Wirte wissen nicht, wie sie Corona-Kontaktdaten kontrollieren sollen
Ab Samstag gibt es Bußgelder bei falschen Kontaktdaten. Die Wirte sollen kontrollieren und fühlen sich ungleich behandelt. Von Lorenz Maroldt
![Wirte wissen nicht, wie sie Corona-Kontaktdaten kontrollieren sollen](https://images.ctfassets.net/m9h84dmj2f1f/50lxXaAiEBCaUR2APV06Dd/08e3c90b50b3e40906c28e141ee74e84/kontkatzettel.jpg?w=900)
Viele Zuschriften haben wir zu zwei Themen aus dem Checkpoint von gestern erhalten - beginnen wir mit der Registrierungspflicht in Restaurants (mit der sich etwas weiter unten in den „Berliner Schnuppen“ auch Michi, Poppi und Klausi aus der R2G-WG beschäftigen). Stellvertretend hier zwei Stimmen aus der Gastronomie:
Mariana Luzardo, Geschäftsführerin des Uruguay-Restaurants „Pecados“ in der Sonnenallee 127, schreibt (Auszüge): „Wir haben die Nase gestrichen voll von nicht durchdachten Entscheidungen seitens der Politik. Wir haben vieles mitgetragen, waren sogar sehr stolz, wie schnell manches auf einmal durchgesetzt werden konnte. Aber uns hat die Politik in dem Moment verloren, als es hieß: ‚Ihr könnt Urlaub machen und verreisen‘ – und gleichzeitig müssen im Inland wegen infizierter Rückkehrer viele Branchen bluten.“
Die „Pecados“-Chefin beklagt u.a. bezirkliche Willkür bei der Genehmigung von Außenflächen, Ungleichbehandlungen, Widersprüchlichkeiten und die Datenerfassung bei der Outdoor-Gastronomie: „Die Gefahr, die von meinem Biergarten mit 44 Plätzen ausgeht, ist minimal, gemessen an dem, was man hier in Berlin Woche für Woche ertragen muss: Partys und Demos von Vollidioten ohne Maske. Und jetzt sollen die Gastronomen Datenpolizei spielen, ohne jegliche rechtliche Grundlage, aber bei Androhungen von Bußgeldern für Gast und Gastwirt?! Geht’s noch???“
Susanne Baró Fernández von der „Timber Doodle Bar“ in der Wühlischstraße 37 beschreibt die Probleme so (Kurzform): „Mickey Mouse oder Reiner Zufall moniere ich natürlich. Aber woher weiß ich, wie ein Peter Schmidt aussehen sollte? Gehören die sieben Herren wirklich alle zu einer WG? Und wieso haben die alle die gleiche E-Mailadresse? Kontrollieren kann ich das nicht. Dazu kommen Gäste mit schwierigen Handschriften (vielleicht alles Ärzte), manche haben auch die Brille nicht dabei, aber die Anschrift selbst aufschreiben darf ich nicht. Die Listen müssen ‚geschützt vor Einsichtnahme durch Dritte‘ aufbewahrt werden. Aushändigen darf ich sie nur, wenn bereits feststeht, dass eine Person erkrankt ist. Das Ordnungsamt will sie trotzdem sehen, sonst bekomme ich eine Ordnungsstrafe. Händige ich sie aus, belangen mich die Gäste, weil ich gegen den Datenschutz verstoße. Ich bin geneigt, mein Kopf gegen die Wand zu schlagen.“
Neuköllns Gesundheitsstadtrat Falko Liecke findet die Doppelbußgeldandrohung für Gast und Gastwirt dagegen super: „Genau diese Lösung hatte ich vergangene Woche zusammen mit einem Gastronomen in Neukölln erarbeitet“, schreibt er dem Checkpoint, aber „während ich das noch mit dem Gaststättenverband abstimmen wollte, setzt der Senat es schon um. Ausdrückliches Lob für diese Änderung der Infektionsschutzverordnung. Es soll aber auch das letzte Mal sein, dass der Senat mit einer guten Lösung schneller ist als ich. ;-).“
Von der Theorie zur Praxis – und die hat eine Checkpoint-Leserin im „Kuchenkaiser“ am Oranienplatz vorgestern Abend so erlebt: „Adressdaten der Gäste wurden nicht aufgenommen und das Personal trug keinen Mundnasenschutz.“ Guten Appetit.