Bezirksbürgermeister Naumann bleibt Erklärung für Schwedenurlaub schuldig
Trotz Reisewarnung fuhr Reinhard Naumann nach Schweden. Und wurde in Windeseile gesund getestet, als er wieder zurückkam. Fragen dazu weicht der Berliner Lokalpolitiker aus. Von Lorenz Maroldt

Eine Sonderbehandlung genoss auch der Reinhard Naumann, Bürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf (CP v. 22.6.): Anstatt nach seinem Schwedenurlaub wie vom Senat verlangt in Quarantäne zu gehen, verordnete ihm die Amtsärztin ein bisschen Homeoffice mit Vierfachtestung. Fragen dazu weicht er aus, er hofft wohl, sich mit einem Hinweis auf die letzte BVV-Sitzung aus der Affäre ziehen zu können – und, ausgerechnet, mit einem Link auf einen Beitrag im Tagesspiegel. „Damit ist der Themenkomplex aus unserer Sicht abschließend beantwortet“, teilt dazu die Pressestelle mit. In Ungarn, der Türkei und Russland würde Naumann damit vielleicht durchkommen. Bei uns ist das ein bisschen anders. Hier die schriftlich übermittelten Fragen, auf die der Bürgermeister eine Antwort verweigert:
„Warum hat Herr Naumann trotz Reisewarnung des Auswärtigen Amtes die Reise unternommen?“
„Wie bewertet Herr Naumann die Folgen seiner Reise für das Vertrauen der Bürger in ihn und in die Rechtmäßigkeit der Corona-Einschränkungen und ihrer Durchsetzung durch das Bezirksamt, wenn er sich selbst nicht an amtliche Warnungen hält?“
„Wie erklärt Herr Naumann Bürgern, dass sie die angeordneten Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie einhalten und die Appelle des Senats zum persönlichen Verhalten beachten sollten, wenn er selbst amtliche Warnungen nicht berücksichtigt?“
„Hält Herr Naumann die Reise auch vor dem Hintergrund der besonderen Verantwortung, die sich aus seinem Statusamt (B6) auch für sein Privatleben ergibt, im Nachhinein angesichts der fortbestehenden Reisewarnung für gerechtfertigt und angemessen? Warum – oder warum nicht?“
Wer keinen so guten Draht zur Amtsärztin hat wie der Bürgermeister, hat’s dagegen schwer im Bezirk. Nachdem z.B. die Paula-Fürst-Schule wegen Corona geschlossen wurde, hielt es das Gesundheitsamt nicht mal für nötig, direkte Kontaktpersonen der Infizierten zu testen. So laufen alle verunsichert durch die Gegend. Womöglich treffen sie auf dem Wochenmarkt ihren Bürgermeister, vielleicht hat der ja einen guten Rat übrig (oder einen Test).