Demokratie und Nachhaltigkeit als Bedingungen: Bundesinnenministerin Faeser und Landessportbund werben für Olympia 2036 in Berlin

In einem Interview spricht Faeser über eine mögliche deutsche Olympiabewerbung. Berlins Sportbund sieht darin das „richtige Signal“,  nennt jedoch Bedingungen für eine Teilnahme. Von Robert Ide.

Demokratie und Nachhaltigkeit als Bedingungen: Bundesinnenministerin Faeser und Landessportbund werben für Olympia 2036 in Berlin
Foto: dpa/Arne Dedert

Erst erobert Köpenick den Fußball in Europa – und dann Berlin den Sport der ganzen Welt. Wenn es nach der dafür zuständigen Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) geht, sollen in gut einem Jahrzehnt wieder Olympische Spiele in Deutschland stattfinden. „Ich werbe da sehr stark für“, sagt Faeser (via „Pioneer“) – und regt an, dass auch Berlin über die Weltspiele des Sports im Jahr 2036 nachdenkt. Genau 100 Jahre nach den Nazi-Spielen im Olympiastadion könne man die Geschichte begleitend aufarbeiten und zeigen, dass auch Demokratien mit Menschenrechtsstandards solche Weltevents austragen wollen.

„Für den Sport in Berlin wäre eine Olympiabewerbung das richtige Signal“, sagt Friedhard Teuffel, Direktor des Landessportbundes, dem Checkpoint. Der ehemalige Sportjournalist (der auch beim Tagesspiegel gearbeitet hat) knüpft an eine Kandidatur aber Bedingungen: „Die Spiele müssen demokratisch und nachhaltig sein, keine neue Sportstätte sollte dafür erbaut werden müssen.“ Auch das Internationale Olympische Komitee (IOC), das wegen der umstrittenen Rückberufung russischer Athletinnen und Athleten in der Sportwelt in der Kritik steht, müsse sich ändern: „Der bisherige Gigantismus passt nicht mehr in die Zeit.“

Nachhaltige Spiele, im Zweifel in Kooperation mit anderen Städten, könnten den Berliner Sport wieder voranbringen – „das hätte auch positive Wirkungen auf die Infrastruktur des in der Corona-Zeit vernachlässigten Breitensports“, meint Teuffel. Im Koalitionsvertrag bekräftigt der neue schwarz-rote Senat seine „Bereitschaft, dass Berlin als Austragungsort im Rahmen einer möglichen nationalen Bewerbung zur Verfügung steht“. Eine Jahreszahl ist – wohl mit Rücksicht auf das heikle Jubiläum der Nazi-Spiele – nicht genannt. Aber vielleicht wäre gerade das ja eine gute Idee: 100 Jahre später Weltspiele der Vielfalt und Toleranz an historischer Stätte auszurichten. Oder was denken Sie?