Wer ist Kai Wegner? Vom Schulabbrecher zum Regierenden Bürgermeister von Berlin
Der Spandauer Kai Wegner regiert bald die Hauptstadt. Wer der Mensch abseits des Politischen eigentlich ist, dass erfährt man im Interview mit dem Tagesspiegel-Podcast. Von Ann-Kathrin Hipp.
Läuft im Hier und Jetzt alles nach Plan, wird Kai Wegner am Donnerstag zum Regierenden Bürgermeister gewählt. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland würde damit ein Spandauer ins Rote Rathaus ziehen. Doch wer ist eigentlich dieser Mann, der Berlin regieren und in den kommenden dreieinhalb Jahren einen will?
Kai Wegner, 1972 als einziges Kind einer Einzelhandelskauffrau und eines Bauarbeiters, in Westberlin geboren, ist seit 1989 Mitglied der CDU und laut eigener Aussage jemand, der „tief verwurzelt ist in seiner Partei“. Je nachdem, wen man hier fragt, ist er in erster Linie „ein immer gut gelaunter und empathischer Mensch“ mit dem „Herzen am richtigen Fleck“ oder einer, der „die Klaviatur der Macht“ beherrscht, und schon wusste, „wie man House of Cards spielt“, bevor Netflix die gleichnamige Polit-Serie zu weltweitem Erfolg brachte. Für unseren Tagesspiegel-Podcast „Berliner & Pfannkuchen“ haben Lorenz Maroldt und ich ihn getroffen.
Über seine Kindheit sagte er: „Meine Eltern haben versucht, mir alles zu ermöglichen. Sie haben auf vieles verzichtet, damit ich zum Beispiel Sprachreisen machen oder mit Freunden in den Urlaub fahren konnte.“ Zu seinem Schulabbruch: „Ich bin gerne viel unterwegs gewesen, aber ich musste schon auch Geld verdienen, um das ein oder andere zu machen. Am Anfang habe ich Zeitungen ausgetragen, dann kam über einen Freund ein Angebot von einer Wachschutzfirma. Da bin ich ein- bis zweimal die Woche Nachtschichten gefahren und wenn du nachts durch Berlin fährst, am nächsten Morgen zur Schule gehst, gerade mal geduscht und nicht geschlafen hast, wird es kompliziert.“ Und zu seinem Eintritt in die Junge Union: „Mein Papa war wirklich stolz wie Bolle. Meine Mutter war ein bisschen entsetzt und fragte mich, ob ich jetzt auch so ein Spießer werden will. Das war so ein klassisches Klischee: Die hatten ihren Koffer, und der ein oder andere immer seinen einzigen Anzug an. Ich war eher der Typ, der mit Turnschuhen und Lederjacke rumgelaufen ist.
Wie war das damals? 1999 verteilten JUler Aufkleber und Flyer mit dem Slogan „Deutschland muss in Kreuzberg wieder erkennbar sein“ (mit dabei laut einem Artikel der „Berliner Zeitung“ u.a. Ex-MdA Florian Graf und Noch-MdA Kurt Wansner). Wegner selbst kandidierte 2001 mit dem Slogan „dynamisch, demokratisch, deutsch“ für das Berliner Abgeordnetenhaus. Heute sagt er: „Ich würde das so nicht mehr machen.“ Und: „Es ist keine Frage, dass ich damals deutlich konservativer war. Das wäre ja auch schlimm, wenn es nicht so wäre. Ich kenne viele, viele Mandatsträger innerhalb der CDU in Deutschland, die damals anders tickten, als sie heute Politik machen.“ Er habe sich „ganz massiv verändert“, sagt Wegner, und ein Slogan mit „deutsch am Ende“ passe „nullkommanull“ zu dieser Stadt. Das gesamte Interview hören Sie auf Tagesspiegel.de und überall, wo es Podcasts gibt.