Seattle-Sound in Berlin
Samtagabend – Aus Seattle, der Großstadt nördlich vom heute angesagten Portland, Oregon, kamen Ende der Achtziger und Anfang der Neunzigerjahre unzählige, die Musikwelt auf den Kopf stellende Bands. Den stilistischen Bruch, den sie auslösten, markiert zumindest vordergründig der Tag, an dem Nirvanas Album Nevermind Michael Jacksons Dangerous vom Platz 1 der US-Charts fegte. Hier die betont maskulinen Idole der Achtziger, die nur so vor Erfolg und Perfektion strotzen, da die Verliererbande auf Selbstzerstörungskurs, für die die Welt gerade bereit schien. „Wir sind hier nicht in Seattle, Dirk“, sang etwas später Dirk von Lowtzow im Selbstgespräch, wie um sich diesen Einfluss autosuggestiv auszutreiben. Und die Band Nichtseattle schrieb sich die Stadt verneint gar in den Bandnamen. Weil aber die Negation alles andere als Unabhängigkeit bedeutet, klingt es heute Abend ab 20 Uhr in der Kulturmarkthalle wieder verdächtig nach Grunge, unentschlossenen Farben, verklärt verzerrter Melancholie und einem Hauch verspielten Weltuntergangs. Die kontra-punkige Überwindung stürmt anschließend mit dem Chemnitzer Act Jens Ausderwäsche die Bühne. Tickets zu 12,10 Euro gibt es unter amstart.tv