Wer sich Kinderbetreuung in Berliner Kitas leisten kann
Der Fall einer Kindertagesstätte in Schöneberg zeigt, wie die Kinderbetreuung in der Pandemie eben auch vom Kontostand der Eltern abhängt. Aus dem Checkpoint. Von Anke Myrrhe
In den Kitas hingegen können Eltern theoretisch wählen, ob sie ihre Kinder angesichts der hohen Inzidenzen noch hinschicken wollen oder nicht – theoretisch. Denn letztlich, das zeigt der Fall einer Schöneberger Kita, hängt vieles vom Kontostand ab. Als es in einer Gruppe am Mittwoch einen Corona-Fall gab, wurden 36 Kinder in Quarantäne geschickt. Da der letzte Kontakt fünf Tage her war, konnten die Eltern ihre Kinder mit einem PCR-Test freitesten lassen. 13 Kinder waren schon am nächsten Tag wieder da: Ihre Eltern hatten in einem privaten Testzentrum einen Same-Day-PCR-Test machen lassen, Kosten: 75 Euro. Am nächsten Tag kamen jene hinzu, deren Eltern die 49,99-Euro-Variante gewählt hatten, mit Ergebnis am Folgetag. Eine Mutter zahlte 120 Euro für den Bugaboo unter den Corona-Tests: 30 Minuten später konnte sie einen dringenden beruflichen Termin wahrnehmen. Der Rest der Gruppe muss noch warten, bis die sieben Tage vorbei sind, nach denen ein billiger Schnelltest reicht, um die Quarantäne wieder aufzuheben.
Die Kita bestätigt: Nach jedem Fall kommen zuerst jene Kinder zurück, die auch im Lockdown immer da waren. Mit zwei berufstätigen Eltern, die ihre Systemrelevanz begründen konnten. Zu Hause bleiben jene, die nicht mal eben 49,99 Euro für einen Corona-Test ausgeben können – zumal es in diesem Winter sicher nicht der letzte war.
Ein Anruf der Kitaleitung beim Amt ergibt: Staatliche Kostenübernahme ist in dem Fall ausgeschlossen. Und wieder einmal zeigt sich: Corona trifft am stärksten die Schwächsten.