So läuft der Anbau nach der Legalisierung: Der Vorsitzende des Green Social Clubs erklärt das neue Kiffer-Vereinsleben in Berlin
Mit der Cannabis-Legalisierung dürfen sich Anbauvereine gründen. Wie dort die Mitgliederpflichten aussehen und wann die erste Ernte kommt, weiß der Chef eines Berliner Social Clubs. Von Margarethe Gallersdörfer.

Gute Nachricht für Karl Lauterbach – und alle Kiffer:innen, die schon die Nüstern anspannen zur Legalisierung am 1. April: Berlin wird sich bei der Cannabis-Abstimmung im Bundesrat am Freitag voraussichtlich enthalten. Eine Zustimmung der Länderkammer braucht es zwar nicht, allerdings könnte sie den Vermittlungsausschuss anrufen – wo das Cannabisgesetz ganz schnell verfliegen dürfte.
Danach sieht es aber momentan nicht aus – ein Glück auch für Christian Schmidt, Vorsitzender des Berliner Anbauvereins Green Social Club. Der war so freundlich, am Checkpoint-Telefon ein paar Fragen zu beantworten:
Herr Schmidt, wie ist es, einen Club zu gründen, dessen Ziel momentan noch illegal ist?
Na, ganz so ist es ja nicht. Wir sind ein offizieller Verein, gegründet Anfang des letzten Jahres und beim Amtsgericht eingetragen. Dort haben wir als Vereinszweck angegeben, dass der Verein nach der Legalisierung Cannabis anbauen wird. Wir als Vorstand wurden dann gebeten, eine weitere schriftliche Erklärung abzugeben, in der wir ausdrücklich versichern mussten, dass wir vor der Legalisierung weder Pflanzen in die Erde stecken noch Cannabis an unsere Mitglieder abgeben werden.
Momentan hat Ihr Verein Green Social Club 240 zahlende Mitglieder. Wann sollen die zum ersten Mal legales Cannabis bekommen können?
Die Zulassung als Cannabis Social Club ist frühestens zum 1. Juli möglich. Wir planen zu diesem Startzeitpunkt, die ersten Samen in die Erde stecken zu können, und gehen davon aus, dass wir ab Oktober hochwertiges Cannabis an unsere Mitglieder abgeben können. Wir planen auch von Beginn an die Abgabe von zehn verschiedenen Sorten.
Können Sie nicht bereits gewachsene Pflanzen kaufen?
Nein, dürfen wir gesetzlich nicht. Wir dürfen nur Samen kaufen, keine Stecklinge oder andere vorgefertigte Pflanzen – es sei denn, wir kaufen von anderen Social Clubs. Aber wir möchten ja einer der ersten sein. Meiner Einschätzung nach wird der Verkauf von Stecklingen erst mal keine große Rolle spielen – die meisten Clubs werden erst einmal ihre Mitglieder mit Pflanzen versorgen, wenn sie welche möchten, und sich ansonsten auf die Produktion und Abgabe von Cannabis konzentrieren.
Anbauverein klingt irgendwie, als müsste man am Wochenende zum Gießen antreten. Machen wirklich alle Mitglieder mit?
Nein, das ist bei bis zu 500 erlaubten Mitgliedern praktisch unmöglich. Es geht los mit Hygienebestimmungen: Das Gesetz schreibt vor, dass das Cannabis, das die Social Clubs abgeben, fast medizinischen Standards genügen muss – nicht ganz, aber die Anforderungen sind hoch. Die Pflanzen müssen beprobt sein, ich muss eine Lieferkette vom Samen bis zum Tütchen nachweisen. Dazwischen muss jeder Schritt genau dokumentiert und beschrieben werden, etwa Dünger, den ich hinzufüge. Ausgeschlossen, dass wir 500 Mitglieder an die Regeln dieser Dokumentationspflicht heranführen. Wir haben ein Profiteam, das sich um den Anbau kümmert und sicherstellt, dass das Cannabis für die Mitglieder in der gesetzlich vorgegebenen Qualität und in ausreichender Menge zur Verfügung steht.
Das sind dann Angestellte?
Nee, das dürfen keine Angestellten sein, maximal auf 520-Euro-Basis beschäftigt. Das sind Menschen und Clubmitglieder, die wirklich die Pflanze lieben. Muss man so sagen! Wir haben großes Glück mit einem Headgrower, der in Spanien viele Jahre lang professionell angebaut hat, nun wieder hier lebt und uns berät.
Wie machen Sie das mit dem Anbau, mieten Sie da eine Halle an?
Genau, wir planen einen Indoor-Anbau, weil wir davon ausgehen, dass es unter freiem Himmel noch schwieriger wäre, die Qualitätsvorgaben einzuhalten. Witzigerweise ist Cannabis eigentlich ein Unkraut, und so wächst es auch. Aber für ein Produkt in der gewünschten Qualität müssen bestimmte Bedingungen herrschen.
Wie groß muss man sich so eine Anbaufläche vorstellen?
Das kommt auf die Mitgliederzahl des Social Clubs an. Ich würde sagen: ein Quadratmeter pro Mitglied, das versorgt werden soll.