Warum es für die Altglastonne keine Zukunft gibt

Zurück nach Berlin, wo altes Glas in neue Behälter soll. So hat es der Senat entschieden und will 30 000 der liebgewonnen Altglas-Tonnen in den Hinterhöfen abschaffen. Sie sollen durch öffentliche Sammelplätze ersetzt werden. Wider besseres Wissen: Ein Modellprojekt in Marzahn-Hellersdorf, Treptow-Köpenick und Lichtenberg hatte gezeigt, dass 20 Prozent weniger Altglas recycelt wird. Ökologisch gesehen ein klirrendes Desaster.

„Glascontainer for Future!“, dachte sich die Berliner CDU-Fraktion. In einer Petition fordert die Hauptstadtunion jetzt „ALTGLASTONNE RETTEN – DRECKECKEN VERMEIDEN“ und kritisiert Umweltsenatorin Regine Günther. Danny Freymark, in dessen Lichtenberger Wahlkreis die Hinterhoftonnen schon Nostalgie sind, sagt dem Checkpoint: „Als grüne Umweltsenatorin würde ich mich sowas nicht trauen.“ Günther wende sich mit der Entscheidung, die Hinterhoftonnen abzuschaffen, gegen die eigene Koalition.

Wir blättern im rot-rot-grünen Koalitionsvertrag auf Seite 160 und lesen mit müden Augen: „Die seit Jahrzehnten bewährte und verbraucherfreundliche, haushaltsnahe Berliner Altglassammlung (Holsystem) ist entsprechend dem Abgeordnetenhaus-Beschluss von 2014 in allen Bezirken zu sichern bzw. wiederherzustellen.” Das muss scheppern.

Der SPD-Abgeordnete Daniel Buchholz hält die Abschaffung der Hinterhoftonnen ebenfalls für falsch. „Ökologisch ist das katastrophal und für Ältere eine Zumutung“, sagt er. Die Landespolitik sei aber faktisch machtlos. Die Entsorgung ist privatwirtschaftlich organisiert – das zu ändern, wäre Bundessache. Die Volksbefragung der CDU hält Buchholz deshalb für einen „zahnlosen Papiertiger“. Die SPD hat stattdessen kürzlich selbst eine Bundesratsinitiative beschlossen, die die Entsorgung in kommunale Hand überführen soll. Deren Chancen? Weitgehend aussichtslos. Ein zahnloser Initiativtiger. Für die praktischen Hinterhoftonnen heißt’s in Berlin wohl: Müll, Müll, ...