Berlins bekanntester Zeitungsverkäufer hört auf
25 Jahre lang war er für Tagesspiegel und Taz in den Berliner Kiezen unterwegs. Jetzt hört Fußballfan Olaf Forner auf – und hat Spannendes vor. Von Robert Ide
In Berlin ist er weltbekannt und in Prenzlauer Berg ein Original: der Taz-Unioner. 25 Jahre lang verkaufte Fußballfan Olaf Forner allabendlich den Tagesspiegel und die Taz und war in seinem roten Fantrikot Teil des Straßenbilds (Foto hier). Am Wochenende nun feiert er seinen Ausstand. „Früher habe ich an sechs Tagen in der Woche Zeitungen verkauft“, erzählt Forner am Checkpoint-Telefon. „So habe ich viele intellektuelle Leute und Politiker kennengelernt und auch meine Wohnung gefunden.“ Bei seinen letzten Runden ist der 56-Jährige abends nur noch mit zwölf Tagesspiegeln und zehn taz-Ausgaben unterwegs, „da gucken mich manche Leute an wie ein Weltwunder“. Viele Verlage seien aus dem Abendverkauf ausgestiegen, die Kneipen und Restaurants seien nach den Lockdowns weniger besucht. „Draußen ist einfach wenig los.“
Fußballerisch war Forner einst Hertha-Fan in Ost-Berlin, wurde dann Union-Anhänger und versucht die frühere Fanfreundschaft der Rivalen mit gemeinsamen Dampferfahrten wiederzubeleben. Bei Tagesspiegel-Aktionen wie der rollenden Geschichts-U-Bahn zum 30. Jahrestag des Mauerfalls warb Forner für die Aussöhnung der Stadt auch im Fußballerischen. Inzwischen verkauft Forner bei Union das Stadionheft in der Stadt und hilft auch bei der Verteilung überschüssiger Eintrittskarten an Bedürftige. Seinen eigentlichen Job als Behindertenassistent will er künftig wieder stärker ausüben. „Davon kann ich gut leben und werde sogar besser bezahlt als meine Tochter, die als Intensivkrankenschwester arbeitet.“ Die Verbundenheit mit der Zeitung und den Menschen, die sie lesen, wird für Forner ein Teil seines neuen Lebens bleiben: „Das geht tief“, sagt er eisern.