Verspätung bis zur witztechnischen Erschöpfung
Die Problembaustelle hat fast vier Milliarden zusätzlich gekostet. Das hat müde gemacht. Aber in Berlins Südosten beginnt nun der Schrecken. Von Stefan Jacobs
Manche Jubiläen feiert man nur einmal im Leben. 3000 Tage BER-Nichteröffnung beispielsweise. Heute! Zur Feier des Tages gibt’s Asbach Uralt und Dauerbackwaren mit Chicken Wings – sowie eine Betrachtung meines unnachahmlichen Kollegen Bernd Matthies (im E-Paper) darüber, warum Gott die Welt in sechs Tagen erschaffen konnte (kurze Entscheidungswege und die Menschen erst zum Schluss, wegen der Bürgerbeteiligung!) und wie lang 3000 Tage ungefähr sind (ein Papageienleben bis zur Pubertät, der gesammelte Urlaub eines 120-jährigen Arbeitnehmers, die Netto-Kampfdauer des 30-jährigen Krieges). Wäre der damalige BER-Eröffnungstermin ein Kind, ginge er jetzt in die dritte Klasse, sofern er nicht sitzen geblieben wäre. Gemobbt würde er wohl so oder so.
Was bleibt, sind ca. vier Milliarden Euro im Wesentlichen steuerfinanzierte Mehrkosten, witztechnische Erschöpfung und 73 Tage, bis es um Tegel endlich ruhiger und im Südosten furchtbar laut wird. Der Standort Schönefeld ist eine Zumutung für Zigtausende, die nun den letzten halbwegs ruhigen Sommer genießen können – ob in Bohnsdorf oder Blankenfelde auf dem Balkon oder in einem der wunderbaren Freibäder von Grünau und Wendenschloss oder beim Wandern in den Müggelbergen oder im coronapräventiv gelüfteten Klassenzimmer in Schmöckwitz. Tags wird’s laut und nachts muss Ruhe herrschen, sodass viel Frachtverkehr nicht zu erwarten ist. Sieht nach einer Lose-Lose-Lösung von historischer Tragweite aus.