Katja Kipping im Interview: „Energie sparen beginnt bei den Reichen“
Hitze II. Wenn man zurzeit Politikerinnen interviewt, wird einem schon bei der Vorbereitung die groteske Gleichzeitigkeit der Krisen dieser Zeit klar: Lieber über die Hitze im Sommer reden? Das drohende Frieren im Winter? Pandemie? Inflation? Wohnraummangel? Mein Kollege Robert Kiesel und ich haben mit Berlins Sozialsenatorin und der langjährigen Linke-Bundesvorsitzenden Katja Kipping letztlich über all das gesprochen – und über ihre Pläne, damit diese Krisen nicht, wie Kipping sagt, die Demokratie gefährden. Abonnenten lesen das Interview hier. Für alle anderen gibt’s hier einen Eindruck:
+ „Wir müssen alles tun, um zu vermeiden, dass es zu Gasabschaltungen kommt. Meine Aufgabe ist es, darauf zu drängen, dass die sozialen Folgen abgefedert werden. (…) Vorausschauende Politik bedeutet für mich, zu schauen, was wir tun müssen, damit die Stimmung nicht kippt. Wer jetzt die Sozialpolitik vernachlässigt, spielt am Ende des Tages Putin in die Arme. Es gibt aber ein wirksames Mittel dagegen: soziale Hilfen.“
+ „Ich denke da an ein Netzwerk von Wärmepunkten über die ganze Stadt verteilt. Es braucht ein stärkeres Ineinandergreifen von Nachbarschaftsinitiativen, eine Art Zusammenrücken und den berühmten ‚Berlin Spirit‘. Wir müssen uns unterhaken.“
+ „Eine Vervierfachung oder sogar Versechsfachung der Heizkosten betrifft nicht nur die Ärmsten. Das geht ganz schnell bis in die Mitte der Gesellschaft hinein.“
+ „Je reicher ein Haushalt ist, desto größer ist im Durchschnitt sein Stromverbrauch. Effektives Energiesparen beginnt zuerst bei den Reichen und nicht, indem man ohnehin armen Haushalten mit noch größerer Not und Elend droht.“
+ „Ich verstehe, dass es viele nach Berlin zieht, weil das eine tolle Stadt mit einer tollen Zivilgesellschaft ist. Man muss aber mit offenen Karten spielen: In Flächenländern ist es für Flüchtlinge wahrscheinlich leichter, eine Wohnung, einen Schulplatz oder Pflegeplatz zu finden als in Berlin. Dieses Problem kriegen wir nicht einfach weg geredet.“
Wie Arme jetzt Strom sparen können, warum auch Kipping Sorge vor rechtem Massenprotesten hat und wieso die Linke-Politikerin schon lange kalt duscht, lesen Sie hier.