Landet FDP-Chef Lindner bald in der Chronik des Antifeminismus?
Bundesfamilienministerin Paus will künftig einen genauen Blick darauf werfen, wer „gegen die ‚Gender-Idologie‘“ mobilisiert. Werden auch Kabinettkollegen erfasst? Von Julius Betschka

Bitte mal melden! Die Berliner Grünen-Politikerin und Bundesfamilienministerin Lisa Paus will künftig einen ganz genauen Blick darauf werfen, wer sich in Deutschland gegen die „Gender-Ideologie“ einsetzt, welche Medien dieses Wort nutzen, wo Sticker auf Laternen kleben, die sich gegen Gleichberechtigung richten, welche Organisationen das Gendern ablehnen (weitere Beispiele hier). Das Bundesfamilienministerium findet diese „Meldestelle Antifeminismus“: völlig normal.
„Kampagnen gegen geschlechtergerechte Sprache bedeuten nicht automatisch Hass gegen Frauen“, schreibt ein Sprecher des Ministeriums auf Checkpoint-Anfrage. „Solche Kampagnen werden jedoch häufig auch von antifeministischen Akteur*innen genutzt, um Menschen bis weit in die Mitte der Gesellschaft für ihre Anliegen zu mobilisieren.“ Für das Projekt der Amadeu-Antonio-Stiftung hat das Familienministerium demnach allein im vergangenen Jahr 133.000 Euro investiert. Das Ziel ist eine Chronik, bei der auch Prominente, Medien und bekannte Journalisten genannt werden, die sich unter anderem oben genannter (und tatsächlich misogyner und strafbarer) Vergehen schuldig machen.
Das Ministerium beruhigt auf Anfrage: Alle anderen brauchen sich keine Sorgen machen. Ihre Namen würden anonymisiert. „Die Behauptungen, die Meldestelle rufe zum Denunzieren auf, sind falsch“, schreibt das Ministerium auf Twitter. Noch ist die Chronik übrigens leer. Aber Familienministerin Paus könnte mit ihrem Kabinettskollegen Christian Lindner anfangen: Der sagte 2018, die FDP sei die Partei für Frauen, die „sich von jeder Genderideologie freimachen wollen“. Als Person des öffentlichen Lebens könnte Lindner namentlich gemeldet werden. Klingt absurd? Liegt vielleicht am Grundgedanken.