Eltern und Lehrkräfte kritisieren neuen Inzidenz-Grenzwert für Berliner Schulen

Während die Politik die Auflagen für Schulen verschärft, bleibt in der Wirtschaft fast alles beim Alten, beklagen die Kritiker. Und machen Alternativvorschläge. Von Anke Myrrhe

Eltern und Lehrkräfte kritisieren neuen Inzidenz-Grenzwert für Berliner Schulen
Ab einer 7-Tage-Inzidenz von 165 sollen die Schulen nun wieder schließen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Dass der erfundene Inzidenzwert für Schulschließungen nachträglich herabgesetzt wurde (ursprünglich 200), während in der Wirtschaft weitgehend alles beim Alten bleibt, erregt weiterhin viele Eltern und Lehrkräfte. Während in den Schulen seit gestern verpflichtend zwei Mal in der Woche vor Ort getestet wird, bleibt es in Unternehmen bei der (Achtung: Unwort des Jahres) Testangebotspflicht. Seit Tagen erreichen uns Protestmails und Beschwerden, in mehreren Schulen sprachen sich die Schulkonferenzen gegen eine Testung in der Schule aus. Das Kollegium des Herder-Gymnasiums in Charlottenburg veröffentlichte gestern ein Video. „Mein Arbeitgeber verweigert mir medizinisches Personal zur Unterstützung, Schutzkleidung, eine Schulung und eine Impfung gegen Corona“, liest eine Lehrerin vor. Auf Plakaten steht: #AlleLehrerinnenimpfen, #Teststress #Schützesichwerkann.

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) argumentierte in der Abendschau, dass eben nicht überall die Eltern die Tests durchführten. Christofer Lahser, Leiter der katholischen Schule St. Marien, hat da eine Idee: In einem Brief an die Gesundheits- und die Bildungsverwaltung schlägt er vor, die Tests in den wenig ausgelasteten Testcentern durchzuführen. Vorteile seien ganz klar: geschulte Mitarbeiter:innen mit Schutzausrüstung, entspannte Testung am Nachmittag vorher, Betreuung von den Eltern bei positiver Testung, weniger Infektionsrisiko für Lehrkräfte. „Ich bin gespannt auf Ihre Antwort“, schreibt Lahser.

Bis die da ist, sind die Schulen vermutlich wieder dicht (Berliner Inzidenz gestern: 151). Wenn die 165 gelte, „dann wird das so sein, dass Schulen geschlossen werden“, sagte Scheeres. Besonders bitter wäre das für die Siebt- bis Neuntklässler: Für sie startete am Montag nach mehr als vier Monaten der Wechselunterricht. Ein recht kurzes Halbjahr.