Berliner-Werber werfen Hitler raus
Für das Berlinmarketing sucht der Senat keinen Slogan, sondern ein „Gestaltungsprinzip“ (CP von gestern). Verabschieden wir uns also hier mal CP-offiziell von früheren Sprüchen – erledigt sind u.a.:
„Berlin hat Tag und Nacht geöffnet“
„Berlin ist eine Reise wert“
„Berlin liegt in Berlin“
„Mir geht‘s Berlin“
„Berlin tut gut“
„Be Berlin“
An „Jeder einmal in Berlin, jeder einmal in der Reichshauptstadt“ möchte sowieso niemand mehr erinnert werden.
Apropos Reichshauptstadt: „Visit Berlin“ hat gerade Hitler besiegt – die offizielle Marketingorganisation des Senats lässt den aktuellen Touristenstadtplan einstampfen, weil dort der Name des Diktators erwähnt ist. Enno Lenze, Chef des „Berlin Story Bunkers“ am Anhalter Bahnhof, hatte in dem Flyer für seine Dauerdokumentation „Hitler – wie konnte es geschehen“ geworben, doch jetzt teilte die „Visit Berlin“-Produktionsabteilung dem engagierten Faschismus-Aufklärer per Mail über dessen Agentur Folgendes mit:
„Seit Ende Juni sind bereits die touristischen Stadtpläne im Umlauf. Leider habe ich seitdem vermehrt Beschwerden meiner Kollegen und auch Endkunden erhalten, die sich an der Anzeige von dem Anzeigenkunden ‚Historiale Berlin / Berlin Story Bunker‘ stören. Speziell geht es um die kleine Anzeige auf der Kartografie in den Sprachen ES, FR, IT und DE, bei der der Schriftzug ‚Hitler‘ sehr sehr aufdringlich und sichtbar ist. Um hier weiteren Unmut zu vermeiden, haben wir uns dazu durchgerungen, die entsprechenden Stadtpläne neu zu drucken und die Anzeige des Kunden in dem Zuge auszutauschen.“
Und weiter: Lenze soll „eine angepasste Anzeige“ liefern, der Schriftzug möge „nicht so einen großen Raum“ einnehmen, aber „bestenfalls entfällt der Name Hitler in der Anzeige ganz.“ Mit anderen Worten: Die Geschichte Berlins wird umgeschrieben (jedenfalls für Touristen) – sie beginnt am 1. Januar 2009 mit dem Amtsantritt von Burkhard Kieker als Geschäftsführer von „Visit Berlin“. Und damit erklären wir die Prospekte der Berlin-Werber für entnazifiziert. Allen anderen empfiehlt der Checkpoint einen Besuch in Enno Lenzes Bunker, über den Israels Botschafter Jeremy Issacharoff sagt:
„Ich war sehr beeindruckt und bewegt. Eine extrem effektive Erinnerung daran, wie wir jede Form von Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit bekämpfen sollten.