Dramatischer Hungerstreik vorm Kanzleramt

Sie verlieren an Kraft und Gewicht. Ihre Körper sind ausgelaugt. Seit mittlerweile 40 Tagen befinden sich zwei Männer vor dem Kanzleramt im Hungerstreik, um von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine Regierungserklärung zur Dramatik der Klimakrise zu erzwingen. Ab dem heutigen Dienstag soll eine dritte Person hinzukommen – auch wenn die Lage für die ersten beiden Protestler gesundheitlich immer schwieriger wird. „Der Hunger setzt ihnen zunehmend stärker zu“, berichtet Linda Doblinger, Sprecherin der Kampagne „Hungern bis ihr ehrlich seid“, am Checkpoint-Telefon. „Noch ist ihr Zustand aber stabil.“

Die Streikenden haben angekündigt, im Zweifel „bis zum Äußersten“ zu gehen. Einer von ihnen, der 49-jährige Wolfgang Metzeler-Kick, droht damit, womöglich bald auch auf Wasser zu verzichten. Wird bald mitten in Berlin ein angeblicher Märtyrertod im Klimakampf zu beklagen sein?

Das selbst auferlegte Martyrium zeigt, wie einsam, wie verbissen, wie verzweifelt der Kampf des Klima-Aktivismus inzwischen ist. Während die Politik zu langsam in die Gänge kommt, um das Land klimafreundlicher und die überhitzte Stadt klimaresilienter zu machen, während die Gesellschaft mit ihrer Neusortierung in der Krise beschäftigt ist, wird der wissenschaftlich unterstützte und so nötige Einsatz für den Klimaschutz am Rande der Aufmerksamkeit ausgetragen. Doch Apokalyptik wird nichts daran ändern, dass wir uns selbst zu langsam ändern.

Niemand will sich zwingen lassen, das Richtige zu tun. Und der Staat darf sich nicht erpressen lassen. Andernfalls wird er so schwach für einzelne Forderungen, dass er nicht mehr handlungsstark ist für möglichst alle Menschen, die ihn tragen. Dieser Hungerstreik ist genau deshalb so dramatisch: weil er so aussichtslos ist.

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