Auch Teile aus dem Tagesspiegel übernommen

Hoppala: Auch eine Passage aus dem Tagesspiegel ist im Sachbuch der Grünen-Kanzlerkandidatin gelandet – ohne Quellenangabe. Ein Vergleich. Aus dem Checkpoint. Von Lorenz Maroldt

Auch Teile aus dem Tagesspiegel übernommen
Eher ein Remix-Titel: Sachbuch von Spitzenkandidatin Annalena Baerbock (Grüne). Foto: Christoph Soeder/dpa

Kanada meldet mit 49,5 Grad einen neuen Hitzerekord, und in Deutschland reden sich die Leute die Köpfe darüber heiß, dass die Grünen-Spitzenkandidatin Annalena Baerbock in ihrem Buch „Jetzt: Wie wir unser Land erneuern“ an einigen Stellen Texte aus anderen Veröffentlichungen teils wörtlich übernommen hat. Dabei ist auch ein Fragment aus einer Tagesspiegel-Reportage vom 2. Mai 2018 aufgetaucht. Hier der Vergleich, damit Sie sich selbst ein Bild machen können:

In der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 2008 peitschte der Wirbelsturm mit Böen bis zu 240 Stundenkilometern hohe Wellen durch die weitverzweigten Flussarme des Irrawaddy bis zu 40 Kilometer ins Landesinnere. Nargis riss 140.000 Menschen in den Tod, zerstörte Dörfer und flutete die Felder der Reiskammer des Landes mit Salzwasser.“ (Q: Tagesspiegel)

In der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 2008 peitschte der Wirbelsturm mit Böen bis zu 240 Stundenkilometern hohe Wellen durch die weitverzweigten Flussarme des Irrawaddy tief ins Landesinnere hinein. Nargis riss 135.000 Menschen in den Tod, zerstörte Dörfer und flutete die Reisfelder mit Salzwasser.“ (Q: Annalena Baerbock).

Grundsätzlich freuen wir uns natürlich darüber, wenn unsere Texte gut ankommen – und noch ein bisschen mehr freuen wir uns, wenn sie mit Quellenangabe zitiert werden (so eine Reportage aus Myanmar ist ja auch aufwendig, und ein kleiner Hinweis wäre leicht möglich gewesen).   

Andererseits wurde der Text ja offenbar fürs Buch aktualisiert (135.000 statt 140.000) und redigiert („Reisfelder“ statt „Felder der Reiskammer“), und das Alphabet hat ja nun mal auch nur 30 Buchstaben inkl. Umlaute. Das ist also eher ein Remix geworden als ein Plagiat, und zwar für ein Buch, das keine Bibel ist, sondern schon bald als Grabbelware am Bahnhofskiosk verendet.

Vorläufiges Fazit: Die hitzige Kritik an mäßigen Fehlern ist genauso maßlos wie die hitzige Verteidigung vor maßvoller Kritik.