Das sagen Tagesspiegel-Experten zur US-Wahl
Unsere Expertinnen und Experten in und für Amerika machen schon seit Nächten durch, um Sie rund um die Uhr zu informieren. Wie schätzen sie die Lage ein, was erwarten sie für das Land und seine Menschen? Hier ein Stand aus dieser Nacht gegen 5 Uhr:
Juliane Schäuble, seit zwei Jahren US-Korrespondentin in Washington: „Egal, wie es ausgeht: Ich wünsche den Menschen in Amerika, dass sie wieder mehr mit politisch Andersdenkenden ins Gespräch kommen. Eine weitere Polarisierung, ein Verharren in der Sprachlosigkeit darf keine Option sein.“
Anna Sauerbrey, Mitglied der Chefredaktion und gerade in Pennsylvania unterwegs: „Um fünf Uhr morgens sieht es für Trump deutlich zu gut aus, um auch nur annähernd innerlich zu entspannen. Ein wichtiger Punkt, der für die Stabilität der amerikanischen Demokratie spricht: Trotz Trumps chiffrierten Aufrufen an seine Anhänger, die Stimmabgabe zu stören, ist es am Wahltag selbst vergleichsweise friedlich geblieben.“
Malte Lehming, Autor und zwischen 2000 und 2005 US-Korrespondent: „Mehr Spannung und Drama als in dieser Wahl-Nacht hat es seit Alfred Hitchcocks ,Psycho’ aus dem Jahre 1960 nur selten gegeben.“
Christoph von Marschall, Diplomatischer Korrespondent der Chefredaktion und von 2005 bis 2013 US-Korrespondent: „Ein erdrutschartiger Sieg für Joe Biden, wie ihn manche Demokraten auf Grund der Umfragen erhofft hatten, zeichnet sich nicht ab. Die Entscheidung wird wohl wie 2016 in den Staaten an den Großen Seen fallen: Michigan, Ohio, Pennsylvania, Wisconsin.“
Georg Ismar, Leiter der Parlamentsredaktion und gerade in Washington: „Was die Menschen sich wünschen und was man ihnen wünschen kann? Weniger Hass, mehr Respekt – aber auch eine Zähmung des Kapitalismus, der das Phänomen Trump erst ermöglicht hat.“
Elisabeth Binder, Gesellschaftsreporterin in Berlin mit einem Herz für Amerika: „Ich wünsche mir, dass das Land aus Krisen gestärkt hervorgehen kann, dass die USA die Werte wieder zum Leuchten bringen, die sie einst zum Vorbild für die westliche Welt gemacht haben.“