Geschwurbel mit Aula-Charme: Bündnis Sahra Wagenknecht präsentiert sich in Berlin – ohne Wagenknecht
Das BSW lud zum ersten „Unterstützer-Treffen“ nach Karlshorst ein. Bei den rund 600 Teilnehmenden fehlte allerdings eine Person: Sahra Wagenknecht stand nicht auf der Rednerliste. Von Anke Myrrhe und Daniel Böldt
Aula-Charme gab es gestern Abend beim „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) in Lichtenberg. Rund 600 Menschen versammelten sich zum ersten Berliner „Unterstützer-Treffen“ in einem etwas in die Jahre gekommenen Saal unter der Tribüne der Trabrennbahn in Karlshorst. Die Rednerliste war mit den ehemaligen Linken-Bundestagsabgeordneten Sevim Dağdelen, Amira Mohamed Ali und Fabio di Masi prominent besetzt. Nur die Namensgeberin fehlte. Die habe aber immerhin „hier lange gelebt“, raunte Norman Wolf, BSW-Bezirkspolitiker aus Lichtenberg, den Anwesenden von einem kleinen Holzpult aus zu. Also in Karlshorst, nicht auf der Trabrennbahn.
Zu hören bekamen die Gäste die bekannte Melange aus treffender Kritik an den Cum-Ex-Erinnerungslücken des Kanzlers, etwas uninspirierten Sozialforderungen (Benzinpreisdeckel) und ganz viel Schwurbelei zum Ukraine-Krieg (Deutschland führe dort einen „Stellvertreterkrieg“ für die USA).
Aus Berliner Sicht vor allem interessant: In Josephine Thyrêt präsentierte sich ein weiteres prominentes Mitglied. Thyrêt ist Vorsitzende des Betriebsrats des nach Mitarbeiteranzahl größten Landesunternehmen Berlins, dem Krankenhausbetreiber Vivantes. Sie arbeitete sich in ihrer Rede vor allem an der geplanten Krankenhausreform von Karl Lauterbach ab, kritisierte aber auch die „Kriegspolitik“ der Bundesregierung. Die „Kriegspolitik“ Putins spielte an diesem Abend wenig überraschend keine Rolle.