Gedenkstättenleiter kritisiert die Berliner Landespolitik

Kein Senatsmitglied habe zum Holocaust-Gedenktag Sachsenhausen besucht, sagt Rainer Klemke. Auch Anne Helm kritisiert mangelndes Engagement. Aus dem Checkpoint. Von Julius Betschka

Gedenkstättenleiter kritisiert die Berliner Landespolitik
Foto: Kitty Kleist-Heinrich

Wie gedenken wir richtig? Eine heikle Frage. Der Berliner Senat wird kritisiert, am gestrigen Holocaustgedenktag zumindest eine Chance vertan zu haben. Uns erreicht eine Mail des Vorstands des Fördervereins der Gedenkstätte Sachsenhausen, Rainer Klemke. Die Überschrift: „Fremdschämen in Sachsenhausen“. Er wirft der Berliner Politik vor, „keine Zeit“ gehabt zu haben, im „KZ der Hauptstadt“ zu gedenken, in dem so viele Berliner umgebracht worden. „Kein Regierender, kein Berliner Bürgermeister, kein Kultursenator oder ein anderes Senatsmitglied, kein Parlamentspräsident oder Mitglied des Präsidiums, keine Fraktionsspitze“ – keiner von ihnen hatte sich 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz in Sachsenhausen sehen lassen.

Die einzige Berliner Abgeordnete, die zum Gedenken in das ehemalige KZ kam, war übrigens die Linke-Abgeordnete Anne Helm. Sie schreibt: „Ich finde auch, dass Berlin sich zu wenig in Sachsenhausen engagiert. Ich war auch die einzige Berliner Abgeordnete. Unangenehm.“ Das steht für sich.

Schon am Wochenende war Kritik laut geworden, dass der Senat – anders als andere Bundesländer – keine eigene Veranstaltung organisiert hatte. Die Senatoren ließen sich bei unterschiedlichen Gedenkveranstaltungen in der Stadt sehen. Der Regierende Bürgermeister nahm am Montag an gar keiner Veranstaltung teil.