„Wir haben alle Angst“: Das sagt eine Jüdin zur Stimmung in Berlin

Flugblätter, die die „Befreiung Palästinas“ und die Auslöschung Israels fordern? Die gibt es tatsächlich – sie wurden u.a. an der FU und in einem Fitness-Studio ausgelegt. Das macht Juden Angst. Von Lorenz Maroldt

„Wir haben alle Angst“: Das sagt eine Jüdin zur Stimmung in Berlin
In liberaleren Glaubensrichtungen können auch Frauen eine Kippa tragen. Foto: dpa

Kein Wort über die Gräueltaten der Hamas findet sich auch auf den Flyern, mit denen die „Palästina Kampagne“ für eine Demonstration am 4. November mobilisiert – im Gegenteil: Der 7. Oktober wird dort als Beginn eines Massenmords an Palästinensern dargestellt, gefordert wird die „Befreiung Palästinas“, worunter die Auslöschung Israels zu verstehen ist („From the river to the sea“).

Ausgelegt wurden die Flugblätter u.a. an der FU und im Fitness-Studio „John Reed“ in der Prenzlauer Allee, das auch von jüdischen Berlinern besucht wird. Auf die Flyer angesprochen, reagierte das Management zunächst verhalten: Da wolle man sich nicht einmischen, „das ist nicht mein Thema“. Einen Tag später, am Freitag, wies das Studio auf einem Aushang dann doch darauf hin, dass das Verteilen von Flyern untersagt ist.

Wir haben alle Angst“, sagt eine jüdische Bekannte über die Stimmung in der Stadt – niemand traue sich noch, sein Gesicht oder seinen Namen zu zeigen. „Was mich fertig macht, das ist die Haltung vieler Deutscher, sich lieber rauszuhalten. Wer schützt denn noch uns und unsere Meinungsfreiheit?“ Ein Freund schreibt mir: „Wir sind alle ziemlich angefasst, weil sich das erste Mal Unsicherheit breiter macht, auch, wie es hier weitergeht.“