Die Lüftungsanlagen-Farce an Berlins Schulen geht weiter
Die Luftfilter-Possean den Schulen hat auf der nach unten offenen Pingpong-Skala das nächste Level freigespielt. Jetzt sollen die Eltern für die Geräte haften. Von Lorenz Maroldt
Die Lüftungsanlagen-Farce an den Schulen hat auf der nach unten offenen Pingpong-Skala (misst Amtsunzuständigkeit) die nächste Stufe erreicht – Sie erinnern sich: 1) Die Politik empfiehlt im Sommer den Schulen, Klassenräume zu lüften. 2) Die Schulen weisen im Herbst auf die kommende kalte Jahreszeit hin und fordern Luftreiniger an. 3) Die Politik ist überrascht, dass die kalte Jahreszeit diesmal auf den Winter fällt. 4) Zu Beginn des neuen Jahres haben Senat und Bezirke 0 Schulen mit Luftreinigern ausgestattet. 5) Eltern beginnen damit, in Steglitz-Zehlendorf Anlagen auf eigene Kosten zu beschaffen. 6) Die Politik untersagt den Einbau von Anlagen, die sie nicht selbst (nicht) eingebaut hat. 7) Es wird kalt und kälter. 8) Die Politik erbarmt sich und baut mit Blick auf den Frühling erste Anlagen ein. 9) Damit bis zum kommenden Sommer alle bedürftigen Schulen ausgestattet sind, erlaubt die Politik jetzt doch elternfinanzierte Geräte (aber nur „übergangsweise“).
Happy End? Ach was! Denn so geht es weiter:
10) Die Elternvereine haben inzwischen das Kleingedruckte gelesen und stellen fest, dass die Politik ihnen nicht nur erlaubt, eigenes Geld für Luftreiniger auszugeben („Deshalb ermöglichen wir…“, heißt es generös in einer Erklärung von Stadtrat Frank Mückisch aus Steglitz-Zehlendorf), sondern dass sie auch gleich noch für Aufbau, Anschluss, Instandhaltung und Schäden haften sollen. 11) Der Landesverband der Schulfördervereine rät Eltern am 2. März wegen der Verantwortungsabschiebung der Politik von der Anschaffung eigener Luftreiniger ab.
Und jetzt?
Stadtrat Mückisch hatte am 24.2. in seiner Jubelmitteilung („Als erster Berliner Bezirk…“) zum Einbau von Luftreinigern an 14 Schulen u.a. erklärt: „Wir setzen auf unbürokratische Verfahren.“ Der Checkpoint hat ihn gefragt, was das in Bezug auf die Initiative der Eltern bedeutet. Seine Antwort: „Wir befinden uns aktuell in der Prüfung, wie das Thema Haftung für alle Beteiligten zufriedenstellend gelöst werden kann.“ Ok, wir fragen spätestens am 2. Jahrestag des Beginns der Pandemie nochmal nach.