Gesundheitssenatorin Kalayci: „Wir können AstraZeneca nicht einfach für alle Berliner:innen freigeben“

Alle Impfdosen würden im April wie geplant verabreicht, ist Senatorin Kalayci überzeugt. Die Impftermine zu öffnen, sei nicht organisierbar. Von Ann-Kathrin Hipp.

Gesundheitssenatorin Kalayci: „Wir können AstraZeneca nicht einfach für alle Berliner:innen freigeben“
Foto: Soeren Stache/dpa

Ungenutzte Termine, leere Zentren, Regale voller AstraZeneca… Berlins Politiker plädieren mittlerweile parteiübergreifend für eine Lockerung der Impfreihenfolge. „Wir brauchen mehr Pragmatismus und Flexibilität“, sagt FDP-Spitzenkandidat Sebastian Czaja. „Die Einladung für die Impfung mit AstraZeneca sollte auf weitere Gruppen ausgeweitet werden“, sagt sein Bruder Mario Czaja (CDU-MdA & DRK-Präsident). „Für alle Impfstoffe sollte die Priorisierung aufgehoben werden“, sagt Wolfgang Albers (MdA Linke). Auch der Regierende Bürgermeister Müller soll nach Tagesspiegel-Informationen versucht haben, Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (beide SPD) davon zu überzeugen, die strikte Reihenfolge zu ändern – vergebens. „Ich würde nichts machen, was Chaos produziert. Wir haben bisher die Impfungen geordnet organisiert. Wir können AstraZeneca nicht einfach für alle Berliner:innen freigeben. Dafür ist der Spielraum nicht groß genug. Das geben die Impfzentren nicht her. Millionen Menschen, die buchen wollen, das überlastet das System und führt zu Unzufriedenheit bei allen, die keinen Termin bekommen“, sagte Kalayci am Dienstagabend auf Checkpoint-Anfrage. Lieferungen von AstraZeneca seien auch schon ausgefallen.

Die aktuellen Zahlen, Daten, Fakten: 173.800 AstraZeneca-Impfdosen hat Berlin im ersten Quartal 2021 erhalten. 47.877 Impftermine wurden in den Impfzentren bereits gebucht oder wahrgenommen. 45.000 Dosen sollen bis zum Monatsende in Krankenhäusern verimpft werden (an Beschäftigte oder impfberechtigten Patient:innen). 51.130 Dosen wurden und werden bis Monatsende an Arztpraxen geliefert (137 niedergelassene Ärzte waren bisher involviert / 80 weitere kommen jetzt dazu). 5.000 Dosen sollen von mobilen Teams verimpft werden (u.a. in Werkstätten für Menschen mit Behinderung). 15.000 Termine könnten theoretisch noch im März in Testzentren gebucht werden. Die entscheidende Frage ist: Werden sie es auch? Vor dem Aussetzen der Impfung wurden in Berlin täglich rund 3.000 AstraZeneca-Dosen in den Zentren verimpft. Gestern waren es 1.700.

Dazu nochmal Kalayci: „Ich gehe davon aus, dass wir alle AstraZeneca-Dosen, die uns bis Mitte April zur Verfügung gestellt werden, weitestgehend verimpfen. Wir disponieren täglich neu. Sobald wir merken, dass Impftermine nicht gebucht werden, liefern wir mehr Dosen an Arztpraxen“ – die Orte, an denen der Impfstoff über kurz oder lang sowieso landen wird. Der Gesundheitssenatorin zufolge hat der Gesundheitsminister für April nur noch drei AstraZeneca-Lieferungen für das Zentrallager des Landes angekündigt (72.000 am ersten April & jeweils 16.800 in der zweiten und dritten April-Woche). Danach sollen die Länderkontingente von wöchentlich 2,25 Millionen Impfdosen allein Biontech und Moderna beinhalten – AstraZeneca soll ausschließlich an Arztpraxen verteilt werden. Impfen die erstmal flächendeckend, ist Kalayci zufolge davon auszugehen, dass AstraZeneca dann auch für alle freigegeben sein wird.