Mit allen Mitteln an die Macht
Drohgebärden und Aufstiegsintrigen: Parteifreunde bescheinigen Lucas Schaal, der die Landeskonferenz der Jungen Union stoppen ließ, politische Paranoia. Von Lorenz Maroldt

Wegen der Turbulenzen in der Jungen Union pfeift jetzt auch dem CDU-Landesvorsitzenden und möglichem Regiermeister Kai Wegner der Wind um die Ohren – im Mittelpunkt steht sein Abgeordneter Lucas Schaal, bundesweit bekannt geworden als einziger CDU-Direktmandatsgewinner in der ansonsten grün dominierten Berliner Innenstadt. Wegners Mann aus Mitte will mit allen Mitteln an die Macht, auch in der JU: Er bedroht Parteifreunde (Checkpoint vom 13.4., hier nachzulesen) und unterbindet Abstimmungen, wenn er seine Mehrheit in Gefahr sieht.
Jetzt hat Schaal, nebenbei Referent von Friedrich Merz, erstmals direkt den Berliner CDU-Vorstand und damit auch Kai Wegner in seine Aufstiegsintrigen eingebunden: Auf Schaals Antrag hin stoppte das Landesparteigericht wegen behaupteter Formfehler kurzfristig die JU-Landeskonferenz, auf der sich Schaal zum Vorsitzenden wählen lassen wollte – sich aber der Mehrheit der Delegierten wegen seiner Drohgebärden nicht mehr sicher war.
Parteifreunde bescheinigen Schaal eine ausgewachsene politische Paranoia. So wird berichtet, der Abgeordnete habe bei einem Treffen der JU-Kreisvorsitzenden in der vergangenen Woche eine Teilnehmerin angeherrscht, sie bedrängt und aufgefordert, ihm ihr Handy zu zeigen – er unterstellte ihr, Tonaufnahmen gemacht zu haben.
Dass Schaal es als JU-Kreisvorsitzender von Mitte selbst mit einer Wahlanfechtung zu tun hat, konnte er bisher unterm Deckel halten. Der Vorwurf: Eine Manipulation zu Schaals Gunsten bei der Wahl seiner Stellvertreter. Anders als bei der Entscheidung des Landesparteigerichts, die JU-Landeskonferenz binnen Stundenfrist zu stoppen, liegt die Anfechtung in Mitte seit Februar bei Schaals Kreisparteigericht auf Eis.
Politisch kommt Wegner die Aufmerksamkeit für Schaal ungelegen: Der heutige Abgeordnete kokettierte früher gerne mit Rechtsaußenpositionen. Bei einer Bootsfahrt des Vereins zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten plauderte Schaal, damals bereits Mitarbeiter von Friedrich Merz, angeregt mit David Bendels – der Vereinsgründer war aus der CSU ausgetreten, weil sie ihm „zu links“ war. Stattdessen begann er, mithilfe anonymer Großspender die AfD zu unterstützen.
Übrigens: Wegner hatte sich zur Landeskonferenz seiner Rasselbande entgegen sonstigen Gepflogenheiten gar nicht erst angekündigt.