Berliner Stimmen zur US-Wahl
In Amerika gibt es mehr als ein Dutzend Berlins zwischen Ost- und Westküste. Prominente Transatlantiker aus unserem Berlin erzählen, was sie am Wahltag umtreibt. Von Robert Ide
In Amerika gibt es mehr als ein Dutzend Berlins zwischen Ost- und Westküste. Und was denkt unser Berlin über Amerika, dem es auch das Ende der Teilung zwischen Ost und West verdankt? Wir haben in der Nacht prominente Transatlantiker für den Checkpoint befragt. „Während die ersten Auszählungen herein tröpfeln, kann ich nur sagen, dass ich dankbar bin, dass nur wenige Unregelmäßigkeiten berichtet worden sind und dass ich erfreut bin über die riesige Wahlbeteiligung“, sagt Daniel Benjamin, der Präsident der American Academy. Der frühere außenpolitische Redenschreiber für Bill Clinton findet „die Demonstration von Bürgern, die möchten, dass ihre Stimme gehört wird, wirklich ermutigend“.
Deidre Berger, die viele Jahre an der Spitze des American Jewish Committee in Berlin stand, gibt allerdings zu bedenken: „Es erschreckt mich, zu sehen, wie die aufgeladenen Auseinandersetzungen sich bis in die Familien, Freundschaften und unter Kollegen hinein ausgewirkt haben. Bei der Wahl drehte sich alles um Corona, die Wirtschaft, soziale Ungleichheit und Diskriminierung. Mir scheint, dass die Visionen der amerikanischen Identität dramatisch widersprüchlicher waren und vor allem viel heftiger aufeinander trafen.“ Berger, die in St. Louis aufgewachsen ist, sagt besorgt: „Wie immer das Ergebnis aussehen mag, befürchte ich, dass die Polarisierung und der tiefe Riss in der Gesellschaft nicht so bald vergehen werden.“ Das Bangen geht weiter, das Hoffen und Mitfühlen. Es zeigt auch eines: unser Gefühl für Amerika.