragt. Jetzt wissen wir’s: Kurz vor dem Untergang ihrer Partei hat die frühere Linken-Vorsitzende und Ex-Sozialsenatorin erfolgreich die Silberprüfung für Rettungsschwimmer absolviert.
Nachtrag (I) zur Meldung „Der Bausenator ist im Urlaub, im Urlaub, im Urlaub …“ (Checkpoint vom 27.10.): Nach dem ganzen Hin und Her mit der Pressestelle zur Frage, wann denn Christian Gaebler wieder zu erreichen ist, haben wir uns am Ende tatsächlich bei einer Social-Media-Überschrift verrechnet – ganze drei Wochen Urlaub werden es dann doch nicht gewesen sein.
Dafür gibt’s von der Pressestelle jetzt aber nochmal eine neue Auskunft zur Frage, ob der Senator für unseren geplanten Checkpoint-Podcast zum Thema Leerstand drei Fragen im O-Ton beantwortet: Nach 1.) drei Wochen gar keine Antwort (ab 25.9.), wird es 2.) auf Nachfrage „leider nichts, weil Senator Gaebler im Urlaub ist“ (20.10.), über 3.) „Er ist die ganze Woche weg“ (ebenfalls 20.10.) und 4.) „Wir können Ihnen bis zum 31.10. leider weder eine sprachliche noch eine für den Senator zitierfähige Beantwortung zur Verfügung stellen“, sowie 5.) „da Senator Gaebler erst am 6.11. wieder im Dienst ist …“, heißt es jetzt, 6.: „Senator Gaebler ist vom 20.10. bis einschließlich 3.11. und somit keine drei Wochen im wohlverdienten Urlaub.“
Es kommentiert Achim Reichel: Aloha Heja He („Hab die ganze Welt gesehen / Von Singapur bis Aberdeen / Wenn du mich fragst, wo's am schönsten war / Sag ich Sansibar“)!
Nachtrag (II) zur Meldung über die Suche der Polizei nach geeignetem Personal für einen Radiospot zur Warnung vor dem „Enkeltrick“: Unter den vielen Besetzungsvorschlägen, die Sie uns zugeschickt haben, wählten wir den unserer Leserin Martina Regina Lips aus – sie schreibt: „Mein Vorschlag für eine nicht humorfreie Bürger-Warnung: die großartige Brigitte Grothum als betrogene Rentnerin und als betrügender Enkeltrickser Kostja Ullmann oder Michel Abdollahi, das wär‘ so wunderbar.“ Es kommentiert Magda Färber, eine der drei Damen vom Grill: „Na, da mach ick mal Nägel mit Köppen.“
Zitat
„Berlin hat sein Alleinstellungsmerkmal in Europa verloren.“
Kulturjournalist Tobi Müller in seiner Abrechnung „Tschüssikowski, Berlin“ (Q: „Republik“)
„Zeit wird’s, dass Deutschland mit Berlins Tempo mithält, um den Anschluss in der Welt nicht zu verlieren.“
Julius Betschka in seiner Berlinhymne „Lernt uns endlich lieben“ (Q: Tagesspiegel)
Stadtleben
Essen & Trinken – Schon klar, vegane Restaurants schießen in Berlin ungefähr so aus dem Boden wie die Pilze in ihren tierfreien Gerichten. Aber wussten Sie, dass man in Kreuzberg jetzt auch Coq au Vin, Boeuf Bourguignon und Steak in vegan bekommt? Die „Petite Véganerie“ hat sich auf französische Küche spezialisiert, die sie ganz ohne Tierprodukte kredenzt. Die Gerichte der im September eröffneten Brasserie sind nicht merklich teurer als ihre fleischlichen Pendants (Steak ab 20 Euro) und kommen überraschend nah ans Original. Das gilt selbst für die vegane Käseplatte und die Crème Brulée zum Dessert – im Zweifel: Ausprobieren. Fr-Mi 12-22 Uhr, Falckensteinstraße 37, U-Bhf Schlesisches Tor
Geschenk – Noch 32 Tage bis zum 1. Dezember. Zeit, an Adventskalender zu denken! Notorisch früh ausverkauft sind nicht zuletzt die Kalender von 19grams: Die Friedrichshainer Kaffeerösterei verpackt ihre Röstungen jedes Jahr in 24 bunten Döschen, die jeweils mit QR-Codes zu Herkunft, Geschmack und Zubereitung versehen sind. Die künstlerisch verzierten Kalender sind für 95 Euro sowohl in Filter- als auch Espressovariante zu ergattern. Klingt gut? Wir verlosen sechs Exemplare! Wer gewinnen mag, schreibt eine E-Mail an checkpoint@tagesspiegel.de. Bitte geben Sie Ihre Adresse an und verraten Sie uns, ob Sie lieber Filter- oder Espressoröstungen gewinnen würden.
Neu in Mitte – „Kleiner Bruder, großer Bruder“: In seiner neuen Sonderausstellung beleuchtet das DDR-Museum die Beziehung zwischen DDR und Sowjetunion. In Zusammenarbeit mit dem Museum Berlin-Karlshost ergründet das Haus Abhängigkeiten, Begegnungen und Reibungen zwischen den zwei Ländern. Welche Spielräume hatte die SED in Moskau? Wie stark war die DDR auf sowjetisches Gas angewiesen? „Die DDR und die Sowjetunion“ ist noch bis zum 31. März 2024 zu besuchen (tgl. 9-21 Uhr), Tickets sind unter diesem Link zu haben.
Last-Minute-Kino – Noch bis Mittwoch läuft in der Kulturbrauerei das Filmfestival „FrauenWelten“, das sich mit den Menschenrechten von Frauen auseinandersetzt. Heute Abend steht unter anderem das chilenische Drama „Blanquita“ auf dem Programm (19 Uhr), das die Geschichte einer 18-jährigen Mutter erzählt, die als Kronzeugin in einem Missbrauchsprozess aussagen soll. Knapp zwei Stunden später zeigt das Kino „Becoming Giulia“ (20.45 Uhr): Der Dokumentarfilm folgt einer Solotänzerin auf dem Weg aus dem Mutterschaftsurlaub zurück in ihre Elite-Ballettkompanie am Opernhaus Zürich. Tickets für das Festival erstehen Sie hier.
Grübelstoff – Ob Sie es gutheißen oder nicht: Morgen Abend werden tausende Berliner Kinder wieder als Hexen, Werwölfe und Monster verkleidet um Süßigkeiten betteln. Viel zu kommerziell, finden Sie? Grund, zu grübeln! Haben Sie eine Idee für ein neues Fest, das Berlin einmal im Jahr feiern könnte? Gibt es einen bestehenden Feiertag (abgesehen vom morgigen Reformationstag), den die Hauptstadt aus Ihrer Sicht viel mehr zelebrieren könnte?
Kiekste

Wo Berlin und Brandenburg aufeinandertreffen, ist nicht selten Wasser – so wie hier auf dem Glienicker See, der in der Dämmerung fast surreal wirkt. Vielen Dank für das tolle Foto an Checkpoint-Leserin Gabriele Naumann! Wir sind gespannt auf Ihre Schnappschüsse aus Berlin: checkpoint@tagesspiegel.de.
>Berlin heute
Verkehr – Wilhelmstraße (Kreuzberg): Ab dem Morgen ist die Kochstraße in Richtung Wilhelmstraße ab der Friedrichstraße für den Kfz-Verkehr gesperrt (bis Freitag).
Dahlwitzer Straße (Mahlsdorf):Ab heute früh ist die Straße zwischen Greifswalder Straße und Edenweg für den Kfz-Verkehr gesperrt. Umleitungen sind ausgewiesen (bis Freitag).
Ferdinand-Schultze-Straße (Alt-Hohenschönhausen): In Höhe der Einmündung Plauener Straße regelt eine Baustellenampel den Verkehr (bis Ende November). Die Anbindung der Plauener Straße ist für den Kfz-Verkehr gesperrt.
Bernauer Straße (Tegel): Im Bereich Neheimer Straße regelt eine Baustellenampel den Verkehr (bis Mitte Dezember).
Schöneberg: Ab heute ist das Parken im Bereich Bayerischer Platz kostenpflichtig. Die Eröffnung der Parkzone „Volkspark“ (Zone 87) wird auf den 15. November 2023 verschoben.
Demonstrationen – Heute sind 20 Demos angemeldet (Stand: 29.10., 14 Uhr), u.a. „Einfach nur zum Gruseln“: 1000 Personen, Walther-Schreiber-Platz bis Hermann-Ehlers-Platz (14-18.30 Uhr)
„Charlottenburg-Wilmersdorf für Frieden, Freiheit, Diplomatie, keine Waffen in Kriegsgebiete, Aufarbeitung der Corona Politik, wissenschaftliche Auseinandersetzung zur Klima-Politik“: 40 Teilnehmende, rund um die Wilmersdorfer Straße (18-20.30 Uhr)
„Anbringung einer Gedenk-Infotafel im Rahmen des kulturhistorischen Projektes ‚Die Letzte Adresse – Erinnerung an die Opfer des Stalinismus‘“: 25 Menschen, Projekt „Letzte Adresse Berlin“, Grunewaldstraße (14-15.30 Uhr)
„Mahnwache gegen Antisemitismus“: 20 Personen, Volkspark am Weinbergsweg (16-20 Uhr)
„Gethsemane – Der Garten da Jesu verraten wart. Hier wird auch Hanselm Länz von seinen Jünger*innen verlassen. Den Michaels, Peters, Thomas und anderen rechtspopulistischen, falschen Profet*innen und neurechte Untergangs-Aposteln. Die Schlange, die Reptiloide Antifa, siegt. Wie auf dem Rosa-Luxemburg-Platz, so auch vor der Gethsemane-Kirche.“: 15 Teilnehmende, „Bergpartei – die Überpartei“, Gethsemanekirche, (19-22 Uhr)
Gericht – Weil er einen Mann unvermittelt mit einer Plastikflasche attackiert und in anderen Fällen mehrere Personen ausländerfeindlich beleidigt sowie den Hitlergruß gezeigt haben soll, kommt ein 50-Jähriger auf die Anklagebank. Angaben zufolge kommt eine Unterbringung des Angeklagten in einem psychiatrischen Krankenhaus in Betracht (9 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 504).
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – „Unser geschätzter Doktor im Zucker, Martin ‚Polle‘ Bruhns, hat schon wieder ein Jahr und damit die 7. Dekade vollgemacht. Schade, dass wir nicht dabei sein konnten. Herzlichen Glückwunsch aus dem Kreise der zahlreichen Enkel wünschen Marion & Kurt.“ / Stipe Erceg (49), Schauspieler (u.a. „Die fetten Jahre sind vorbei“) / Thomas Keiper (70), „Meinem Tom und unserem Papa alles Liebe, deine Bix, Luisa und Linus“ / Johanna von Koczian (90), Schauspielerin (u.a. an der Komödie am Kurfürstendamm), Sängerin und Schriftstellerin / Gerti Möller (93), Schlager-, Rock- und Chansonsängerin sowie Schauspielerin („Heißer Sommer“) / Erol Özkaraca (60), 2011-2016 für die SPD im Abgeordnetenhaus, „Lieber Erol, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und bleib wie Du bist. Deine Goldies (ehemalige Abgeordnete aller Fraktionen)“ / Christina Rau (67), Politologin und Witwe des ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau / Bernd Riexinger (68), ehemaliger Vorsitzender der Linken (2012-2021), seit 2017 Mitglied des Bundestags / „Unglaublich Suse, Du wirst immer jünger. Susanne, das Wunder von der Weser, wird 55! Herzlichen Glückwunsch!“ / Boris Velter (56), Politiker (SPD), ehemaliger Staatssekretär in der Arbeitsverwaltung (2013-2016) und in der Gesundheitsverwaltung (2016-2018) / Kurt Wansner (76), seit 1995 für die CDU um Abgeordnetenhaus
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Prof. Jan Fiebelkorn-Drasen, * 5. April 1937, Architektur-Professor / Renate Joachim-Kohlrausch, * 13. August 1946 / Hellmut Lanz, * 12. Mai 1934 / Irene Stolle, * 9. April 1951, Buchhändlerin
Stolperstein – Max Habermann (Jg. 1885) lebte am Ostpreußendamm 51 in Lichterfelde. Der Buchhändler war Vorstandsmitglied in drei Gewerkschaften, bis er 1933 aus seinen Ämtern entfernt und unter Hausarrest gestellt wurde. Ab 1934 sammelte er Oppositionelle aus der Gewerkschaftsbewegung und vernetzte sich mit mehreren Widerstandsgruppen. Ab 1938 hatte er zudem Kontakte in die Opposition in der Wehrmacht. Nachdem das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 scheiterte, tauchte er unter – wenige Monate später wurde er jedoch von der Gestapo gefangen genommen und ins Gerichtsgefängnis Gifhorn verschleppt. Am 30. Oktober 1944 nahm Max Habermann sich dort das Leben, um die Namen der Beteiligten am versuchten Attentat nicht verraten zu müssen.
Encore
Sebastian Fitzek, Deutschlands erfolgreichster Thriller-Autor, steht vor dem Beginn seiner zweiten Karriere, und zwar: als Schlagzeuger der Checkpoint-Band. Meine Kollegin Anke Myrrhe hat ihn in der Ringbahn rekrutiert (zum Podcast „Eine Runde Berlin“ geht es hier). Passenderweise hat er wie wir schon mit seiner Schülerband Ton-Steine-Scherben-Hits gespielt – wenn auch eher aus Versehen, weil der Bassist ein bisschen zu lange direkt neben der Box gestanden hatte und deshalb nicht verstand, dass eigentlich eine Punk-Band und keine Funk-Band gesucht wurde.
Fitzek machte wie immer das Beste draus. „Wenn ich das in einen Roman schreiben würde, würden alle sagen: wie unrealistisch“, sagt er. „So ist das immer: Was im Leben passiert, wird einem nicht geglaubt.“ Wie die S-Bahn seine Fantasie beflügelt hat, wie er es schafft, als ängstlicher und fauler Mensch jedes Jahr ein Buch zu schreiben (mindestens) und warum er nie aus Berlin rausgekommen ist, hören Sie jetzt in „Eine Runde Berlin“ – hier und überall dort, wo es Podcasts gibt.
Ebenso harmonisch wie die Checkpoint-Band hat auch das Team dieser Newsletter-Ausgabe zusammengespielt. Recherche: Thomas Lippold, Sönke Matschurek und Anke Myrrhe, Stadtleben: Lotte Buschenhagen, Produktion: Kathrin Maurer. Morgen haut dann hier Nina Breher auf den Berliner Putz. Bis dahin,
