Neun-Euro-Ticket legt ÖPNV-Schwächen brutal offen
Auch 2022 war Pfingsten also gefühlt so schlimm wie immer – Quintessenz: Das Neun-Euro-Ticket ist nicht schuld am Chaos, es legt die Schwächen des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (der in Reihe günstige Reisen durch die ganze Republik ermöglicht, jedenfalls theoretisch) nur noch etwas brutaler offen als sonst. Die versehentliche Botschaft der vermeintlich guten Tat: Wer jetzt noch kein Auto hat, kauft sich am besten schnell eins (die Kombi Fahrrad/Bahn ist jedenfalls erstmal erledigt).
Angesichts der entgleisten Schienenpolitik (auch fast jeder dritte Fernzug ist unpünktlich oder fällt gleich ganz aus – das ist der schlechteste Wert seit Jahren) kündigte Bundesbenzinminister Volker Wissing gestern „tiefgreifende Reformen“ an: „Unser ÖPNV-Angebot sollte verständlicher, einheitlicher und damit kundenfreundlicher werden.“ Das einfache Wort „besser“ (mehr Züge, mehr Strecken) fehlt allerdings noch an der Bahnsteigkante – und von „billiger“ nach den Neun-Euro-Wochen ist auch nicht die Rede.