Kinderärzte fordern sofortige Rückkehr zum Regelbetrieb an Berlins Schulen
Mehr als 20 Fachärztinnen verlangen in einem offenen Brief, die Schulen „sofort“ wieder zu öffnen. Wir dokumentieren das Schreiben exklusiv. Aus dem Checkpoint. Von Anke Myrrhe und Julius Betschka
Weniger kreativ ist bekanntlich die Schulverwaltung, die die Schulen vor allem deswegen bis zu den Ferien im Wechselunterricht lassen möchte, weil alles andere organisatorisch zu kompliziert wäre. In einem offenen Brief wenden sich nun 27 Kinderärztinnen und Jugendmediziner an den Senat: „Wir fordern Sie auf, die Schulen für den Regelbetrieb zu öffnen, und zwar sofort.“ Sie argumentieren mit sinkenden Infektionszahlen, geringem Risiko, vor allem aber mit der Situation sozial schwächerer Kinder im Homeschooling.
„Kinder können sich ohne soziale Kontakte nicht normal entwickeln. Sie werden verhaltensauffällig, mediensüchtig, depressiv, übergewichtig oder alles zusammen.“ Genau das beobachte man nun in den Kinderarztpraxen, den Kliniken und den Beratungsstellen. „Wie ist es zu rechtfertigen, dass Kulturveranstaltungen wieder stattfinden dürfen, dass Sportvereine trainieren dürfen, dass Erwachsenenbildung in Präsenz stattfinden darf, die Kinder aber weiter so sehr in ihren Grundrechten eingeschränkt werden?“
Auch die „Initiative Familie“ fordert die sofortige Rückkehr zum Regelunterricht. Sie will in der nächsten Woche gleich drei Mal vor dem Roten Rathaus demonstrieren. Dort glaubt allerdings niemand daran, „dass das Thema noch mal aufgemacht wird“, hieß es gestern aus Senatskreisen. Und die Gewerkschaft weist zurecht darauf hin, dass viele Lehrkräfte noch immer nicht geimpft sind.