Feuerwehr im Dauer-Ausnahmezustand: So will Berlins Innensenatorin den Rettungsdienst retten

Ganze 16 Stunden dauerte der Ausnahmezustand am Sonnabend – ein trauriger Rekord. Hilfsorganisationen und Kassenärzte sollen dem Notruf helfen. Von Robert Ide und Alexander Fröhlich

Feuerwehr im Dauer-Ausnahmezustand: So will Berlins Innensenatorin den Rettungsdienst retten
Foto: picture alliance/dpa/Lukas Schulze

Wenigstens eine Rettung naht: die Rettung der Berliner Rettungskräfte. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) will am heutigen Mittwoch verkünden, wie sie Berlins Notruf durch den Sommer der eigenen Not bringen will. Zur Jahreshälfte hat die Feuerwehr rund 170-mal den Ausnahmezustand beim Rettungsdienst ausgerufen – fast so oft wie 2021 insgesamt. Am Sonnabend sogar 16 Stunden lang, ein schlimmer Rekord. Berlin steht damit vor der Frage: Wann stirbt jemand, weil es keinen Rettungswagen gibt?

Am Montag und Dienstag gab es Krisensitzungen von Innenverwaltung und Feuerwehr, zwei Tage lang konnten Spranger und Landesbranddirektor Karsten Homrighausen nichts sagen. Nun der wollen sie den Notplan für die Feuerwehr vorlegen. Aber sie sagen auch: Eine einfache Lösung gibt es nicht. Dabei wäre Tatendrang gefragt, jeden Tag war Ausnahmezustand in diesem Jahr. Hier also der Notplan:

Ab 1. Juli stellt der Arbeiter-Samariter-Bund einen weiteren Rettungswagen bereit. Vier weitere von den Hilfsorganisationen wie DRK sollen es bis Jahresende sein. Spranger will mit Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) sprechen: Die Kassenärztliche Vereinigung muss ihren Bereitschaftsdienst für Hausbesuche verstärken. Denn nicht jeder Anruf bei 112 ist ein Notfall. Bei der Feuerwehr soll die Fahrzeugflotte besser gesteuert werden – auch digital. Hier soll mehr kontrolliert werden: Die Zeiten, in denen sich die Besatzungen als nicht einsatzbereit melden für Reinigung und Desinfizierung sollen verkürzt werden. Bei der Feuerwehr könnte auch Personal aus der Verwaltung mit der nötigen Ausbildung wieder in den Einsatz. Zudem will Spranger prüfen, ob private Krankentransporte für nicht akute Fälle die Fahrt in die Kliniken übernehmen können.

Immerhin: Die Feuerwehr soll mehr Personal bekommen, 793 Stellen im „feuerwehrtechnischen Dienst“ in den letzten Jahren, mehr Ausbildungsplätze. Bei den Notfallsanitätern – höchste berufliche, nicht ärztliche Qualifikation im Rettungsdienst – wird mehr ausgebildet. Das dauert drei Jahre. 2021 waren es 24, 2022 sind 150 geplant, 2023 schon 180.