Staatssekretärin Chebli – „Ich weiß, dass Politik und Kind zusammen geht“
Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sieht die schwangere Sawsan Chebli zwar noch Verbesserungsbedarf. Sie selbst ist aber optimistisch. Von Laura Hofmann

Sie haben es wahrscheinlich schon mitbekommen: Sawsan Chebli, Staatssekretärin für bürgerschaftliches Engagement und Bevollmächtigte Berlins beim Bund, ist schwanger. Tatsächlich gehörte diese Nachricht am Mittwoch zu den am meisten gelesenen in Berlin. Dass sich so viele Menschen für eine Schwangerschaft interessieren, liegt natürlich zum einen an Chebli selbst, die für viele Menschen Vorbild, für einige aber auch Hassobjekt ist.
Sollten seriöse Medien über die Schwangerschaft einer Politikerin überhaupt berichten? Diese Frage haben wir in der Redaktion auch diskutiert. Ich persönlich finde: Ja, denn solange es in Deutschland noch sehr ungewöhnlich ist, dass eine Frau in politischer Führungsposition ein Kind bekommt, solange ist das eine Nachricht wert. Nicht zuletzt, weil sie inspirieren kann. Bis es irgendwann normal wird.
„Die Reaktionen auf meine Schwangerschaft zeigen, dass sich einige Frauen, die gerade mitten in der Karriereplanung sind, ermutigt sehen, diesen Weg auch zu gehen“, sagte Chebli dem Checkpoint. Sie gibt aber auch zu: „Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf müssen wir in Deutschland noch besser werden.“ Es nähmen zwar heute auch Männer Elternzeit, aber die Hauptverantwortung für Betreuung und Erziehung der Kinder liege noch immer bei der Frau. Arbeitgeber sollten allen Angestellten zeigen, dass sie auch als Eltern willkommen sind und weiterhin Karriere machen können. „Und wenn sich Väter wirklich gleichberechtigt um ihre Kinder kümmern würden, wäre es viel einfacher, Beruf und Familie zu kombinieren.“
Sie selbst ist da optimistisch: „Für mich persönlich weiß ich, dass Politik und Kind zusammen geht, auch weil ich das Privileg habe, eine große Familie in Berlin zu haben, die mir bei der Betreuung helfen kann. Und ich habe einen tollen Mann.“ Was sie ein bisschen ärgert, sind die Leute, die zu ihrem Wunsch, schnell in den Job zurückzukehren, sagen: Die Politik kann warten. „Männer bekommen diese Reaktionen nicht.“