Der beherzte Rückzug des Linken-Politikers de Masi
In seinem persönlichen Schreiben lobt de Masi im Rückblick den respektvollen Meinungsstreit. Und zeigt damit, wie es besser gehen kann. Von Robert Ide.
Gehen, wenn es gut ist. Auch wenn man gut ist. Um andere besser zu machen. Ihnen eine gute Chance zu geben, auch voranzugehen. Nur wenige Chefs können das. Und noch weniger Politikerinnen und Politiker. Einer dieser wenigen ist der Linken-Finanzpolitiker Fabio de Masi, der dem Bundestag nach der Wahl fehlen wird. Sein am Mittwoch im Internet verkündeter Abschied liest sich wie ein guter Anfang. Für alle, die es besser machen wollen. Auszug: „Ich habe den politischen Meinungsstreit – gerade mit Konservativen und Liberalen – immer als eine Bereicherung empfunden. Denn Widerspruch schult die eigenen Argumente. Wir müssen lernen, respektvoll miteinander zu streiten – so wie in jedem Dorf, in jeder Familie, in jedem Sportverein und in jedem Freundeskreis. Es gibt in verschiedenen politischen Spektren und vor allem in den sozialen Medien die Tendenz, Politik nur noch über Moral und Haltungen zu debattieren. Ich halte dies für einen Rückschritt. Werte und Moral sind das Fundament politischer Überzeugungen. Wer jedoch meint, dass alleine die ‚richtige Haltung‘ über ‚richtig oder falsch‘ entscheidet, versucht in Wahrheit den Streit mit rationalen Argumenten zu verhindern.“ Machen wir’s besser.