Vor dem Derby: Union-Kneipe öffnet für Hertha-Fans
Derbe erwischt es in diesen Tagen die schon vom Derbyfieber geschüttelten Fans von Hertha und Union. Vor dem ersten Bundesliga-Duell am 2. November im schmucken Stadionchen an der Kleinen Försterei ziehen gerade Zehntausende Fans beider Vereine Nieten in der Ticketlotterie: „Leider hast Du keine Kaufoption gewonnen.“ Immerhin, einer verzichtet freiwillig auf seine Karte: Frank Schaffors, Union-Mitglied seit 1966. Der frühere Händler (nicht mit Karten, sondern mit Waren bei der Ost-Berliner HO, dann bei Kaiser’s) betreibt seit fast 20 Jahren die Kneipe „Schwarze Hexe“ in der Paul-Robeson-Straße in Prenzlauer Berg – und die zeichnet sich dadurch aus, dass hier immer abwechselnd Hertha- und Union-Fahnen im Wind von Kiezhausen wehen. „Wer kieken will, ist hier willkommen, auch alle Herthaner“, sagt Schaffors am Checkpoint-Telefon.
Der 65-Jährige hat noch die Zeiten erlebt, als beide Vereine über die Mauer hinweg eine Fanfreundschaft vereinte: als Unioner im Osten verbotene Hertha-Lieder sangen und bei Freistößen „Die Mauer muss weg“ riefen; als Herthaner noch Westwimpel in den Osten schmuggelten und den Schlachtruf „Eisern Berlin“ auf den Lippen trugen. „Das ist nach dem Mauerfall leider etwas zerbrochen“, bedauert Schaffors, der vor ein paar Jahren mal wieder im Olympiastadion war – „aber im Oberring braucht man schon ein Opernglas“. Hertha gönnt er ein neues, reines Fußballstadion und Union natürlich den Derbysieg. Schaffors ist dann lieber in seiner Kneipe dabei als im Stadion: „An so einem Tag will ich mich um alle kümmern.“ Einen Anpfiff kriegt bei ihm jedenfalls keiner.