Kneipenbesitzer am Rande der Existenz

„Die Reserven sind aufgebraucht“, „viele ältere Kneipenwirte haben Selbstmordgedanken“: Berlins Kneipiers stehen am Abgrund. Wir haben mit ihnen gesprochen. Von Felix Hackenbruch

Kneipenbesitzer am Rande der Existenz
Foto: Fabian Sommer/dpa

Immer bedrohlicher wird die Lage für Berlins Kneipenbesitzer. Anders als Restaurants (für deren Tische die Straßen geräumt werden sollen) dürfen reine Schankbetriebe nicht öffnen. Doch getrunken wird immer und so sitzen nun abends viele Menschen vor Lokalen. Ohne Essen, aber mit Getränken. Und nebenan sind die Kneipen verrammelt – vielleicht für immer, befürchten immer mehr Kneipiers und haben am Montag für Lockerungen demonstriert. Stellvertretend haben wir drei von ihnen gefragt, wie es ihnen geht und welche Forderung sie an die Politik haben:
Günter Windhorst von der Windhorst-Bar in Mitte schreibt: „Die Mitarbeiter sind gekündigt, da die Geschäftsgrundlage fehlt, die Reserven sind verbraucht, ab nun wird privat finanziert, der Mietvertrag – leider – ist nicht verhandelbar. Es fällt mir schwer, die Differenzierung der einzelnen Betriebstypen nachzuvollziehen.“
Norbert Raeder vom Kastanienwäldchen in Reinickendorf sagt: „Wir wollen, dass alle Kneipen gleich behandelt werden. Ich habe drei Hygienestützpunkte, ich habe einen großen Sommergarten, jeder darf draußen sitzen, nur meine Gäste nicht. Es gibt viele ältere Kneipenwirte, die Selbstmordgedanken haben, die wissen nicht mehr, was sie machen sollen.“
Christof Blaesius vom Altberliner Ballhaus schreibt: „Noch können wir uns aufgrund von Rücklagen über Wasser halten, die unmittelbare und konsequente Reaktion auf die behördlichen Anordnungen hat zur maximalen Einsparung von Kosten beigetragen. Bei allem Verständnis zu den anfänglichen Maßnahmen, kann ich die noch immer geltenden Bestimmungen nach rationaler Betrachtungsweise in keiner Weise mehr nachvollziehen. Ich stehe für die unmittelbare Öffnung und das Vertrauen in mündige und verantwortungsvolle Kollegen und Gäste.“