Eklat bei Hoffest des Berliner Senats: Feier des Regierenden Bürgermeisters endet mit Skandalsong
Ein umstrittener Song sorgte beim Hoffest des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) für Aufruhr. Der DJ verteidigte die Songwahl, trotzdem reagierten einige Gäste mit Empörung. Von Lorenz Maroldt
das Hoffest beim Regierenden Bürgermeister endete gestern Nacht um kurz nach 2:00 Uhr abrupt und mit Empörung: Der DJ hatte im Rathauskeller die Originalfassung des von Rechtsextremisten mit einem rassistischen Refrain entstellte Lied „L‘amour toujours“ aufgelegt. Vereinzelte Buh-Rufe, Kreuzbergs Ex-Bürgermeisterin Monika Herrmann und andere Party-Gäste verlassen unter Protest die Senatsdisco. Der DJ sagt: „Das ist ein guter Song, den lasse ich mir von Nazis nicht kaputtmachen.“ Doch die Tanzfläche bleibt leer und um zehn nach zwei ist die Party vorbei.
Oben steht Monika Herrmann rauchend im Hof und schimpft: „Das geht gar nicht. Kai kann nichts dafür, der ist schon weg. Aber was soll das?!“
Acht Stunden vorher reicht die Warteschlange vorm Eingang bis fast zum Alexanderplatz. Der gesamte Senat ist da (nur Sportsenatorin Iris Spranger, die am Vorabend den Berliner Empfang bei den Paralympics in Paris eröffnet hatte, kam etwas später), und auch die früheren Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen, Klaus Wowereit, Michael Müller und Franziska Giffey zeigen sich und werden vom derzeitigen Amtsinhaber Kai Wegner gelobt für die Fußstapfen, die sie in der Stadt hinterlassen haben.
Alle Gäste aus Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Sport, Politik und Medien wurden am Eingang darauf hingewiesen, dass sie eine „Cannabisfreie Zone“ betreten (Wegner ist kein Freund vom Joint) – flüssige Rauschmittel sind dagegen reichlich vorhanden.
In seiner Eröffnungsrede schwärmt Wegner von Berlin als der „geilsten Stadt der Welt“: „Bayern, ja auch Markus Söder, die sollen ruhig mal mit Neid nach Berlin schauen, weil bei uns vieles besser funktioniert, was er vielleicht noch nicht mitbekommt, aber das erkläre ich ihm, versprochen.“
Anschließend schlendert der Regierende von Stand zu Stand, um mit jedem zu sprechen. Er grüßt, schüttelt Hände, lässt sich bewirten und hofieren, probiert mal hier und mal da. Ein Glas Weißwein, ein Keks, ein „Solero“ („Schmeckt ja wirklich wie das Eis früher! Da ist aber kein Alkohol drin, oder?“).
„Das Wetter ist ja ideal, sagt jemand am Alstrom-Stand. „Ja“, sagt Wegner grinsend, „wir haben im Senat beschlossen, dass das Wetter beim Hoffest gut sein muss. Und im Gegensatz zu unseren Vorgängern halten wir unsere Beschlüsse auch ein.“ Gelächter der Umstehenden, weiter geht’s. Ein Stück Kuchen?
Derweil haben zwei Ex-Senatorinnen Schwierigkeiten, hereingelassen zu werden. Als Astrid Busse (früher Bildung) endlich an der Kontrolle angekommen ist, hat sie keinen Ausweis dabei. Ihr energischer Hinweis, sie sei doch eine frühere Senatorin, hilft am Ende. Katja Kipping (früher Soziales) hat zwar einen Ausweis mit, aber keine Einladung bekommen. Eine Mitarbeiterin der Senatskanzlei nimmt sie kurzerhand als ihre Begleitung mit rein.
Drinnen steuert Wegner auf eine Gruppe Abgeordneter zu und ruft laut: „Endlich mal nette Leute hier!“ Na, da fragen wir doch gleich mal die Berlinkenner unter unseren Leserinnen und Lesern? Wen meinte und umarmte Wegner da so herzlich:
a) Raed Saleh (SPD)
b) Klaus Lederer (Linke)
c) Werner Graf (Grüne)
Die Auflösung gibt’s morgen.
Gegen 22:30 haben es dann auch Iris Spranger und ihr Mann Jörg Stroedter geschafft (bei der Porsche-Vertretung seines Vertrauens wird er übrigens unter dem Namen Jörg Spranger geführt) und steuern schnurstracks den Stand der Spielbank an.
Kurz vor Mitternacht leert sich langsam der Außenbereich. An einem Tisch sitzen noch Klaus Wowereit und Antje Kapek zusammen. Die frühere Fraktionsvorsitzende der Grünen prophezeit dem Ex-Regierenden Bitt-Demos vor seiner Wohnung, auf dass er 2026 nochmal antreten möge. Er selbst peilt eher 2036 an, „altersmäßig so wie in Amerika“. Dann analysieren sie die großen Erfolge von Kai Wegner.
Mehr von und zu Wegner gibt’s weiter unten. Wir wagen jetzt erstmal schnell einen ernüchternden Blick ins trübe Berliner Wasser.