Bröking: „Kunst ist harte Arbeit“: Intendant der Komischen Oper Berlin im Checkpoint-Interview
Die Komische Oper ist bei den „International Opera Awards“ als bestes Opernhaus ausgezeichnet worden. Wie gut ihr das tut, erklärt Co-Intendant Philip Bröking im Interview. Von Robert Ide.
Schon komisch, dass in Berlin die guten Meldungen allzu oft untergehen. Dabei ist in der Stadt jede Menge Musik drin, die gut klingt. Das beweist etwa die Komische Oper, deren Stammhaus Unter den Linden gerade saniert wird und deren Ensemble deshalb im Schillertheater oder auch mal im früheren Flughafen Tempelhof aufspielt. Jetzt ist das Kulturhaus bei den „International Opera Awards“ als bestes Opernhaus ausgezeichnet worden. Wie gut das der Oper tut, die seit Jahrzehnten von Spardebatten begleitet wird, und welche Musik sie vereinen will, erklärt Co-Intendant Philip Bröking im Checkpoint-Interview:
Herr Bröking, was bedeutet Ihnen die Ehrung als bestes Opernhaus?
Sie würdigt viele Jahre Arbeit von vielen Menschen. Theaterarbeit ist sehr kleinteilig. Viele Rädchen und Räder müssen erst ineinandergreifen, bevor das Getriebe funktioniert. Damit am Ende Kunst herauskommt, wird hinter den Kulissen hart gearbeitet. Uns freut besonders, dass unser Spielplan ausgezeichnet wurde. Es setzt zu gleichen Teilen auf Unterhaltung und anspruchsvolle Opern, die Herz und Verstand ansprechen.
Die Komische Oper gilt als das leichteste der Berliner Opernhäuser. Wie können Sie dabei künstlerische Akzente setzen?
Indem wir die ganze Bandbreite des musikalischen Theaters zeigen. Wir unterscheiden schon lange nicht mehr zwischen so genannter ernster Musik und Unterhaltungsmusik. Wir zeigen Werke des 20. Jahrhunderts wie „Das Floß der Medusa“, Raritäten des heiteren Musiktheaters der DDR oder das Musical „Chicago“. Nicht zu vergessen unsere Kinderopern, die jedes Jahr mehr als 30.000 Kinder besuchen. Wir wollen die ganze Vielfalt unseres Genres abbilden.
Gerade wird Ihr Haus aufwändig umgebaut. Die Sanierung soll 480 Millionen Euro kosten – in Zeiten knapper Kassen ist das umstritten.
Zunächst waren wir irritiert, dass die Frage nach der nötigen und schon beschlossenen Sanierung im laufenden Umbau noch einmal gestellt wurde. Nach dem ersten Schreck gingen meine Co-Intendantin Susanne Moser und ich auf Wanderschaft durch die Stadt, um erneut die Dringlichkeit der Sanierung darzulegen. Inzwischen gibt es im politischen Berlin ein breites Verständnis dafür, was eine Streckung oder ein Stopp der Bauarbeiten bedeuten würde: dass man am Ende weniger Gebäude für mehr Geld zu einem späteren Zeitpunkt bekommt.
Aber auch im Kulturetat muss Geld gespart werden.
Wir können die angespannte Haushaltslage des Landes nachvollziehen. Nur pauschal zehn Prozent einzusparen, ohne Personal zu entlassen und damit unsere Grundstruktur zu zerstören, ist kurzfristig schlicht unmöglich. Wir haben 80 Prozent Personalkosten und fünf Prozent Fixkosten wie Strom, Wasser oder Gebäudereinigung. Der künstlerische Etat beträgt nur 15 Prozent – und davon ist viel Geld auch für das kommende Jahr schon ausgegeben. Denn künstlerische Engagements bucht man zwei oder drei Jahre im Voraus.
Sind drei Opernhäuser in Berlin eins zu viel?
Diese Debatte begleitet uns seit der Wiedervereinigung. Ich fühle mich dabei wie Sisyphus, der die guten Argumente immer wieder den Berg hochrollen muss. Alle drei Opernhäuser sind gut besucht und künstlerisch wertvoll. Die weltweite Anziehungskraft von Berlin beruht auf seiner Geschichte und seinem einmalig breiten kulturellen Angebot. Jeder Euro für die Kultur bringt einen Mehrwert von acht bis neun Euro für die Stadt. Die finanziellen Mittel sind also keine Subventionen, sondern Investitionen.