Kulturschock im Büro: Brite empört sich über Berliner Dresscode
Im Vergleich zu London schneidet Berlin wohl nicht so gut ab. Die Kleiderwahl in den Büros der Hauptstadt ist eben eigen, sehr zum Leidwesen unserer ausländischen Geschäftspartner. Von Lorenz Maroldt.

Der Dresscode von Berlin lautet nicht „Casual“, „Smart Casual“ oder „Elegant“, sondern: „Berlin“. Darauf hinzuweisen, sollte Standard bei Jobausschreibungen sein. Im Netzwerk „Reddit“ empörte sich nämlich gerade ein junger Brite:
„In London waren alle im Büro so gut angezogen und dufteten fein. Ich war schockiert, als ich sah, dass in Berlin einige Kollegen mit Slippers und Shorts zur Arbeit kamen – und einer sogar ganz ohne Schuhe und Socken!“
Tja, was hätte wohl Berlins Stilpräsident Harald Juhnke dazu gesagt? Vermutlich das:
„Barfuß oder Lackschuh, alles oder nichts? Leg ich mir 'nen Frack zu oder komm ich vor Gericht? Barfuß oder Lackschuh, so geht es bei mir zu. Nie die goldene Mitte, immer volles Risiko.“
Und damit: Prost!
Apropos Prost (oder auch Risiko): Eine Delegation des Checkpoints brachte in dieser Woche im Luxushotel „Castillo Son Vida“ bei Palma de Mallorca eine Kostprobe unserer neuen Berlinrevue auf die Bühne. Nach dem anschließenden Galadinner (Dresscode: „Elegant“) zogen wir in unseren feinen Abendkleidern, Anzügen, Cocktailhemden und blitzenden Schuhen weiter zum „Megapark“ am Ballermann (Dresscode hier: Flipflops oder Turnschuhe, kurze Hose, Fußballtrikot, Bierbauch).
Nach ersten irritierten Kleinpöbeleien ging unser Aufzug als gelungene Verkleidung durch, wildfremde Menschen umarmten uns und fragten lallend-lachend nach den richtigen Immobilien oder Versicherungen. Wir bestellten drei Biersäulen, holten unsere „Isi Glück“-Bonus-Shirts am Merch-Stand ab und kletterten „Mama Laudaaa“-singend auf die Barhocker. Irgendwann tief in der Nacht rief einer von uns ratlos (Name der Redaktion bekannt): „Warum stehen wir eigentlich hier oben? Ich will nicht hier oben stehen.“ Da nahmen wir unsere Jacketts und fuhren zurück nach Berlin.