„Seit Jahren Missstände in dieser Einrichtung“: Behindertenaktivist Krauthausen kritisiert Aufarbeitung der Morde im Potsdamer Oberlinhaus

Vor einem Jahr tötete eine Pflegerin in Potsdam vier wehrlose Menschen. Für Raúl Krauthausen ist der Fall längst nicht abgeschlossen. Von Lorenz Maroldt.

„Seit Jahren Missstände in dieser Einrichtung“: Behindertenaktivist Krauthausen kritisiert Aufarbeitung der Morde im Potsdamer Oberlinhaus
Foto: IMAGO/STAR-MEDIA

Vor genau einem Jahr ermordete eine Pflegerin im Potsdamer Oberlinhaus vier Menschen: Lucille H. (42), Andreas K. (56), Martina W. (31) und Christian S. (35). Eine weitere Person überlebte nach einer Notoperation. Alle Opfer waren schwerstbehindert – und wehrlos. Die Täterin wurde zu 15 Jahren Haft und der Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik verurteilt, die Leiterin der Einrichtung musste gehen. Ist der Fall damit erledigt?

„Nein!“, meint Raúl Krauthausen – so wie viele andere Fälle auch nicht. In einer Sprachnachricht an den Checkpoint-Podcast „Berliner & Pfannkuchen“ sagt der Behindertenrechtsaktivist: „In den Gerichtsverhandlungen ist klar geworden, dass es seit Jahren Missstände in dieser Einrichtung gibt, und es wird bis heute ein Deckmantel des Schweigens darüber gelegt.“ Mit einem Rechercheteam hat Krauthausen für das Projekt „Ableismus tötet“ deutschlandweit Gewalttaten an Menschen mit Behinderung in stationären Wohneinrichtungen untersucht – die Ergebnisse sind erschreckend (der detaillierte Bericht wird heute vorgestellt).